Drama in Waldbröl13 Katzen nach Tod der Besitzer in der Kälte ausgesetzt

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Mit Flugblättern sucht  Petra Diederich  zwischen Stein, Ifang und Velken nach ausgesetzten Katzen.

Mit Flugblättern sucht  Petra Diederich  zwischen Stein, Ifang und Velken nach ausgesetzten Katzen.

Waldbröl – Seine 13 Katzen hatte das alte Ehepaar über alles geliebt. Ihr Hermesdorfer Haus, ihr Garten und die Waldrandnähe waren für die Samtpfoten ideal. Damit es aber nicht noch mehr würden, hatte die ehrenamtliche Tierschützerin Petra Diederich den alten Leuten geholfen, die Katzen kastrieren und registrieren zu lassen.

Gerettet wurde die ausgehungerte  Fundkatze in Happach.

Gerettet wurde die ausgehungerte  Fundkatze in Happach.

Umso alarmierter war Diederich über einen Anruf des Haustierregisters „Tasso“: Einer der Kater war verwahrlost aufgefunden worden – zwischen Nümbrecht und Ruppichteroth, 14 Kilometer von Hermesdorf entfernt. Nachforschungen ergaben, dass nach dem Tod des Ehepaares vor einem Jahr plötzlich neun Katzen „verschwunden“ waren, darunter der jetzt gefundene Kater. Die restlichen vier soll der neue Hausbesitzer im Sommer einfach in Ruppichteroth ausgesetzt haben.

Zumindest für diese vier Katzen hat der neue Hausbesitzer das auch schon eingeräumt, ist sich aber keiner Schuld bewusst. Er erklärt, sich vorher an die Behörden gewandt zu haben, vergeblich. Dabei ist das Aussetzen von Katzen kein Kavaliersdelikt. Dr. Horst Wehrle vom zuständigen Veterinäramt Gummersbach verweist auf Bußgelder bis zu 25000 Euro und die Verfolgung als Straftat, wenn dabei ein Tier zu Tode kommt. Gegen den Hausbesitzer liegt jetzt eine Anzeige vor.

„Zu Recht“, meint Petra Diederich. Täglich fährt sie zu Futterstellen für 70 streunende Katzen und baut ihnen Schlafstellen. Immer mehr Katzen würden ausgesetzt. Allein das Tierheim Koppelweide, zuständig für Nümbrecht, Wiehl, Gummersbach und Reichshof, nimmt pro Jahr 200 bis 300 Fundkatzen auf. „Gerade im Winter leiden die Tiere“, schildert die Tierschützerin. „Sie hungern, sind verwurmt, werden gejagt, überfahren oder gehen in der Kälte zugrunde.“ Eine Mitschuld trage aber auch die Stadt Waldbröl. Ähnliches beklagt eine Anwohnerin aus Happach, der eine Katze zugelaufen war. Niemand, auch nicht das Ordnungsamt, habe sich für zuständig gehalten.

„Hier gibt es kaum ausgesetzte Katzen“, entgegnet Eckhard Becker von der Waldbröler Stadtverwaltung. „Und wenn, kommen sie gut alleine klar.“ Dabei hat das Oberverwaltungsgericht in Münster im August entschieden, dass sich Kommunen sehr wohl um aufgegriffene Katzen kümmern müssen – ein Urteil, das Becker nach eigenen Angaben bisher nicht kannte.

Von Tierschützern gebaute Schutzhäuser (r.u.) sollen im Winter wärmen.

Von Tierschützern gebaute Schutzhäuser (r.u.) sollen im Winter wärmen.

Die Gründe, die Kommunen ins Feld führen, um ihre Zuständigkeit abzulehnen, findet Petra Diederich absurd. In Köln würden die Tierheime helfen, in Nümbrecht das Wiehler Tierheim Koppelweide. „In Waldbröl“, so Diederich, „steht man alleine da.“

Der in Happach gefundene Kater konnte inzwischen gerettet werden. Nun hofft Petra Diederich, dass Anwohnern in Ruppichteroth oder Nümbrecht auch die anderen Katzen entdecken, etwa wenn sie bei Frost Hilfe suchen.

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