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Schulbuch der ZukunftWie wird das Lernen in Zukunft aussehen?

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Nümbrecht – Wie wird das Lernen in Zukunft aussehen? Auf welche Lehrmaterialien werden sich Schüler und Lehrer einstellen müssen? Thorgai Wilmsmann, Schulleiter des Homburgischen Gymnasiums, sieht große Veränderungen auf die Schulen zukommen: „Das Lernen wird vermutlich immer mehr auf digitale Medien setzen.“ Um dieser Entwicklung schon jetzt Rechnung zu tragen, haben die Schule und das Zentrum für ökonomische Bildung (ZÖBIS), ein Institut im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Siegen, einen Kooperationsvertrag geschlossen.

Die Kooperationspartner kennen sich gut, arbeiten sie doch schon länger miteinander. Im Herbst 2016 startete ein Projekt innerhalb der Schule, in dem Schüler der zehnten Klassen ein elektronisches Schulbuch im Fach Sozialwissenschaften testeten. Das elektronische Schulbuch wurde von Projektleiter Manuel Froitzheim vom ZÖBIS sowie von dessen Geschäftsführer, Dr. Michael Schuhen, in Zusammenarbeit mit Lehrern und Schulbuchautoren konzipiert.

„Vorstellen kann man es sich als eine App auf einem Tablet. Sie ist verlinkt mit der Uni Siegen, wo die Inhalte regelmäßig aktualisiert werden. Die Schüler melden sich über einen QR-Code an, den sie auch nutzen können, wenn sie sich über den eigenen Computer einloggen möchten“, erläutert Froitzheim, der das Projekt in seiner Dissertation beleuchtet. Ein Vorteil des E-Books: Es spart eine enorme Menge Papier ein. Dazu kommt, dass die Schüler sich durch eine interne Vernetzung gegenseitig helfen können. Der 16-jährige Sebastian findet das gut: „Das Lernen fällt leichter, Hausaufgaben gehen schneller.“ Michael Schuhen sieht noch mehr Positives: „Da der Lehrer Zugriff auf die Ergebnisse der Schüler hat, kann er absolut passgenau helfen, wenn es irgendwo nicht läuft.“ Und die Recherche zum Unterricht wird durch den direkten Zugang ins Internet erleichtert. Lehrer Holger Biermann hat allerdings beobachtet, dass gerade diese Möglichkeiten der Kontrolle über Arbeitstempo, Arbeitsschritte und das grundsätzliche Erledigen der Hausaufgaben die Schüler doch irritiert hat. Sebastian und Tim sehen das allerdings nach sechs Monaten mit dem Schulbuch im I-Pad – zur Verfügung gestellt von ZÖBIS – gelassener: „Im Grunde ist die Kontrolle okay, denn so wurde uns gezielt geholfen, wenn es irgendwo hakte.“

Ein erstes Forschungsergebnis gibt es auch schon. Lehrer Marco Zangrando hat die Zehntklässler betreut, die die gleichen Unterrichtsinhalte mit einem klassischen Schulbuch erarbeiteten. Beim Abschlusstest stellte sich heraus, dass die Schüler mit den Tablets besser abschnitten. Ob das elektronische Schulbuch Zukunft hat, können auch die Mitarbeiter von ZÖBIS und die Lehrer am Gymnasium nicht genau voraussagen. Aber Tim und Sebastian sind sich sicher, dass sie das elektronische Schulbuch auch in anderen Fächern nutzen würden.

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