„Jugend forscht“14-jähriger Lindlarer gewinnt 1. Preis beim Wettbewerb

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Bundessieger Stefan Kemmerich zwischen Moderator Ranga Yogeshwar (l.) und Professor Dr. Karl J. J. Mayrhofer, Direktor des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien der Forschungszentrum Jülich GmbH.

Bundessieger Stefan Kemmerich zwischen Moderator Ranga Yogeshwar (l.) und Professor Dr. Karl J. J. Mayrhofer, Direktor des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien der Forschungszentrum Jülich GmbH.

Wipperfürth/Lindlar – Er ist erst 14 Jahre alt und gehört schon zu den besten Nachwuchswissenschaftlern in ganz Deutschland. Stefan Kemmerich aus Lindlar gewann im Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ den 1. Preis im Fachgebiet Biologie. Zudem zeichnete die Deutsche Zoologische Gesellschaft ihn mit einem Sonderpreis aus.

Der Neuntklässler des Wipperfürther St. Angela-Gymnasiums untersucht die Ökologie der Bärtierchen – achtbeinige, rund 0,8 Millimeter große Lebewesen mit erstaunlichen Fähigkeiten. Die Winzlinge überstehen selbst einen mehrmonatigen Aufenthalt in der Gefriertruhe oder im Vakuum des Weltalls völlig problemlos. Stefan hat Bärtierchenpopulationen, die auf Moosen leben, analysiert. Und dabei konnte er erstmals nachweisen, dass vor allem Licht und Feuchtigkeit einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbreitung haben.

Dabei geht der 14-Jährige streng wissenschaftlich vor. „Erst formuliere ich eine Hypothese, dann baue ich darauf Experimente auf, erfasse Daten und werte sie statistisch aus“, erklärt er.

Dr. Sven Baszio, Vorsitzender der Jury und zugleich Geschäftsführer der Stiftung „Jugend forscht“ ist von der Arbeit schwer beeindruckt. „Die Systematik, die Stefan bei seinen Forschungen an den Tag legt, und die methodische Breite haben die Jury begeistert“, berichtet er. Und so habe man sich im Fachbereich Biologie sehr schnell auf Stefan Kemmerich als Sieger geeinigt.

Eigentlich ist er noch zu jung

Das Gros der „Jugend-Forscht-Finalisten kommt aus der Altersgruppe 16 bis 19 Jahre. Streng genommen ist Stefan Kemmerich mit seinen 14 Jahren noch zu jung für „Jugend forscht“ und müsste eigentlich in dem Schülerwettbewerb „Schüler experimentieren“ teilnehmen. Doch den hat er bereits im Vorjahr gewonnen. Also durfte er jetzt in der „Profi-Liga“ antreten.

Nach dem Abitur - das steht für Stefan schon heute fest - will er Biologie oder Chemie studieren und dann weiter in der Forschung arbeiten. Dabei kann er auf Unterstützung zählen. „Wir werden ihn aufmerksam im Blick behalten und ihn weiter fördern“, verspricht Baszio.

Dr. Alois Dederichs, Lehrer für Physik und Chemie, betreut die „Jugend-forscht-AG“ am Erzbischöflichen St. Angela-Gymnasium, zusammen mit Dr. Susanne Wolff. Auch er war beim Wettbewerb in Erlangen dabei und wahrscheinlich aufgeregter als sein Schützling. „Ich hatte im Vorfeld mit Platz drei oder vier, vielleicht mit Platz zwei gerechnet“, sagt er. Denn das Niveau der anderen Jungforscher sei schon sehr hoch gewesen. Bis zur feierlichen Preisverleihung wurden die Namen der Sieger unter Verschluss gehalten - umso größer war dann die Freude und Überraschung, als Stefan Kemmerich zum Bundessieger ausgerufen wurde.Der 14-Jährige, der in Erlangen von seinen Eltern begleitet wurde, kennt mittlerweile die Abläufe bei Jugend-forscht-Wettbewerben. Am ersten Tag baute er zusammen mit seinem Vater seinen Stand auf. Am zweiten Tag wurde es dann ernst.

Stefan Kemmerich präsentierte seine Forschungen über die winzigen Bärtierchen am Stand in Erlangen, neben anderen Jungforschern aus ganz Deutschland.

Stefan Kemmerich präsentierte seine Forschungen über die winzigen Bärtierchen am Stand in Erlangen, neben anderen Jungforschern aus ganz Deutschland.

Erst musste jeder Teilnehmer vor einer vierköpfigen Fachjury einen Kurzvortrag halten, gefolgt von einer 20-minütigen Fragerunde. „Die Jury wollte zum Beispiel von mir wissen, wie ich meine Daten analysiere“, erzählt Stefan. Vor allem der Austausch mit den anderen „Jugend-forscht“-Teilnehmern sei toll gewesen, mit Jugendlichen, die alle ähnliche Interessen haben. Über den Sonderpreis der Zoologischen Gesellschaft freut sich der 14-Jährige ganz besonders, ist damit doch eine Einladung zur Jahrestagung verbunden. „Da kann ich mich mit Wissenschaftlern aus ganz Deutschland austauschen“, sagt Stefan.

Das Preisgeld von insgesamt 3000 Euro will der Schüler größtenteils in neue Fachliteratur und Ausrüstung stecken, „aber einen Teil werde ich wohl auch zurücklegen“.

JUGEND FORSCHT

Der 52. Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ fand vom 25. bis 28. Mai in Erlangen statt. 134 Jungen und 44 Mädchen, die sich über die Regional- und Landsebene qualifiziert hatten, traten in sieben Gebieten an: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo-/Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik.

An dem europaweit größten Jugendwettbewerb im Bereich Naturwissenschaften nehmen jährlich über 10.000 Schüler teil.

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