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Musikerin Mascha Winkels aus Wiehl„Es ist so ranzig, dass es schon wieder geil ist“

Lesezeit 6 Minuten
Mascha Winkels (28) aus Wiehl und der Kölner Schlagzeuger Merlin Zambra (29) sind gemeinsam das Duo „Frau Winzig“. Sie beschreiben ihren Sound als „kompromisslos und ehrlich, humorvoll und zerbrechlich, mal laut und mal leise“.

Mascha Winkels (28) aus Wiehl und der Kölner Schlagzeuger Merlin Zambra (29) sind gemeinsam das Duo „Frau Winzig“. Sie beschreiben ihren Sound als „kompromisslos und ehrlich, humorvoll und zerbrechlich, mal laut und mal leise“.

Bei der Castingshow „The Voice of Germany“ sind Sie im Herbst vor drei Millionen Zuschauern aufgetreten. Haben Sie danach ein Fazit gezogen?

Es hätte nicht besser laufen können, es war der absolute Wahnsinn. Ich hatte ja vorher lange überlegt, ob ich an einer Castingshow überhaupt teilnehmen soll. Ich hab’s dann gemacht und es hatte genau den Effekt, den ich mir erhofft hatte. Die Leute haben mich als Musikerin wahrgenommen, nicht nur als irgendein Castingshow-Sternchen, und durch die Battles auch als wandelbar. Und sag mal, willst du mich nicht lieber duzen? Sonst fühl ich mich alt (lacht).

Klar, gern. Sag: Es war schnell klar, dass du kein Bühnenküken bist, sondern eine erfahrene Sängerin. Hast Du trotzdem etwas mitgenommen?

Ja, ich habe da super viel gelernt. Erstmal in diese Welt einzutauchen, in der man normalerweise nicht steckt, mit Interviews und Blitzlichtgewitter. Ich konnte aber auch stimmlich und technisch viel lernen, und auch viel über mich selbst. Der Druck in der Show ist so groß, das merkt man als Zuschauer gar nicht. Ich hab mich früher selbst immer gefragt, wie stressig so ne Show tatsächlich ist. Oder: „Wie können diese Leute sagen, dass sie dort Freunde fürs Leben gefunden haben?“

Und hat sich Deine Ansicht geändert?

Ja, total. Es ist so eine krasse intensive Zeit. Man kann sich da auch noch mal überlegen: Ist das überhaupt was für mich, die ganze Zeit mit der Gitarre rumzujetten – denn man ist ja wenig zu Hause.

Aber Du konzentrierst dich jetzt voll auf die Musik, oder?

Ja, aber das liegt jetzt nicht an The Voice an sich. The Voice ist kein Karrierestart. Das ist, denke ich, etwas, was man wissen muss, bevor man bei so einer Show mitmacht. Man wird durch die Teilnahme nicht berühmt, es fliegt nichts auf dich zu. Du musst weiter arbeiten, deswegen setze ich jetzt alles auf eine Karte. Und das ist eben die Musik. Ich habe meine Lehrerausbildung abgeschlossen, ich bin abgesichert, aber selbst, wenn ich das nicht wäre: Ich bin komplett am Start. Mit meinem Schlagzeuger Merlin Zambra, den ich vorher schon hatte, habe ich mir ein kleines Team aufgebaut mit einem Techniker, einem Fotografen, einem Videografen, mit einem Mädel, das unser Booking und Artist Management übernimmt, und wir arbeiten jetzt mit zwei richtig dicken Produzenten zusammen. Aber all das kommt nicht auf dich zu, nur weil du bei einer Show mitmachst. Wenn du nicht selber in Bewegung bleibst, dann brauchst du gar nicht erst versuchen, Künstler zu werden.

Zur Person

Mascha Winkels (28), gebürtig aus Wiehl, und ihr Schlagzeuger Merlin Zambra (29) aus Köln treten als Duo unter dem Namen „Frau Winzig“ auf. Mascha Winkels nahm 2018 beim TV-Sender Vox an der Castingshow „The Voice of Germany“ teil, spielte dort vor drei Millionen Fernsehzuschauern und überzeugte gleich beim ersten Auftritt alle fünf Juroren, darunter Mark Foster, Smudo und Michi Beck.

Kommen jetzt nach The Voice andere Leute zu den Shows?

Ja klar, und es kommen auch mehr Leute. Aber das Schönste ist, das die Fans, die ich vorher schon hatte und die ich geschätzt habe, immer noch da sind. Hätte ja auch sein können, dass die sagen: Das ist mir jetzt alles zu kommerziell. Aber die haben das alle gut verstanden und die Fanbase hat sich erweitert. Ich bin total dankbar: Wir durften inzwischen Konzerte in Österreich und in Ungarn spielen, touren durch Deutschland, werden auch für Wohnzimmerkonzerte gebucht und können jetzt auch Support für größere Act spielen, und es macht einfach nur Bock.

Und wie hat sich die Fanbase erweitert?

(lacht) Es kommen überwiegend nach wie vor Frauen. Aber es ist mir im Grunde auch egal, Fan ist Fan. Ich freue mich über jeden einzelnen, der am Start ist.

Es gibt eine neue Single von Frau Winzig: „Samtblau“ heißt sie.

Ja, und wir veröffentlichen dieses Jahr noch zwei weitere Singles. Wir entwickeln unseren Sound gerade weiter. Frau Winzig ist jetzt nicht mehr nur das traurige Mädchen mit der Gitarre, sondern da ist auch ein bisschen Bumms dahinter. Es ist weiter Frau Winzig, mit derben und deepen Texten, die davon handeln, was so nach und vor und während der Liebe passiert. Die Leute fangen an, dazu zu tanzen, und dann denken die sich: „Hä, warum tanze ich eigentlich? Der Text ist doch total traurig.“

Das Open Air

Frau Winzig ist am Donnerstag, 4. Juli, beim Open-Air-Konzert auf Schloss Homburg zu sehen. Angekündigt sind sie dort als „The Girl with the Hat & The Wizard of Camelot“. Sie spielen dort am gleichen Abend wie Michael Oertel, der vor einem Jahr seine erste CD herausbrachte und Blues, Folk und Soul mischt. Einlass ist ab 19.30 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Tickets für 18 Euro (VVK) und 21 Euro (Abendkasse) gibt’s noch.

„Goldmeister“ treten am Freitag, 5. Juli, auf derselben Bühne auf. Das Duo besteht aus Phil Ohleyer und Chris Dunker, die die 1920er-Jahre wieder aufleben lassen. Die Wahlfreiburger kleiden zusammen mit einer sechsköpfigen Rag Time Band deutschen Sprechgesang von Interpreten wie Jan Delay, Freundeskreis oder Peter Fox in eine tanzbare Swinghülle. Tickets noch vorrätig für 27 Euro (VVK: 24 Euro).

Das Schloss Homburg Klassik Open Air geht am Samstag, 6. Juli, ab 19 Uhr über die Bühne. Das WDR Rundfunkorchester (Leitung: Robert Blank) gibt Carl Orffs Carina Burana (Killmayer-Fassung). Dafür gibt es leider keine Karten mehr.

Vorverkaufsstellen: Kölnticket, www.koelnticket.de oder Tel. (0221) 28 01 oder an der Museumskasse Schloss Homburg. (r)

Wer hat den zugehörigen Videoclip gedreht?

Das ist alles selber gemacht, alles selber gefilmt, das sind Aufnahmen aus meinem Leben. Der Song Samtblau ist aus all meinen Reisen, die ich gemacht habe, entstanden und aus all den Lovern, die ich mal hatte, und Merlins Handschrift ist auch deutlich eingeflossen. Wir wollten ein Video machen, das irgendwie ein Video ist und auch keins. Wir haben das zu Hause am Computer mit so einem Billo-Programm zusammengescherbelt und so sollte es halt auch aussehen. Es ist so ranzig, dass es schon wieder geil ist. Wer zu meinen Konzerten kommt, kriegt dann auch die ganze Geschichte dahinter zu hören.

Warum hast Du dir keine Unterstützung geholt?

Alles selbst zu machen ist halt auch das Motto von Frau Winzig, wir wollen zeigen, dass man alles selber machen kann, wenn man nur hart genug daran arbeitet und bereit ist, auch was zu geben. Jeder kann das, man muss es nur machen.

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