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„Mein Auto und ich“Nümbrechter Vierkötter fährt ein Auto, das auch klettern kann

Lesezeit 3 Minuten
Der „Haflinger“ am Abgrund: In Italien kurvte Gerhard Vierkötter mit seinem Militäroldtimer durch anspruchsvolles Gelände.

Der „Haflinger“ am Abgrund: In Italien kurvte Gerhard Vierkötter mit seinem Militäroldtimer durch anspruchsvolles Gelände.

Nümbrecht – Die Geschichte von Gerhard Vierkötters militärgrünem „Haflinger“ könnte auch Hollywood geschrieben haben. Alles ist dabei – Abenteuer und Action, aber auch Trauer. Denn gekauft hat der Nümbrechter Gastwirt den kleinen Jagdwagen der Marke Steyr Puch, Baujahr 1974, nicht: Er war ein Geschenk.

Mit seinem besten Freund Klaus hatte der heute 72 Jahre alte Vierkötter im Sommer 1989 auf einem Bierdeckel während einer Stammtischrunde an einem lauen Abend einen Vertrag aufgesetzt: „Ich wollte das Fahrzeug für 2000 D-Mark gründlich auf Vordermann bringen“, sagt der Besitzer des „Rheinischen Hofs“ in Nümbrecht. Doch nur zwei Monate später war Vierkötter plötzlich Eigentümer des skurrilen Vehikels: Auf dem Weg von Nümbrecht zurück in seine Wahlheimatstadt Genf kam Freund Klaus bei einem Unfall ums Leben. „Und weil seine Witwe wusste, dass ich eine Leidenschaft für besondere Fahrzeuge habe, überließ sie mir den Haflinger.“

Ersatzteile sind noch gut zu bekommen

Das ist das traurige Kapitel in der Geschichte des Geländewagens und des ebenso leidenschaftlichen Zigarrenrauchers. Gebaut wurde der Haflinger, der eigentlich 700 AP heißt, 27 PS hat und nur 600 Kilogramm wiegt, von 1959 bis 1974 in Österreich. 16 647 Exemplare, so berichten Experten, brachte der Automobilbauer Steyr Puch auf die Straße – oder besser gesagt: ins Gelände und ins Gebirge.

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Und damit beginnen dann auch Action und Abenteuer: Nicht nur Jäger, das Bundesheer Österreichs und die Armee der Schweiz schätzen das extrem wendige Fahrzeug, das Steigungen von maximal 60 Prozent meistert, sondern eben auch abenteuerlustige Piloten am Lenkrad. Daher komme übrigens auch der Spitzname „Haflinger“: „Das Auto ist so geländegängig wie eben diese Pferderasse“, erklärt Vierkötter. „Das Nachfolgemodell wurde dann Pinzgauer getauft.“ An fast 40 Liebhabertreffen hat der gelernte Koch bis heute teilgenommen – am Erzberg in den Alpen zum Beispiel, in Kärnten, im Salzkammergut, in Bad Ischl oder auch im Friaul.

Und an diese Tour erinnert sich Vierkötter besonders gern: „Wir kurvten durch die engen Gänge einer Festung aus dem Ersten Weltkrieg“, verrät der Nümbrechter und holt Fotos davon auf den Computerbildschirm. „Da versuche ich gerade, eine Kurve in einem Zug zu nehmen“, sagt Vierkötter etwa und klickt aufs nächste Bild: Der dunkelgrüne Haflinger mit zuschaltbarem Allradantrieb rollt einen Abhang hinab, neben Vierkötter gähnt der Abgrund. „Man muss dieses Fahrzeug einfach benutzen“, sagt er und zieht an der Zigarre. Niemals stehe sein Haflinger lange in der Garage, auch durch Nümbrecht steuert Vierkötter. Übrigens schworen auch Kommunalverwaltungen einst auf dieses Fahrzeug, sie bekamen eine eigene Variante.

Noch vor drei Monaten hat er seinen Youngtimer komplett zerlegt und wieder zusammengebaut. Das sei so eine Männersache, findet Vierkötter und schränkt ein: „Aber der Haflinger hat ordentlich Öl verloren.“ Jetzt aber sei er wieder tipp-top. 2008 hatte Vierkötter bereits das Chassis restauriert und dabei festgestellt, dass nur vier Schrauben das Fahrwerk darunter festhalten. „Allerdings ist es heute sehr schwer, Ersatzteile zu ergattern.“ Nicht nur aus dem Internet bezieht der Gastwirt sein Wissen für solche Arbeiten, sondern vor allem natürlich bei den Treffen in Österreich: Ungefähr 150 Fahrzeuge seien bei einem solchen Treffen zu erleben, überlegt Gerhard Vierkötter und bedauert, dass niemand weiß, wie viele Haflinger weltweit noch unterwegs sind. „Ich habe mal gehört, dass auch in Bomig einer fährt.“ Und wenn er selbst in den Haflinger steige, dann sei Freund Klaus in Gedanken immer dabei.

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