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Von Kohle, Dampf und alten ZeitenStefan Mück war Zugführer der Bröltaler Eisenbahn

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Waldbröl war die Endstation der Strecke.

Waldbröl war die Endstation der Strecke.

Waldbröl – „Das ist lange her. Ich weiß doch kaum noch ’was.“ Angesprochen auf seinen ersten Arbeitsplatz nach dem Zweiten Weltkrieg, ist der 93-jährige Stefan Mück aus Altwindeck zunächst zurückhaltend. Aber als er im Gespräch mit Ulrich Clees in seiner Erinnerung wieder auf die Plattform der Schmalspurwaggons der legendären Bröltalbahn steigt, sind viele Details wieder da. „Ich war Zugführer. Und manchmal mussten wir nachts um drei die Leute vom Pützchens Markt abholen. Dann waren wir erst um vier, fünf Uhr zurück in Waldbröl.“

Clees ist Lehrer und wohnt in Bonn-Ramersdorf. Mit dem Bahnvirus, dem leidenschaftlichen Interesse an der Eisenbahn an sich und der Bröltalbahn im Besonderen, wurde er in seiner Heimatstadt Waldbröl infiziert, die immerhin einmal drei Bahnhöfe hatte. In den vergangenen Jahren hat er versucht, bei den noch lebenden Zeitzeugen Details aus Geschichte und Betrieb der Schmalspurbahn zu erfragen.

In Ziegenhardt die Liebe entdeckt

Mück, der bis vor kurzem in Altwindeck lebte und nun im Seniorenzentrum Sankt Josef in Windeck-Dattenfeld wohnt, war schon während des Kriegs einmal ins Bröltal gekommen. Nach amerikanischer Gefangenschaft verschlug es ihn wieder dorthin. Am 13. Februar 1946 wurde er Schaffner bei der Bröltaler Eisenbahn, der ältesten Schmalspurbahn für den Personenverkehr in Deutschland. Und die Haltestellen zwischen dem Endbahnhof in Waldbröl und dem Hafen in Beuel kann er bis heute lückenlos aufzählen. Zu einigen fallen ihm auch spontan Geschichten ein.

So lernte er in Ziegenhardt seine Ehefrau kennen. In Ahe hätten ihn die schönen Häuser beeindruckt und nach Schönenberg sei er mit seiner Frau oft zur Kirche gegangen. Erinnerungen hat Stefan Mück auch an Felderhoferbrücke, das heutige Ruppichteroth-Bröleck, und an Büchel. „Das war etwas ganz Besonderes“, berichtet er vom längst abgerissenen Bahnhof und der Gaststätte mit Kegelbahn. „An Schloss Herrnstein ist oft Graf Nesselrode eingestiegen. Der ist aber meist auf der Plattform bis Ingersau mitgefahren.“ Dass der Zug unmittelbar nach dem Krieg nur bis Allner fuhr, weil die Brücke zerstört war, weiß er genau. In Beuel hätten die Passagiere aus dem gleichen Grund mit kleinen Booten übersetzen müssen.

Als Schaffner und Zugführer war Mück nicht nur im Bröltal mit Personen- und Güterzügen unterwegs. Er erinnert sich genau an Abschnitte der Bahnstrecke nach Asbach, auf der auf Rollwagen-Waggons der Bundesbahn zu Steinbrüchen und Betrieben etwa in Krautscheid transportiert wurden. Auch den Abzweig der Bahn nach Siegburg befuhr er.

Im Gespräch mit Ulrich Clees tauchen in Mücks Erinnerung auch Namen auf: Der des legendären Stationsvorstehers Hohnscheid, ebenso wie der des Gastwirts Gerhardus, der bei der Ankunft des Zugs stets auf Gäste hoffte. Wo im Endbahnhof die Schlüssel für die Gleissperren hingen, weiß Mück ebenso noch genau wie die Abläufe an Kohlehaufen und Greifer im Lokschuppen, wenn morgens um 4.45 Uhr die Dampflok bereitgestellt werden musste.

Wehmütig erinnert sich Mück schließlich an die ersten Gleisabbauten Richtung Ruppichteroth Mitte der 50er Jahre. Zuletzt sei er als Schaffner im Bus der „Rhein-Sieg“ mitgefahren und habe Fahrkarten verkauft. „Das war’s schon“, sagt er nach langem, spannenden Gespräch.

Zurzeit plant Ulrich Klees ein Buch, für das er noch Material, zum Beispiel Fotos oder Fahrscheine sucht. Wer helfen kann, der melde sich unter V (0228) 2 42 33 65.

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