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Bundesweites ProjektIn Oberberg werden Nistplätze des gefährdeten Rotmilans erfasst

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Landschaften, wie hier bei Wipperfürth-Finklenburg, sind der ideale Lebensraum für den Rotmilan. Florian Schöllnhammer beobachtet im Auftrag der Biologischen Stationen Rhein-Berg und Oberberg die Population des heimlichen Wappenvogels Deutschlands.

Landschaften, wie hier bei Wipperfürth-Finklenburg, sind der ideale Lebensraum für den Rotmilan. Florian Schöllnhammer beobachtet im Auftrag der Biologischen Stationen Rhein-Berg und Oberberg die Population des heimlichen Wappenvogels Deutschlands.

Wipperfürth/Oberberg – Kleine Wälder, viele Weiden, wenig Verkehr. Die Landschaft oberhalb von Wipperfürth ist ein ideales Jagdrevier für den Rotmilan. Florian Schöllnhammer ist seinerseits auf der Jagd nach dem seltenen Greifvogel: Mit dem Fernglas sucht er den Waldrand bei Finklenburg nach Nestern des Rotmilans ab, der auch als heimlicher Wappenvogel Deutschlands gilt. Denn: „Rund die Hälfte der europäischen Rotmilan-Population nistet in der Bundesrepublik“, erklärt Florian Schöllnhammer.

Waldbesitzer können helfen

Schöllnhammer ist Mitarbeiter der Biologischen Stationen Rhein-Berg und Oberberg, die an dem bundesweiten Projekt „Rotmilan, Land zum Leben“ teilnehmen. Mit dem Projekt soll der Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Vogels erforscht werden. Die Mitarbeiter dokumentieren die Nester und die Bruterfolge. Ziel des Projekts ist es, mit den Ergebnissen den Rotmilan gezielt zu schützen.

2015 wurden rund 230 Quadratkilometer Land in der Region intensiv untersucht. „Wir glauben inzwischen, dass das Vorkommen im Bergischen Land größer ist, als bislang angenommen“, sagt Schöllnhammer. 2015 wurden im Bergischen 40 Brutnachweise dokumentiert. Ältere Untersuchungen gingen bislang von maximal 40 Paaren in ganz NRW aus.

Projekt

Die Biologische Station Rhein-Berg/Oberberg beteiligt sich an einem bundesweiten Projekt zum Schutz der Gabelweihe, wie der Milan wegen seines gegabelten Schwanzes auch genannt wird. Gemeinsam mit acht weiteren Teilregionen in Deutschland werden in einer Projektarbeit Rotmilan-Nester erfasst und Bruterfolge kontrolliert.

Ziel der Aktion: Die Land- und Forstwirtschaft, die es mit den gefiederten Gästen zu tun hat, soll über Möglichkeiten einer Rotmilan-freundlichen Landnutzung informiert und für den Schutz der Art sensibilisiert werden.

Für Land- und Forstwirte gibt es von der Deutschen Wildtier-Stiftung den Leitfaden „Praktische Maßnahmen zum Schutz des Rotmilans“, als begleitendes Material. Der Leitfaden kann über die Rotmilan-Projektseite im Internet kostenlos heruntergeladen werden.

Informationen gibt es auch direkt beim Projektbetreuer Florian Schöllnhammer, Telefon 01 51/704 175 89.

Aufklärungsarbeit leisten

Das Bergische bietet dem Rotmilan gute Jagdgründe. „Man nennt den Rotmilan auch die Waldpolizei“, sagt Schöllnhammer. Der Vogel greift sich zum Beispiel Feldmäuse und Maulwürfe. Die findet er auf den Grünlandflächen des Bergischen, nicht aber in den Regionen mit intensivem Ackerbau. Teil der Arbeit im Rotmilan-Projekt ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten: „Wir sprechen Land- und Forstwirte an und informieren Waldbesitzer“, so Schöllnhammer. Die Resonanz war positiv: „Viele Waldbesitzer sind sehr aufgeschlossen und fragen, wie sie helfen können“. Konkret können Waldbesitzer viel tun: „Wer im Winter Holz macht, macht es richtig“, erklärt Schöllnhammer. Dann ist der Rotmilan noch in seinem Winterquartier. Je später der Holzeinschlag, desto größer die Gefahr, den Rotmilan zu stören.

Der Greifvogel hat sich an Menschen in seiner Nachbarschaft gewöhnt. Lärm von Traktoren macht ihm kaum etwas aus. „Man sollte sich im Wald einfach angemessen verhalten und die Tiere nur aus der Distanz beobachten“, rät Schöllnhammer.

Rotmilan

Nirgendwo sonst auf der Welt kommt der Rotmilan häufiger vor, als in Deutschland. Daher wird er auch als „heimlicher Wappenvogel“ bezeichnet. In Deutschland ist etwa die Hälfte der rund 25 200 bis 33 400 Rotmilan-Paare beheimatet. Wegen seines gegabelten Schwanzes wird der Rotmilan im Volksmund auch Gabelweihe genannt, die Spannweite beträgt bis zu 1,75 Meter.

Zur Brut kehrt der Zugvogel jedes Jahr in die kühleren Gebiete Mitteleuropas zurück. Den Winter verbringen die Rotmilane vorzugsweise in Südfrankreich und Teilen Spaniens. Doch der Rotmilan ist vom Aussterben bedroht. Von Ende der 1980er Jahre bis 2014 hat der Bestand um 33 Prozent abgenommen, berichtet die Deutsche Wildtier-Stiftung.

Grund für den Rückgang des Bestands ist die schwierige Nahrungssuche. Gerade in Regionen mit intensiver Landwirtschaft findet der Greifvogel nur noch wenige Beutetiere wie Mäuse, Maulwürfe und Aas.

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