Nümbrecht-ElsenrothHoffen auf verlässliche Hilfe für schwerst kranken Jugendlichen

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Die alleinerziehende Mutter Lisa Osenberg mit ihren Kindern Sveja (8), dem schwerst kranken Nico (16) und Felix (18). Beide Brüder wollen das Berufskolleg (im Hintergrund) besuchen.

Die alleinerziehende Mutter Lisa Osenberg mit ihren Kindern Sveja (8), dem schwerst kranken Nico (16) und Felix (18). Beide Brüder wollen das Berufskolleg (im Hintergrund) besuchen.

Elsenroth – Lisa Osenberg ist verzweifelt. Ruhig schlafen kann die 47-Jährige aus Nümbrecht-Elsenroth schon lange nicht mehr, zu groß ist die Sorge um Sohn Nico: Der 16-Jährige ist an Muskeldystrophie erkrankt, er braucht eine helfende Hand – und die zu jeder Zeit: „In der Nacht muss Nico jede Stunde gewendet werden, weil er das aus eigener Kraft nicht mehr schafft.“ Vor den Ferien hat der Jugendliche an der Hugo-Kükelhaus-Schule in Wiehl den Abschluss gemacht: „Als einer der Besten seines Jahrgangs“, freut sich die Mutter.

Sozialamt muss Fülle von Anträgen bearbeiten

Nach den Ferien, und das ist in nicht mal zwei Wochen, will er am Berufskolleg in Gummersbach-Dieringhausen die Fachoberschulreife erwerben und später eine Ausbildung zum Informationstechnischen Assistenten beginnen. Dafür benötigt er – anders als zuvor an der Förderschule – einen Schulbegleiter, über dessen Einsatz das Sozialamt des Kreises entscheidet. „Doch dort lässt man uns zappeln“, sagt Lisa Osenberg und verweist darauf, dass sie bereits im Dezember vergangenen Jahres den Antrag für eine solche Hilfe eingereicht habe.

Dass dieser vorliegt, bestätigt Dr. Christian Dickschen, stellvertretender Sozialdezernent und erklärt – nach mehr als acht Monaten – auf Anfrage dieser Zeitung: „Noch in dieser Woche erhält die Familie den Bescheid, ob der Antrag bewilligt wird oder nicht.“ Gibt es grünes Licht, kommt Hilfe von der „Brücke Südwestfalen“ in Olpe, einem Kooperationspartner des Kreises. Dort stünden derzeit genügend Fachkräfte bereit, heißt es.

Dass die besorgte Mutter bis heute keine Nachricht erhalten habe, liege zum einen daran, dass die zuständige Abteilung zu viele solcher Anträge bearbeiten müsse und derzeit durch Urlaub reduziert sei sowie zum anderen, dass bisher kein Stundenplan für Nico vorgelegt worden sei. „Den brauchen wir aber, um zu sehen, wann der Schulbegleiter benötigt wird.“ Weil Ferien seien, habe Beschaffung länger gedauert. Die Frage, ob diese Verzögerung bei der Kreisverwaltung oder bei der Schulleitung verursacht worden sei, will Dickschen nicht beantworten: „Das ist doch auch egal.“

Für Lisa Osenberg ist das alles anderes als egal. „Schließlich ist bekannt, dass der Unterricht am Berufskolleg täglich von 8 bis 15 Uhr dauert“, betont sie. „Und damit ist doch völlig klar, wann Nico diese Betreuung benötigt.“ In ihrer Verzweiflung hat sich die Elsenrotherin an die Aktion „Helfende Hände Oberberg“ der Waldbröler Ursula-Barth-Stiftung gewandt. Dort würde Geschäftsführerin Bettina Hühn „am liebsten aus der Haut fahren“: „Der Begriff ,Inklusion’ ist beim Oberbergischen Kreis noch nicht angekommen.“

Schließlich habe die Familie ein verbrieftes Recht auf Unterstützung. „Diese Situation ist furchtbar: Wie kann man einer alleinerziehenden Mutter, deren Kind eine Lebenserwartung von 20, vielleicht 25 Jahren hat, das Leben so schwer machen?“, fragt sich Hühn und verweist auf andere Fälle aus der jüngeren Vergangenheit: „Der Kreis hält offenbar viele Eltern erst mal hin.“ In Kürze könnte ein ähnlicher Fall aus Waldbröl hinzukommen.

Zudem hat Lisa Osenberg einen Antrag auf Kostenerstattung bei der Beförderung ihres schwerst kranken Sohnes gestellt: „Bewilligt wurden 13 Cent pro Kilometer“, berichtet die 47-Jährige. Sie fährt Nico in einem Spezialbus, der für ihn und seinen elektrischen Rollstuhl eingerichtet wurde. „Dafür reichen 13 Cent nicht aus.“

Diese Summe gebe indes das Land Nordrhein-Westfalen vor, sagt dazu Dr. Christian Dickschen. „Daran kann der Kreis leider nichts ändern.“ Er empfehle eine Beschwerde bei der Landesregierung.

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