Oberbergische InitiativeSchüler und Lehrer zu Medienbegleitern ausbilden

Lesezeit 3 Minuten

Oberberg – Ein Leben ohne Handy und Internet – unvorstellbar für Kinder und Jugendliche. Doch im weltweiten Datennetz lauern Gefahren, nur wer sie kennt, kann damit richtig umgehen: Ob Cybermobbing, ein leichtsinniger Umgang mit dem eigenen Profil in den sozialen Netzwerken oder illegaler Download.

Cybermobbing

Jeder dritte Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren kennt jemanden, der im Internet oder mit dem Handy fertiggemacht wurde. Je älter die Jugendlichen sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit. Gymnasien sind mit 32 Prozent Wahrscheinlichkeit etwas weniger betroffen als andere Schultypen (37 Prozent). Acht Prozent waren schon einmal selbst betroffen. Die Täter stammen zu über 50 Prozent aus dem sozialen Umfeld der Schule. Die Grenzen zwischen Opfer und Täter sind fließend: Mehr als ein Drittel der Schüler, die andere mobben, wurde selbst gemobbt.

(Quelle: JIM-Studie 2016 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest)

Die Grundidee der Oberbergischen Medieninitiative: Schüler der Klassen 7 bis 9, aber auch Lehrer zu Medienbegleitern ausbilden. In dem dreitätigen Ausbildungsseminar geht es um Themen wie Selbstdarstellung im Netz, den Umgang mit sicheren Passwörtern und rechtliche Fragen. Im Wipperfürther Engelbert-von-Berg-Gymnasium fand jetzt die kreisweite Eröffnungsveranstaltung statt.

Voss-Stiftung unterstützt Projekt

Viele Partner sind dabei mit im Boot: Das Bildungsbüro des Oberbergischen Kreises, das Kreisjugendamt, die Kreispolizei das Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz, der Schulpsychologische Dienst, die Schulsozialarbeit der Stadt Wipperfürth, die Jugendpflege der Stadt Wiehl, die Diakonie Fachstelle Sucht und das Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium Wiehl. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Hans Hermann Voss-Stiftung aus Wipperfürth.

„Wir verfolgen in unterschiedlichen Bereichen das gleiche Ziel“, sagt Heike Haude vom Kreisjugendamt. Im Vordergrund soll dabei die Prävention stehen, damit Cybermobbing möglichst wenig Schaden anrichtet. „Nur eine starke, selbstbewusste Persönlichkeit kann Cyber-Mobbing verhindern“, sagt Ralf Schmallenbach, Dezernent des Oberbergischen Kreises.

In der Pilotphase des Projekts, dass seit einem Jahr läuft, wurden am EvB bis jetzt sechs Medienbegleiter als Multiplikatoren ausgebildet. Zu ihnen gehören Niels Gladbach (15 Jahre) und Amélie Nordheim-Perera (14). „Ich habe selbst schon Fälle von Cybermobbing mitbekommen“, erzählt Amélie. „Ich konnte zwar nicht direkt helfen, aber dafür Tipps geben, auch zu rechtlichen Problemen.“ Niels berichtet von seinem Besuch als Medienbegleiter in der Stufe fünf. Viele Zehn- und Elfjährige würden Soziale Medien wie Facebook und Twitter nutzen, nur ein Mädchen sei ihm ohne Handy aufgefallen. Niels gab den Jüngeren Tipps zu den Profilen und riet ihnen, mit Adressen und Hausnummern vorsichtig umzugehen.

Auch Grundschulen und Kitas sollen mit ins Boot

Wer sich für Facebook und WhatsApp anmeldet, muss mindestens 14 Jahre alt sein - doch kaum jemand hält sich daran. Auch vielen Eltern ist das nicht bekannt. Deshalb sollen auch die Erziehungsberechtigten mit ins Boot. Das Problem: Lädt die Schule zum medienpädagogischen Elternabend ein, kommen meist nur solche, die es eigentlich nicht nötig haben.

Johanna Holst, Geschäftsführerin der Hans Hermann Voss-Siftung, erklärt, dass man den übergreifenden Ansatz sehr überzeugend finde und ihn deshalb gerne finanziell unterstütze. „Wir hoffen auf einen Schneeballeffekt.“

Gut 50 weiterführende Schulen gibt es in Oberberg, in der einjährigen Pilotphase sind bis jetzt 29 Schulen mit im Boot. Doch die Verantwortlichen wollen weiter. In Zukunft sollen auch Grundschulen und Kindergärten mit einbezogen werden, auch Senioren sollen im Medienumgang geschult werden.

Rundschau abonnieren