SchulpfarrstelleNach Streit entfällt Religionsunterricht Wipperfürther Gymnasium

Lesezeit 3 Minuten
Karsten Brücker wechselt nach Velbert-Langenberg.

Karsten Brücker wechselt nach Velbert-Langenberg.

Wipperfürth – Das EvB-Gymnasium hat ein Problem. Zum Start des kommenden Schuljahrs gibt es keinen evangelischen Schulpfarrer mehr. In den Stufen 7, 8 und 9 wird der evangelische Religionsunterricht gestrichen, gut 100 Schüler sind davon betroffen. Als Ersatz werden die Schüler in praktischer Philosophie unterrichtet, auf Wunsch können sie katholische Religion belegen.

Schulpfarrer Karsten Brücker verlässt Wipperfürth und wechselt nach Velbert-Langenberg. Und weil Brücker eine Vollzeitstelle am Gymnasium hat, fallen auf einen Schlag 25,5 Stunden Religionsunterricht weg. Nur mit Mühe sei es gelungen, den Unterricht so umzuschichten, dass zumindest in der Erprobungsstufe (Klassen 5 und 6) sowie in der Oberstufe das Fach evangelische Religion abgedeckt werden können, berichtet Schulleiter Werner Kronenberg.

Fach kann nicht von anderen Lehrern vertreten werden

Er ist sauer, vor allem auf den Kirchenkreis an der Agger. „Ich habe den Superintendenten Herrn Knabe mehrfach auf das Problem hingewiesen. Die Reaktion war Abwarten, Aussitzen und Achselzucken – da könne man nichts dran ändern, hieß es.“ Auch Gespräche mit dem Landeskirchenamt in Düsseldorf seien erfolglos geblieben. Da Religionslehrer derzeit Mangelware seien, werde die Bezirksregierung wohl so schnell nicht für Ersatz sorgen können. Und weil nur Lehrer mit kirchlicher Lehrbefugnis Religionsunterricht erteilen dürften, könne das Fach auch nicht von anderen Lehrern vertreten werden.

Kronenberg kritisiert, dass diese Situation vermeidbar gewesen wäre, wenn sich der Kirchenkreis An der Agger und die Evangelische Kirchengemeinde Wipperfürth geeinigt hätten. „Die Schule hat das nicht zu verantworten.“

Als Karsten Brücker 2003 als Nachfolger von Rolf Sahlfeld Schulpfarrer wurde, umfasste die Stelle einen 75-Prozent-Schulpfarranteil und eine viertel Gemeindepfarrstelle. Die Wipperfürther Stelle ist als einzige von 13 Schulpfarrstellen im Kirchenkreis An der Agger nicht am Kirchenkreis, sondern bei der Gemeinde angesiedelt.

„2007 hat mich der Landesregierungsschuldirektor gefragt, ob ich die Schulpfarrstelle nicht auf 100 Prozent aufstocken möchte“, berichtet Brücker. „Und weil ich von ganzem Herzen Schulpfarrer bin, habe ich zugestimmt.“ Dennoch übernahm Brücker weiterhin Aufgaben in der Gemeinde, etwa bei Beerdigungen, Jugendarbeit und als Urlaubsvertretung. Dafür gab es kein Extra-Gehalt. Im August 2015, so Brücker, habe er selbst den Antrag gestellt, wie alle anderen Funktionspfarrer beim Kirchenkreis angesiedelt zu werden. Doch der Kirchenkreis und die Kirchengemeinde konnten sich trotz vieler Gespräche nicht einigen. Der Kirchenkreis wollte der Gemeinde eine halbe zusätzliche Pfarrstelle zugestehen, der Gemeinde ist das zu wenig, sie hofft auf eine Aufstockung. „Eine halbe Stelle ist schwer zu besetzen“, sagt Pfarrerin Stefanie Eschbach, „und wir können nicht alle Arbeit alleine bewältigen“. Die Kritik des EvB-Schulleiters weist sie zurück. „Herr Kronenberg hat Angebote vorliegen, es liegt an ihm, ob er sie annimmt oder nicht.“

Der Kirchenkreis An der Agger erklärt in einer knappen schriftlichen Stellungnahme, die Schulpfarrstelle sei bei der Kirchengemeinde Wipperfürth angesiedelt. Karsten Brücker habe sich auf die Stelle in Langenberg beworben und eine eigene Entscheidung herbeigeführt, man danke ihm für seine Dienste. Zu weiteren Einzelheiten könne man keine Auskunft geben.

„Der Abschied vom EvB fällt mir sehr schwer“, sagt Brücker. Bei der Verabschiedung von seinen Schülern seien einige Tränen geflossen. Der 48-Jährige war am EvB nicht nur engagierter Religionslehrer, sondern auch Schulseelsorger und aktiv in der Suchtprävention tätig. Eine Tätigkeit, die er auch in Langenberg fortführen will. Dort hatten sich sieben Kandidaten um die Stelle beworben, Brücker wurde einstimmig gewählt.

Auch Werner Kronenberg schätzt seinen nun ehemaligen Kollegen sehr: „Herr Brücker ist Schulpfarrer mit Leib und Seele. Aber die Arbeitsbedingen waren sehr schwer. Ein voller Job ist ein voller Job. Wie man mit ihm umgegangen ist, das ist ein Trauerspiel.“

Rundschau abonnieren