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Rabbiner besucht Gummersbacher GemeindeWeltcafé für Flüchtlinge begrüßte Dr. Walter Rothschild

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Steinenbrück – Der evangelische Pfarrer Allan Grave weiß, dass viele Muslime ein eher distanziertes Verhältnis zum Judentum haben. Um deutlich zu zeigen, dass in Deutschland alle Religionen friedlich nebeneinander existieren und darüber hinaus aufeinander zugehen, hatte er für Samstag einen besonderen Gast zum Weltcafé ins Gemeindezentrum nach Gummersbach-Steinenbrück eingeladen.

Inmitten von überwiegend muslimischen Flüchtlingen und christlichen Gastgebern nahm der Rabbiner Dr. Walter Rothschild Platz – und gab allein durch seine Anwesenheit ein Beispiel für gelebte Toleranz.

Der in Köln tätige jüdische Gelehrte besucht die Gummersbacher Gemeinde seit mehr als zehn Jahren regelmäßig. Zum wiederholten Male gestaltete er gestern mit Pfarrer Grave den Gottesdienst im Gemeindehaus. Beim offenen Weltcafé, das seit Mitte Oktober regelmäßig Oberberger und Flüchtlinge zusammenbringt, berichtete Rothschild, dass er selbst ein Immigrant sei: Wegen der Arbeit sei er von England nach Deutschland gekommen.

Sein kurzes Grußwort schloss er auf Englisch mit den Worten „I’m pleased to meet you“, dann ließ er sich Kaffee und Kuchen mit Muslimen schmecken. Zuvor hatte Pfarrer Grave den Koran zitiert. Der weise darauf hin: Es komme nicht auf die Religion an, das Wichtige sei vielmehr der Gottesglaube selbst.

Impuls zum Nachdenken

„Die Anwesenheit des Rabbis soll unseren muslimischen Gästen ein Impuls zum Nachdenken sein“, sagte Grave am Rande des Weltcafés. Die Flüchtlinge sollen erkennen, so der Pfarrer: „Wenn sie selbst Gastfreundschaft erfahren, müssen sie auch damit rechnen, dass andersgläubige Menschen ebenfalls Gäste sind.“

Grundsätzlich, so meint Grave, hätten Muslime keine Probleme mit Juden. Im Israel-Konflikt würden jedoch die Religionen instrumentalisiert. Und: Viele Flüchtlinge stammten aus autoritären Staaten, in denen religiöse Gruppen voneinander getrennt werden.

Naeem Khalaf, Flüchtlingshilfe-Koordinator des evangelischen Kirchenkreises und Steinenbrücker Gemeindeglied, machte die Gäste auf eine kalendarische Besonderheit aufmerksam: Obwohl arabische Länder einen anderen Kalender haben, hätten sowohl Jesu als auch Mohammed in diesem Jahr beide am 25. Dezember Geburtstag: „Wenn das kein Friedenszeichen ist!“

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