Dr. Becker Rhein-Sieg-KlinikIn Nümbrecht dürfen Tiere mit in die Reha

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Nümbrecht – Quietschtiere und Hundemäntelchen, Bürsten, gestrickte Pullöverchen, ein großer Transportkorb – und irgendwo dazwischen ein Pflegebett. So sieht das Patientenzimmer von Irene Röbbeling in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik aus. Man ahnt, wer hier die Hauptperson ist: Dackelhündin Nannerl sollte unbedingt mit, als ihre Besitzerin nach einem Bandscheibenvorfall und Sehnenabriss zur Reha musste. Aber mit Hund in die Menschen-Klinik? „Ich bin sehr froh, dass das in Nümbrecht möglich ist“, sagt die 77-jährige und strahlt. „Ohne mein Nannerl wäre ich sehr einsam, und meine Tochter könnte sie auch nicht wochenlang betreuen, weil sie selbst zwei Katzen hat.“

Hunde in der Klinik

Ins Klinikum Oberberg dürfen Tiere ihre Besitzer aus hygienischen Gründen nicht in die Gebäude und Krankenzimmer begleiten, sind aber als „Besucher“ auf dem Gelände, so Klinik-Sprecherin Angela Altz, im Sinne der Mobilisierung der Patienten durchaus erwünscht.

Das MediClin Reha-Zentrum in Eckenhagen ist laut dem kaufmännischen Direktor Stephan Franz nicht auf Tiere eingerichtet. (ms)

So durfte die Zwergrauhaardackelhündin Einzug halten ins Krankenzimmer. Und Nannerl ist nicht der einzige Hund, der Herrchen oder Frauchen zur Reha begleitet. Bei einem Spaziergang im Kurpark traf Irene Röbbeling jüngst „einen netten Herrn mit Gehhilfen und einem Jagdhund-Mischling“. Und sie staunte nicht schlecht, als sich dieser als Chefarzt der Orthopädie der Rhein-Sieg-Klinik, Professor Dr. Klaus M. Peters, vorstellte. Als Patient erholte sich der Mediziner gerade von einer Operation. „Nach einem Skiunfall brauchte ich eine neue Hüfte“, erklärte er. „Dass ich meine Hündin Mila mitgenommen habe, war Absicht.“ Nicht nur, weil seine Familie zu jener Zeit noch Skiurlaub machte, sondern auch, weil er selbst vor zwei Jahren das Angebot, Tiere zur Reha mitzubringen, eingeführt habe. „Jetzt teste ich das mal – und es funktioniert gut.“

Die „Hundezimmer“ sind in einem eigenen Bereich der Klinik, mit eigenem Eingang und Aufzug, sodass andere Patienten nicht mit den Tieren in Berührung kommen. „Auch meine Mila, die aus einem spanischen Tierheim kommt und mit 14 Jahren taub und nicht besonders fit ist, freut sich, dass sie keine Treppen steigen muss“, schildert der Arzt.

Wer durch den typisch langen Klinikflur geht, dem schallt ein mehrstimmiges „Wau“ und „Wuff“ hinterher. Unten am Eingang gibt es eine Rampe: Darauf steigen die Hunde nach dem Spaziergang, damit sich die menschlichen Patienten nicht bücken müssen, wenn sie ihrem Liebling den winterlichen Schmutz und Salz von den Pfoten putzen. Auch an Pflege- und Reinigungskräfte ist gedacht: Schilder an den Zimmertüren informieren, ob Hund und Besitzer(in) gerade auf Tour auf dem Klinikgelände sind oder eben „Hund allein im Zimmer“ ist.

Und wenn sich jemand doch zu viel zugemutet hat? Schließlich muss sich der Besitzer, oft vor kurzem operiert, auf Gehhilfen oder Rollator stützen, aber selbst für Versorgung und Auslauf der Vierbeiner sorgen. „Dann gibt es die Möglichkeit, die Hunde in der benachbarten Tierarztpraxis unterzubringen“, sagt Peters. Probleme? „Im Gegenteil!“, versichert Mitpatientin Röbbeling. „Alle finden Nannerl mit ihrem blau-weiß karierten Halstüchlein ganz entzückend, weil sie so klein und struppig ist.“ Und manchmal stibitze einer der Mitpatienten für sie eine Scheibe Wurst vom Frühstück. „Natürlich achten wir darauf, dass niemand mit einem bissigen Kampfhund anreist“, schränkt Peters ein, „Auch kommen die Tiere nicht in die Nähe der neurologischen Intensivpatienten.“ Ursprünglich habe man bei der Einführung des Angebots vor allem an Menschen gedacht, die auf Begleithunde angewiesen sind, und nur vier Hundezimmer eingerichtet. „Inzwischen sind es schon zwölf“, berichtet Servicemanagerin Heike Sahm. „Wir hatten auch schon zwei Katzen, die an der Leine spazieren gingen oder im Buggy saßen, einen Papagei und vor kurzem den Beo Rudi Ratlos.“ Irene Röbbeling jedenfalls ist überzeugt, dass Nannerl ihr beim Gesundwerden hilft.

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