Nach 15 JahrenKlaus-Peter Flosbach verlässt den Deutschen Bundestag

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Die Füße hochlegen könnte Klaus-Peter Flosbach zu Hause in Waldbröl-Puhl demnächst öfter. Trotzdem weiß er schon, was er mit der Zeit anfangen will, die er nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag hat.

Die Füße hochlegen könnte Klaus-Peter Flosbach zu Hause in Waldbröl-Puhl demnächst öfter. Trotzdem weiß er schon, was er mit der Zeit anfangen will, die er nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag hat.

Puhl – „Ich merke schon, dass es weniger wird“, sagt Klaus-Peter Flosbach. Es gebe noch einiges abzuarbeiten, und nach der Sommerpause gibt es im September noch einmal eine Sitzungswoche. Ende Oktober steht dann der offizielle Wechsel an. Für Flosbach, der auch dem Verwaltungsrat und dem Prüfungsausschuss der Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie dem Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und dem Haushaltskontrollausschuss angehört, wird es eh ein langsamer Abschied. „Man hat uns gesagt, dass die Positionen erst im Januar neu besetzt werden. Ich habe also noch in Berlin zu tun.“

Beim Blick zurück auf die vergangenen anderthalb Jahrzehnte in der Hauptstadt ist es dann auch die Finanzmarktkrise, die er als einschneidendstes Erlebnis nennt. „Alle gingen davon, das läuft“, erinnert er sich an die Phase vor dem Crash 2008. Tatsächlich, so wisse man heute, dass die Banken damals einfach nicht mehr das klassische Risiko geprüft hätten.

Aufregende Zeit für Flosbach

Für Flosbach, der mitten in den Ausläufern der Krise 2011 Finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wurde, eine aufregende Zeit. „Wir haben damals eng mit der Bundeskanzlerin zusammengearbeitet. Jeden Montag habe ich in einer Runde mit Wolfgang Schäuble zu Mittag gegessen und die wichtigsten Fragen beraten.“ Kritik daran, die Politik habe nicht genug getan, um den Finanzmarkt zu regulieren, weist er zurück: „Mehr als 40 Gesetze haben wir seitdem verabschiedet. Die Banken stöhnen bis heute.“ Noch mehr zu regulieren, sei gar nicht gegangen. „Ich erinnere mich an die Koalitionsverhandlungen 2013 mit der SPD. Wir haben uns auf eine Nachtsitzung vorbereitet und überlegt, was die alles fordern könnten.“ Dann sei Peer Steinbrück hereingekommen und habe ein Blatt auf den Tisch gelegt: „Darauf standen acht Punkte, die wir alle unterschreiben konnten.“

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Auch bei der Rettungspolitik für Griechenland war Flosbach mit der Politik der Regierung im Reinen – anders als sein bergischer Kollege Wolfgang Bosbach: „Wir haben uns immer gut verstanden, aber in diesem Punkt war ich lange anderer Meinung.“ Als Grund nennt Flosbach die Ansteckungsgefahr: „Es ging ja nicht nur darum, Griechenland zu retten, sondern auch darum, ein Übergreifen auf andere Länder zu verhindern.“ Finanzpolitik, Atomausstieg, Abschaffung des Wehrdienstes – in 15 Jahren erlebte Flosbach eine ganze Reihe von Kursänderungen seiner Partei. Zu einem angeblichen Linksruck der CDU sagt der 65-Jährige aber: „Ich würde nicht sagen, dass ich mich jetzt als Sozialdemokrat fühle.“

Ministerposten oder Staatsekretär? Lieber das Haus renovieren

Dass jemand wie er, der so nah an den Schalthebeln der Macht saß, mehr hätte werden können, zum Beispiel Minister oder Staatssekretär – daran will Flosbach, der 2014 Vorsitzender des Parlamentarischen Finanzmarktgremiums wurde, auch im Rückblick keinen Gedanken verschwenden. Da schaut er lieber nach vorne: Er möchte sein Haus in Waldbröl-Puhl renovieren. Ein bisschen Zeit, Oberberg mit dem E-Bike zu erkunden und Musik zu machen, soll auch bleiben. Auf die Gesundheit will er achten, nachdem er 2014 einen Herzinfarkt erlitten hat. Danach habe er seine Ernährung umgestellt und regelmäßiger Sport getrieben. „Und man muss auch schon mal auswählen, was man als Abgeordneter alles macht.“

Ganz aus dem politischen Raum verschwinden will Flosbach trotzdem nicht. Gerade Afrika und die Entwicklungspolitik beschäftigen ihn. Wie fast seine ganze Familie: Sohn Johannes arbeitet zum Beispiel als Manager einer Firma in Nigeria. Angesichts vieler Flüchtlinge, die von dort nach Europa wollen, sagt der Vater: „Wir haben die Entwicklung in diesen Ländern zu lange auf die leichte Schulter genommen. Jetzt wird es dramatisch.“ Und er weiß ganz genau: „Ich habe da jetzt mehr Freiräume, weil ich nicht mehr kandidiere.“

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