Gegen drohenden ÄrztemangelLindlar will mehr Ärzte anlocken

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Lindlar – Auf dem Papier ist die medizinische Versorgung in der Gemeinde ausreichend. Doch bereits jetzt müssen Lindlarer für viele Facharztbesuche weite Wege in Kauf nehmen. Das soll sich nach Willen der Kommunalpolitik ändern. Der Haupt- und Finanzausschuss hat einstimmig einen Antrag beschlossen, nach dem die Gemeinde die Versorgung mit Haus- und Fachärzten in den Fokus nimmt.

Die Initiative hat der stellvertretende Bürgermeister Manfred Kümper (CDU) ins Rollen gebracht. „Bei Arztbesuchen in den Nachbargemeinden fühle ich mich immer gleich zu Hause“, sagte Kümper im Ausschuss. „Weil dort in den Wartezimmern immer bekannte Gesichter aus Lindlar sitzen“, so Kümper weiter.

Der Ansatz, den Kümper ins Gespräch gebracht hat, ist breit: Gezielt soll die Gemeinde die Infrastruktur und die Rahmenbedingungen so verbessern, dass junge Ärzte die Gemeinde als attraktiven Arbeitsort selbst wählen. „Unsere Nähe zu Köln ist da von Vorteil“, so Kümper.

Rückendeckung erhält Kümper von Dr. Thomas Aßmann, Arzt in Lindlar und Engelskirchen und stellvertretender Vorsitzender des Hausärzteverbandes Oberberg. „Die Versorgung mit Hausärzten sehe ich in den nächsten zehn bis 15 Jahren in Lindlar noch als gut an, doch bei Fachärzten kann die Versorgung kritisch werden“, sagte Aßmann im Ausschuss. Mit Chirurgen und Orthopäden sei die Gemeinde gut versorgt, doch schon bei Cardiologen sehe es anders aus. Er schilderte der Politik die Faktoren, die für Ärzte den Ausschlag geben, einen bestimmten Ort auszuwählen. Abseits von Verteilungsschlüssen und Kassensitzen zählten „gute Schulen, gute Busverbindungen und ein schneller Internetanschluss“. Er warb ausdrücklich für eine Zusammenarbeit mit der Nachbarkommune Engelskirchen. Dass Lindlar den Aspekt der ärztlichen Versorgung in einer Phase der großen Dynamik und Entwicklung in der Gemeinde angehe, sei vorbildlich. So könne die Kommune aus einer Position der Stärke heraus agieren. Aßmann beschäftigt in seiner Lindlarer Praxis auch angestellte Ärzte, zum Beispiel aus Köln. „Ob ein Arzt jetzt in Köln 30 Minuten in der Straßenbahn sitzt oder in 30 Minuten über die Autobahn nach Lindlar fährt, ist doch kein Unterschied“, argumentiere er im Kollegenkreis und werbe für seine Wahlheimat.

Eine Stellschraube sei unumstritten auch Bauplätze. „Halten sie auch Plätze für Berufsgruppen mit höherem Einkommen vor, auch wenn das jetzt erst einmal unpopulär klingen mag“, sagte Aßmann.

Die Ausgangslage in Lindlar ist aktuell, dass mit dem Wegzug des Krankenhauses das Ärztehaus auf dem Herz-Jesu-Gelände ausgebaut werden soll. Eröffnet die Burnoutklinik in Schloss Heiligenhoven dürfte das ebenfalls medizinisches Fachpersonal nach Lindlar locken. „Da ist eine Dynamik, die wir nutzen müssen“, betont Kümper.

Rückhalt erhielt der Vorstoß aus allen Fraktionen. Vor allem im Hinblick auf die demografische Entwicklung der Gemeinde. „Das Thema Mobilität ist dabei entscheidend“, fügte SPD-Fraktionsvorsitzender Lutz Freiberg an.

Bei aller Dynamik im Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum werde die Gemeinde aber kaum die Verteilungsschlüssel der Kassenärztlichen Vereinigung aushebeln können, gab Harald Friese (FDP) im Ausschuss zu bedenken. Manfred Kümper sieht das gelassen. „Wir beginnen jetzt mit der Planung und bemühen uns“, würden dann Facharztsitze frei, oder melde die Gemeinde einen Sonderbedarf an, sei alles bereit.

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