Nascha MunisStreetworkerin für zwei Gemeinden

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Streetworkerin Nascha Munis betreut Jugendliche .

Streetworkerin Nascha Munis betreut Jugendliche .

Lindlar – Teenager, die im Winter im T-Shirt zur Schule kommen, einfach, weil es den Eltern egal ist – das gibt es auch in Lindlar und Engelkirchen. Doch sie werden nicht alleine gelassen. Seit Juli haben die beiden Kommunen mit Nascha Munis eine neue Streetworkerin. Angestellt ist sie bei der Caritas. Doch die 33-Jährige versteht sich in erster Linie als Anwalt der Jugendlichen, manchmal auch als Mama-Ersatz. „Ich arbeite für Euch und nicht für eine öffentliche Behörde“ – so stellt sich die Streetworkerin den Jugendlichen vor.

Auch wenn Nascha Munis offiziell Streetworkerin ist, so spricht sie selbst lieber von „aufsuchender mobiler Jugendarbeit“. Wie der Name „Straßenarbeiter“ schon sagt, gehen Streetworker dorthin, wo sich ihre Klienten aufhalten. Niedrigschwellige Angebote und Gespräche sollen Vertrauen schaffen, um  Menschen Hilfe anzubieten, die anders  nicht mehr erreichbar sind. (cor)

„Meine Klientel kommt oft aus bildungsfernen Familien, die Jugendlichen erleben häusliche Gewalt“, schildert Munis. Doch auch in gut bürgerlichen Familien ist längst nicht immer alles in Ordnung. „Wohlstandskinder haben ebenfalls gravierende Probleme“, so Munis, „aber da geht es eher um Dinge wie emotionale Vernachlässigung, Mobbing oder Essstörungen“.

Ihre „Kunden“ trifft die Streetworkerin an verschiedenen Plätzen: An Bushaltestellen, im Freizeitpark Lindlar, in Frielingsdorf und Scheel, am Bahnhof in Engelskirchen. „Sehe ich eine Gruppe, setze ich mich dazu, stelle mich vor und versuche, ins Gespräch zu kommen“, schildert Munis das Prinzip der aufsuchenden mobilen Jugendarbeit. Das klappt nicht immer. Stößt sie beim ersten Mal auf Ablehnung, zieht sie sich zurück, kommt aber wieder. Die Gespräche drehen sich um Themen wie Zoff mit den Eltern, aber auch um Liebeskummer, Schulstress, Drogen oder Alkohol.

Immer unterwegs im VW-Bus

 Allein in Lindlar und Frielingsdorf betreut die 33-Jährige drei verschiedene Cliquen. Alle Gespräche werden vertraulich behandelt. Die Streetworkerin bietet eine Erstberatung an und vermittelt bei Bedarf den Kontakt zu anderen Angeboten. Wer seine Handy-rechnung nicht mehr bezahlen kann, dem hilft vielleicht ein Besuch der Schuldnerberatung. Rund 120 Jugendliche, meist im Alter zwischen 12 und 17 Jahren, wissen inzwischen, wer Nascha Munis ist. Mit einem VW-Bus, ausgestattet mit Laptop, Drucker und Telefon, ist sie regelmäßig unterwegs und bietet ihre Hilfe an. Mittwochs ab 13 Uhr ist sie im Jugendzentrum „move“ in Engelskirchen zu finden, donnerstags ab 17 Uhr im „Horizont“ an der Lindlarer Pollerhofstraße.

Nascha Munis wuchs in Engelskirchen auf und besuchte die Lindlarer Hauptschule. nach einer kaufmännischen Ausbildung holte sie ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach und studierte dann Sozial- und Kulturwissenschaften in Düsseldorf. Für zwei Semester ging sie nach Südindien und war dort für ein Straßenkinderprojekt des „YMCA“, des Christlichen Vereins Junger Männer, tätig. „Eine christliche Organisation mitten in einem muslimischen Slum, da trafen die verschiedenen Kulturen direkt aufeinander“, erinnert sich Munis. „Diese Erfahrungen kann ich hier gut gebrauchen, gibt es doch in Oberberg viele Migrationsfamilien mit einem muslimischen Hintergrund.“ Die vergangenen zwei Jahre lebte Nascha Munis mit Mann und Kindern im israelischen Tel Aviv. Dann entschied sich die Familie zur Rückkehr nach Oberberg.

Seit Juli arbeitet sie als Streetworkerin für die beiden Kommunen. „In Lindlar ist es noch etwas ländlicher, der Zusammenhalt der Jugendlichen untereinander ist enger“, so die Erfahrungen von Munis. Auch die Zusammenarbeit im sozialen Bereich klappe in Lindlar hervorragend. Teenager aus Engelskirchen seien dank Eisenbahnanbindung mobiler und häufiger in Gummersbach oder Köln zu finden.

Im Lindlarer Rathaus hält man große Stücke auf die neue Streetworkerin. „Frau Munis kümmert sich um vieles, was sonst in Familien aufgefangen wird“, lobt Sozialamtsleiter Stephan Windhausen. Bürgermeister Dr. Georg Ludwig ist der Caritas und dem Oberbergischen Kreis dankbar, die die neue Streetworkerstelle ermöglicht haben.

Nascha Munis ist erreichbar unter 01 60/70 77 591, per E-Mail an streetwork@caritas-oberberg.de und via Facebook unter „Streetwork Lindlar Engelskirchen“.

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