ComputertechnikWolfgang Back und Heinz Schmitz senden aus dem Hobbykeller

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TV-Legende Wolfgang Back (l.) und Heinz Schmitz aus Nümbrecht erklären, wie der Audiokoppler in Backs Hand damals Textnachrichten über das Telefonnetz auf andere Computerbildschirme transportierte.

TV-Legende Wolfgang Back (l.) und Heinz Schmitz aus Nümbrecht erklären, wie der Audiokoppler in Backs Hand damals Textnachrichten über das Telefonnetz auf andere Computerbildschirme transportierte.

Bierenbachtal – Der Computer blubbert, vergeblich versucht das Kommunikationsprogramm Skype – begleitet von jenen skurrilen Geräuschen – eine Verbindung herzustellen. Heinz Schmitz flucht, er klickt hier, klickt da, zieht dort ein Kabel zurecht. Nichts geht, nur Blubbern.

Unterdessen stülpt sein Kompagnon Wolfgang Back Seltsames über den Hörer eines schwarzen, kantig-klobigen Bakelit-Telefons mit Wählscheibe. „Das ist ein Audiokoppler“, erklärt Back, der einst Fernsehgeschichte geschrieben hat: Von 1981 bis 2003 führte der heute 73-Jährige im Westdeutschen Rundfunk durch mehr als 400 Folgen des „Computerclubs“, der damals ersten und lange Zeit einzigen Sendung, die sich mit der immer neuen Technik beschäftigte. Und diese für jedermann erklärbar machte.

Eigenen Youtube-Kanal

So präsentierte der Moderator auch den Audiokoppler: Mit der in den 1980er Jahren rasanten Geschwindigkeit von 30 Zeichen in der Sekunde sausten Nachrichten durch die Telefonleitung. Buchstaben wurden in akustische Signale übersetzt, diese auf der anderen Seite wiederum in Buchstaben umgesetzt, fertig war die Textnachricht. „Das ging aber nur, wenn man nicht hustete und kein Lastwagen draußen vor dem Haus vorbeifuhr“, schildert Back die Anfälligkeit der sensiblen Technik.

Heute steht er mit Heinz Schmitz  erneut vor der Kamera – und sendet online. „hiz.InVideo“ heißt das Format, das aus einem Hobbykeller im Nümbrechter Ort Bierenbachtal kommt und über „YouTube“ läuft. In Bierenbachtal lebt Schmitz, Software-Entwickler und Programmierer der ersten Stunde. Und wenn Back und er auf Sendung gehen, dann sehen bisweilen mehr als 15 000 Menschen zu, die sich für den Computer damals und heute interessieren. „Die meisten Zuschauer hatten wir bei unserer Sendung über Konrad Zuse“, erinnert sich Schmitz und betont, dass der allererste Computer weltweit eine deutsche Erfindung und Zuse, der von 1910 bis 1995 lebte, ihr Schöpfer war. Andere Episoden der jungen Reihe waren der Entstehung von BTX gewidmet oder beschäftigen sich mit jüngsten, wirkungsvollen Erfindungen gegen die Abwehr von Spionen im Internet.

„Ich freue mich, dass mir so viele Fans treugeblieben sind“, verrät Wolfgang Back, der im Mai 2006 auf seinen Internetseiten verkündet hatte, er sei nun im Ruhestand. Danach erkrankte er schwer, seine Frau starb. „Ich zog mich aus allem zurück“, sagt der Kölner, der im Stadtteil Marienburg lebt.

Podcast scheiterte

Aber nicht nur als Experte im „Computerclub“ hat er sich einen Namen gemacht. An der Seite von Jean Pütz hatte er zuvor, von 1974 bis 1981, die „Hobbythek“ moderiert. Versuche, die Computersendung im privaten Regionalfernsehen zu reanimieren, zum Beispiel als Podcast zum Anhören, scheiterten. Zuletzt, bis ins Jahr 2005, war Back als Redakteur der WDR-Sendung „Servicezeit“ im Fernsehen aktiv.

Irgendwann in den 1980er Jahren, so schätzt der Nümbrechter Schmitz, haben sich die Männer kennengelernt. Auch der heute 65-jährige Schmitz war früher journalistisch tätig, schrieb unter anderem für das „Handelsblatt“ und reiste in Sachen Computertechnik rund um den Erdball. Danach verloren sich die Freunde aus den Augen, bis Wolfgang Back Ende vergangenen Jahres plötzlich bei Heinz Schmitz anrief.

Experteninterviews

„Wir beschlossen, unser eigenes Internetformat zusammenzufummeln – aus Spaß und ohne kommerzielles Interesse“, berichtet Schmitz im Kellerstudio, während er weiter an der Skype-Leitung tüftelt. Fünf Kameras stehen da, etliche Mikrofone und Bildschirme. Denn auch Experten interviewt das Duo, nämlich über Skype, die Gespräche werden aufgezeichnet. Diesmal wollen die Männer den Informatik-Professor Thomas Christaller auf den Bildschirm holen. Der 68 Jahre alte Fachmann für Künstliche Intelligenz leitete einst das GMD-Forschungszentrum Informationstechnik, das heutige Fraunhofer-Institut in Sankt Augustin bei Bonn, und erfand Fußballturniere für Roboter.

Bis Christaller bereit ist zum Gespräch und endlich die Skype-Leitung steht, filmen Back und Schmitz kurzerhand etwas Anderes: Hieß im „Computerclub“ eine Rubrik „Back packt aus“ – der Moderator holte Neuheiten aus ihrer Verpackung –, so heißt diese nun „Back packt ein“: Fossilien der Technikgeschichte landen im Karton, diesmal erwischt es den alten Audiokoppler. „Den schenke ich einem Museum“, beschließt Wolfgang Back.

Er und Schmitz freuen sich am meisten darüber, dass nicht nur „Techniksaurier“ wie sie selbst den Sendungen folgen, sondern dass sich immer mehr junge Computerfans von den Männern für die Technik begeistern lassen. Und die funktioniert endlich: Aus der Nähe von Siegburg meldet sich Professor Christaller.

Und die nächste Sendung nimmt endlich ihren Anfang.

www.heinz-schmitz.org

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