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Nümbrechter SchulcampusEinrichtungen schließen am Freitag ihre Pforten

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Abschied nehmen werden auch die Schüler, die  hier im Selbstlernzentrum   der   Sophie-Scholl-Realschule von Lehrerin Susanne Weber betreut werden.

Abschied nehmen werden auch die Schüler, die  hier im Selbstlernzentrum   der   Sophie-Scholl-Realschule von Lehrerin Susanne Weber betreut werden.

Nümbrecht – Wer auf dem Nümbrechter Schulcampus die Albert-Schweitzer-Hauptschule sucht, der findet sie im ersten Obergeschoss. Zwei Klassenräume stehen dort den 15 Schülern noch zur Verfügung. Die Zehntklässler sind der letzte Jahrgang, der nun die Hauptschule verlässt: Am Freitag schließt sie ihre Pforten – für immer.

Im gegenüberliegenden Gebäude ist die Sophie-Scholl-Realschule untergebracht – und auch dort ist jetzt die Schule aus. 90 Jugendliche haben dann ihr Abschlusszeugnis in der Tasche. Danach gibt es in diesem Komplex nur noch die neue Sekundarschule.

Rückblick

Im Oktober 2011 beschloss der Nümbrechter Rat das Aus für die Haupt- und die Realschule und sprach sich bei drei Gegenstimmen der damaligen UWG-Fraktion für die neue Sekundarschule aus. Anlass waren drastisch rückläufige Anmeldezahlen der Albert-Schweitzer-Hauptschule.

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Weil vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung auch ein Aus der Sophie-Scholl-Realschule ins Gespräch kam, gab es in Nümbrecht wütende Proteste. Als im März 2012 die erforderliche Anzahl von 75 Anmeldungen mit 81 übertroffen wurde, sprach die Bezirksregierung Köln die Genehmigung zum Aufbau der Sekundarschule aus. (höh)

Und die Mensa. An jenem Flügel, in dem zuletzt die Hauptschüler gelernt haben und von zwei Lehrkräften unterrichtet worden sind, nagt voraussichtlich ab Sommer 2018 der Abbruchbagger. Nümbrecht braucht Platz für den geplanten Integrativen Schul- und Bildungscampus.

„Unsere Kisten sind gepackt“, blickt Nicola Schäbitz zurück und erzählt von Schulbüchern aus den 1970er Jahren, die im Papiercontainer gelandet sind. Schäbitz ist eine von zwei Pädagoginnen, die zuletzt die Hauptschule kommissarisch geführt haben, bei der 40-Jährigen waren es die beiden vergangenen Jahre. Insgesamt war Nicola Schäbitz 15 Jahre lang an der 1970 gegründeten Hauptschule tätig, ab dem kommenden Schuljahr unterrichtet sie in Bergneustadt Hauptschüler. „Ich bin traurig, hier wird eine sehr gute Schule geschlossen.“

Gegenüber greift Rektorin Verena Hertel in ein Regal und fischt ein Bild heraus, das ihr eine dankbare Absolventin einst gewidmet hat. Seit der Gründung der Realschule 1994 hat Hertel diese geleitet, sie sagt: „Je näher der Tag des Abschieds kommt, umso schwerer wird das Herz.“ Für den Rest ihrer Dienstzeit geht sie in leitender Position ans Schulzentrum von Königswinter-Oberpleis. Mit 58 Schülern hat Hertels Einrichtung damals begonnen, im Schuljahr darauf gab es gleich den größten Zuwachs mit 95 Anmeldungen.

„Bis zum Ende sind wir dreizügig gefahren“, betont die Rektorin, die das Aus ihrer Schule nicht kommentieren möchte. „Aber wir haben eine starke Identität geschaffen und ein festes Netzwerk errichtet, um den Schülern einen guten Einstieg in den Beruf zu ermöglichen.“

Das Erbe tritt die Nümbrechter Sekundarschule an: Dort werden alle amtlichen Dokumente, darunter die Zeugnisse, archiviert.

Auch das von Jan wird dabei sein: „Zuletzt war Schule ganz anders“, erzählt der 16-Jährige, der eine kaufmännische Ausbildung anstrebt. „Wir haben unsere Lehrer von einer sehr persönlichen Seite kennen gelernt.“ Für Juline (16) steht jetzt gar der Abschied von einer Familie an. „Unser letzter Jahrgang war ein besonderer – und es macht mich stolz, dass ich dabei gewesen bin.“ Sie möchte an die Höhere Handelsschule in Waldbröl wechseln.

So wie auch Fabian (17) von der Hauptschule, der bedauert: „Mit unserer Klasse geht eine 47-jährige Geschichte zu Ende“ Traurig ist auch Jonas (16), der Koch werden möchte und sich nur darüber freuen mag, dass die letzten Schultage so entspannt waren. „Wir haben zuletzt im Unterricht vieles anders gemacht.“ Acht seiner Klassenkameraden gehen mit dem 10a-Abschluss, sieben haben die 10b-Qualifikation erworben.

Beide Schulen laden für den morgigen Freitag zu Abschiedsfesten ein, die je mit einem Gottesdienst beginnen. Die Hauptschule feiert ab 18 Uhr auf dem Campus. In der GWN-Arena, Gouvieuxstraße, werden ab 17.15 Uhr die Abschlusszeugnisse der Realschule verteilt, um 20 Uhr beginnt die Schließungsfeier mit Dinner und Büfett sowie laut Schulleitung mehr als 550 Gästen. An beiden Orten sind danach Disko und Tanz angesagt.

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