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NümbrechtKonditor Jürgen Triebsch ist der Meister der Verführung

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Der Renner im süßen Sortiment von Jürgen Triebsch ist das Marzipangebiss. Die leckere Masse erhält in einer Kautschukform das passende Aussehen, anschließend wird das essbare Gebiss noch entsprechend angemalt.

Der Renner im süßen Sortiment von Jürgen Triebsch ist das Marzipangebiss. Die leckere Masse erhält in einer Kautschukform das passende Aussehen, anschließend wird das essbare Gebiss noch entsprechend angemalt.

Nümbrecht – Zartschmelzende weiße Schokolade mit duftenden Erdbeerstückchen, edele Trüffel mit echtem Champagner oder Hochzeitstorte mit Blüten und frischer Pralinencreme – wer solche Leckereien zaubert, ist überall gern gesehen. „Die Leute wissen, der Junge macht eine gute Sache“, sagt Jürgen Triebsch nicht ganz unbescheiden.

Der Konditormeister übt seinen Beruf voller Leidenschaft aus und denkt selbst mit 73 Jahren noch lange nicht ans Aufhören. „Sie können mich nachts wecken und ich fange an zu arbeiten“, sagt der drahtige Senior lachend – denn ansehen tut man ihm den Umgang mit den vielen Süßigkeiten nicht. Das ist seinem zweiten Hobby geschuldet, das er 35 Jahre lang ausübte: Judo. 20 Jahre lang führte er nebenher eine Judoschule in Waldbröl. Das könne er zwar wegen seiner Gelenke nicht mehr, aber sportlich unterwegs sei er immer noch. Mal eben mit dem Fahrrad nach Köln und zurück? Für ihn kein Ding!

Marzipanzähne sind sein Markenzeichen

Am liebsten aber widmet sich der Unruheständler, wie er sich selbst nennt, den süßen Versuchungen. Dazu hat er sich in den Räumen der Bäckerei Kühn (vormals Sträßer) in Grötzenberg unweit seines Wohnortes eingemietet. Wenn der Bäcker Feierabend macht, beginnt der Zauberer hier sein verführerisches Werk. Ungestört kreiert er die leckersten Torten, die feinsten Trüffel, die zartesten Pralinen – und Marzipanzähne.

„Das ist der Renner, die macht auch schon mein Enkelsohn“, erzählt Triebsch und holt eine Kautschukform mit einem kompletten Gebissabdruck hervor. In die streicht er – oder mit Vorliebe sein zehnjähriger Zauberlehrling – Marzipanmasse, die, nachdem sie ihre Form verlassen hat, noch entsprechend „geschminkt“ wird. Das machen Opa und Enkel gerne auf Märkten, schon wegen des Vorführeffektes.

Alles nach eigener Rezeptur

Das Modellieren von Marzipan ist denn auch einer der Kurse, die der Konditormeister bei der Volkshochschule oder in der Klinik Nümbrecht leitet. Weitere Kursangebote befassen sich mit der Pralinen- oder Festtagstortenherstellung, dem Umgang mit Gelatine und Hefeteig. „Viele haben Probleme damit“, erklärt Triebsch. Das Gleiche gelte für das Herstellen von Konfitüre, auch so ein Zauberwerk, bei dem er gerne Hilfestellung gibt.

Alle Kunststücke verrät der Pralinenkünstler aber nicht. Die süßen Werke sind nach eigener Rezeptur hergestellt, deren letzter Kniff sein ureigenes Geheimnis bleibt, wie er lächelnd sagt. „Man hat so ein Grundwissen aus 60 Jahren Berufserfahrung“, meint der Konditormeister, der von 1970 bis 1993 das Café Triebsch in Nümbrecht betrieb. Danach reiste er bis zu seiner Pensionierung für die Schokoladenfabrik Kesko durch die Welt. Bis nach Moskau führte ihn sein Auftrag, die Kunden im richtigen Umgang mit der süßen Verführung zu unterrichten.

Sein Enkel solle aber etwas „Richtiges“ lernen, so Triebsch. „Der Beruf ist so kreativ und so schön, aber schlecht bezahlt“, meint er, der heute mit seinen süßen Kreationen auf Märkten im gesamten Umkreis vertreten ist. „Die Leute wollen mich“, sagt er nicht ohne Stolz. Kein Wunder, merkt man doch bei jedem Bissen, dass er mit Liebe gemacht wurde.

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