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Weide in OberelbenStammtisch Oberelben baut Blickfänge aus Strohballen

Lesezeit 3 Minuten
Auf der Wiese fanden sich auch schon Schneemann und Nikolaus.

Auf der Wiese fanden sich auch schon Schneemann und Nikolaus.

Oberelben – Straff muss sie sitzen, die weiße Folie. Denn die Oberweite darf nicht verrutschen, eben erst haben Marcel Gill, genannt Schnögi, und Jürgen Runkel Hand angelegt und das Dekolleté in Form gebracht – mit Wasserbällen. Jetzt gilt es, die Braut stramm einzupacken. Und da greift jeder kräftig zu, denn leicht diese Aufgabe nicht: Mehrere Meter hoch sind die Strohballenfiguren, die der Stammtisch Oberelben seit bald einem Jahr ausgerechnet auf einer Koppel an der Straße „Schöne Aussicht“ aufstellt.

„Das Erntepaar 2016, Uta und Klaus Leymann, waren die ersten Figuren“, blickt Sprecherin Heike Vogt zurück und erinnert an die ersten Figuren, die damals an allen drei Zufahrten des Nümbrechter Ortes zu sehen waren. Schneemann und Nikolaus folgten ebenso wie der Osterhase und ein närrisches Regentenpaar. Und zum Feuerwehrfest (14. bis 16. Juli) soll dann ein stattlicher Wehrmann einladen. „Ob wir danach noch weitermachen, ist allerdings fraglich“, kündigt Vogt das Ende einer Aktion an, die so vielen Freude bereitet, nicht nur den Dorfbewohnern: „Immer wieder halten Autos hier an, dann werden Fotos geschossen.“ Doch machen die Figuren eben auch mächtig viel Arbeit, sagt Vogt.

Denn ums Dekorieren allein geht es nicht: Als erstmals ein Brautpaar auf der Weide von Charly Findeisen stand, haute es dem Bräutigam prompt um. „Und das am 12. Mai, am Tag der standesamtlichen Hochzeit“, erinnert sich der echte Bräutigam Andre Adolphs (28) und wehrt sofort ab: „Kein böses Omen!“ Ihm und seiner Liebsten Jessica (27) hat der Stammtisch erstmals ein solches Strohdenkmal gesetzt: „Eine tolle Überraschung“, schwärmt Adolphs noch heute, obwohl der Dorffunk schon geflüstert habe, dass da etwas in der Mache sei. Patrick (39) und Sarah (26) Seebaum sind derweil dabei, als das Hochzeitspaar nicht nur jene Generalüberholung, sondern auch Zuwachs erhält: Schließlich gehört der 14 Monate alte Jannik schon zur Familie. Seine Eltern heiraten am Samstag, 1. Juli.

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Mit einem Erntepaar fing alles an

Klar, dass die Stammtischler noch mal ran müssen: Mit gekonnten Griffen packen sie zu, schnüren mit blauem Seil ein Strohpaket nach dem anderen, bis sich eine kleinere Figur zu den beiden großen gesellt. „Eine schöne Aktion“, freuen sich Sarah und Patrick Seebaum, die genau gegenüber von jenen etwa fünf Quadratmetern Wiese wohnen, die Besitzer Findeisen dem rührigen Stammtisch gern überlässt. Und der verarbeitet alles zu Figuren, was sich irgendwie verwenden lässt.

Diskutiert werden die Ideen natürlich bei kühlem Kölsch in der Gaststätte Gosse, dem Stammquartier der 25-köpfigen Mannschaft, die aus einer WhatsApp-Gruppe entstanden ist: „Diese haben wir gegründet, um 2016 das Erntefest vorzubereiten“, schildert Heike Vogt. Und an einem jener bierseligen Abende sei wohl die Idee mit den Figuren entstanden. „Seither steuert jeder etwas dazu bei.“

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