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Bergischer AusbildungstagAusbilder buhlen um Schulabgänger

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Auch die Firma Voss war auf der Ausbildungsmesse am Berufskolleg vertreten.

Auch die Firma Voss war auf der Ausbildungsmesse am Berufskolleg vertreten.

Wipperfürth – Kreischend frisst sich die Trennscheibe durch das Metall, Funken sprühen, sofort bildet sich ein kleiner Menschenauflauf. Junge Männer recken die Hälse. Die August Rüggeberg GmbH hat beim 1. Bergischen Ausbildungstag einen richtig guten Platz erwischt. Wer den Schulhof an der Ringstraße betritt, muss zwangsläufig am blauen „Pferd-Tool-Mobil“ vorbei, vor dem Daniel Schmidt die Produktpalette aus Marienheide in Szene setzt.

Neue Ausbildungsgänge dank Schulfusion

Die Konkurrenz ist groß. Über 70 Aussteller und Institutionen informieren über Bildungsgänge, Lehrstellen und Zukunftsaussichten. Sämtliche größeren Firmen aus Oberberg sind da, dazu kommen Studienberatungen der näheren Hochschulen, Abordnungen diverser Verwaltungen und natürlich Porträts der Ausbildungen am gastgebenden Bergischen Berufskolleg.

Bisher war die Veranstaltung als Berufsbildungstag bekannt, in diesem Jahr einigte man sich – nach der Fusion mit dem Berufskolleg Wermelskirchen im Februar dieses Jahres – auf den Titel Bergischer Ausbildungstag. Durch den Zusammenschluss stellen sich jetzt erstmals auch die Erzieher in Wipperfürth vor.

Trotzdem führe jeder Standort einen eigenen Aktionstag durch, berichtet Schulleiterin Sylvia Wimmershoff. „Die Betriebe und die Jugendlichen sind regional sehr stark verhaftet. Außerdem stehen wir für Ausbildung vor Ort.“ Am Dienstag finde deshalb eine ähnliche Ausstellung in Wermelskirchen statt.

An den Wipperfürther Ständen sind die Zeiten, in denen man lediglich einen Kugelschreiber und die besten Wünsche für die Zukunft erhielt, jedenfalls lange vorbei. Alle Unternehmen, gerade die Metalltechniker, buhlen mit teils spektakulären Aktionen um Aufmerksamkeit. Wer bei der Voss Fluid das Modell einer Hydraulik-Verbindung unter einer Minute zusammenbastelt, erhält eine Powerbank. Wer scheitert, erhält zumindest einen Trostpreis aus der Hand eines Roboters.

Nicht alle bekommen die Wunschausbildung

Lukas-Erzett präsentiert eine Sortieranlage für Kugeln, die Azubis aus Lichtschranken, Steuerungen, Touchscreen und allerlei Pneumatischem gebaut haben. Rüggeberg lässt einen kleinen Kran durch den Klassenraum flitzen, der Dinge sortiert und dabei die Last anzeigt. „Wenn du junge Menschen begeistern willst, musst du Handfestes zeigen“, sagt Stefan Rustemeier, Pferd-Ausbildungsleiter für die technischen Berufe. Aktuelles Sorgenkind sei vor allem der Nachwuchs zum Maschinen- und Anlagenführer. „Eine echte Chance für junge Leute mit viel Spielraum nach oben“, so Rustemeier.

„Auf eine Lehrstelle als Industriekaufmann bekommen wir gut 70 Bewerbungen“, verrät Gereon Schmitz, Personalleiter bei ONI. Um einen einzigen künftigen Mechatroniker für Kältetechnik zu finden, müsse das Unternehmen dagegen ziemlichen Aufwand betreiben. Dass man mit der vermeintlich zweiten Wahl aber richtig gut fahren kann, beweist Rico Brochhaus am ONI-Stand. Einst bewarb er sich in der Habbach als Industriekaufmann, aber alle Plätze waren bereits besetzt.

Schmitz bot ihm deshalb einen Praktikumsplatz bei den Systemplanern an, früher als technische Zeichner bekannt. Inzwischen steht Brochhaus kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung und will sich ein Arbeitsleben ohne die 3-D-Zeichnungen gar nicht mehr vorstellen. „Es war die absolut richtige Entscheidung“, sagt der 23-Jährige.

Schmitz wiederum betont, stellvertretend für viele, den Wert des Bergischen Ausbildungstages für die Unternehmen. „Solche Veranstaltungen bergen ein unglaubliches Potenzial und bringen uns in Sachen Nachwuchs regelmäßig ein gewaltiges Stück weiter.“

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