Beerdigung des AltkanzlersHelmut Kohls Sarg fuhr in Wiehler Bestattungswagen

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Die Fahrt durch Ludwigshafen beeindruckte Dirk Schumacher besonders

Die Fahrt durch Ludwigshafen beeindruckte Dirk Schumacher besonders

Wiehl/Speyer – Als die Wagenkolonne mit dem Leichnam Helmut Kohls durch Ludwigshafen fuhr, wurde sich Dirk Schumacher des historischen Augenblicks erst richtig bewusst. „Trotz aller Konzentration auf meine Aufgabe war das ein sehr bewegender Moment. Die Menschen applaudierten zu Ehren des Kanzlers, viele warfen Blumen auf unsere Fahrzeuge“, berichtet der 34-Jährige und blickt durch das Fenster auf den Innenhof seines Bergischen Bestattungshauses in Wiehl-Breidenbruch. Dort steht der Bestattungswagen, in dem der Kanzler der Einheit am Wochenende seine letzte Reise antrat.

 In seinem Bestatterwagen wurde der Sarg Helmut Kohls transportiert.

 In seinem Bestatterwagen wurde der Sarg Helmut Kohls transportiert.

Seit mehr als zehn Jahren ist Schumacher in der Branche selbstständig, doch nie zuvor war er in eine solch große Zeremonie eingebunden. Der Denklinger war Teil des rund 20-köpfigen Teams unter der Leitung des Bestattungshauses Tobias Göck aus Speyer, das die Beisetzung des Altbundeskanzlers durchführte.

„Über meinen Leichenwagen waren die Organisatoren auf mich aufmerksam geworden.“ Schumacher besitzt eine Sonderanfertigung der Firma Binz, wie es sie bundesweit nicht allzu häufig gibt. Der umgerüstete Mercedes verfügt unter anderem über große Fenster im Sargraum und Halterungen für Standarten. Bevor er ihn im März kaufte, war der Wagen bereits bei der Bestattung des Alt-Bundespräsidenten Roman Herzog im Januar eingesetzt worden.

Er  selbst fuhr das Kranzauto dahinter. Jetzt erfüllt der Wagen wieder seinen normalen Dienst.

Er  selbst fuhr das Kranzauto dahinter. Jetzt erfüllt der Wagen wieder seinen normalen Dienst.

Gemeinsam mit einem Mitarbeiter fuhr Schumacher am Donnerstag nach Speyer, um an der Besprechung im Bestattungshaus Göck teilzunehmen. Die Trauerfeier und Schumachers Mitwirkung waren minutiös geplant. Drei weitere baugleiche Wagen waren an der Trauerfeier beteiligt. Nach weiteren Besprechungen und Proben lief die Trauerfeier am Samstagmorgen an.

Sarg am Helikopter-Landeplatz abgeholt

Zwei andere Leichenwagen brachten zunächst Kohls sterbliche Überreste von seinem Heimatort Oggersheim bei Ludwigshafen zur Gedenkfeier im Straßburger EU-Parlament. Von dort flog ein Hubschrauber den Sarg zurück nach Deutschland. Schumacher berichtet: „Vom Helikopter-Landeplatz haben wir den Sarg abgeholt.“ Schumacher half, Kohls Sarg vom Hubschrauber in seinen Wagen zu tragen – ein ehrfurchtgebietender Moment, „doch die professionelle Konzentration stand auch da im Vordergrund“.

Er selbst saß nicht am Steuer seines Autos, in dem der Sarg transportiert wurde. Den fuhr der federführende Bestatter Göck, an seiner Seite Kohls Witwe. Der Oberberger lenkte den dahinterfahrenden Leichenwagen mit dem großen Rosenkranz an Bord. Die Wagenkolonne fuhr über die gesperrte Autobahn zunächst nach Ludwigshafen und von dort zum Schiffsanlegeplatz am Rhein, wo der Sarg auf die MS Mainz verladen wurde. In Speyer nahmen Schumacher und Kollegen den Sarg wieder in ihre Fahrzeuge und brachten ihn in den Dom. Nach der Trauerfeier folgte schließlich Kohls letzte Reise in dem Wiehler Fahrzeug zur Grabstelle im Konrad-Adenauer-Park.

„Es war eine große Ehre, dass ich einen Beitrag zur Trauerfeier des Altkanzlers leisten konnte“, sagt Schumacher. Dass er dabei auch prominenten Personen wie Kanzlerin Merkel und dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton nahe kam, trete in den Hintergrund. Der Familienvater sagt: „Als Bestatter erfüllt es mich mit Stolz, dass alles reibungslos im Sinne der Hinterbliebenen abgelaufen ist.“

Der Wagen, in dem Kohls Sarg gefahren wurde, erfüllt nun jeden Tag wieder seinen ganz normalen Dienst, sagt Dirk Schumacher: „Obwohl damit ein kleines Stück Geschichte geschrieben wurde.“

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