Am Pohler BergMountainbiker zerstören alte Hohlwege

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So ist es erlaubt: Mit dem Mountainbike durch einen extra angelegten Parcours zu rasen, kann ein toller Sport sein, wie das Archivfoto aus dem Jahre 2011  von der Meisterschaft im Mountainbike Cross Country  zeigt.  

So ist es erlaubt: Mit dem Mountainbike durch einen extra angelegten Parcours zu rasen, kann ein toller Sport sein, wie das Archivfoto aus dem Jahre 2011  von der Meisterschaft im Mountainbike Cross Country  zeigt.  

Bechen – Mountainbiker am Bodendenkmal: Das verträgt sich nicht gut. Am Pohler Berg bei Kürten-Bechen geschieht eben dies: Mountainbiker fahren quer durchs Gelände und zerstören geschichtliche Zeugnisse von hohem Rang.

Der Pohler Berg, ein Waldstück bei Bechen, ist ein unter Schutz stehendes Bodendenkmal: Ein Bündel von acht historischen Fahrspuren, teilweise vier bis fünf Meter tief in die Mulden des Waldes eingegraben, verläuft dort in Richtung der alten Hanse- und Handelsstadt Wipperfürth.

Zeugen von Mittelalter und früher Neuzeit

Hier sind jahrhundertelang die Händler und Fuhrleute auf ihrem Weg nach Mülheim am Rhein und Köln mit Pferd und Wagen vorbeigezogen. Die Wälle im Landschaftsgefüge gelten als eindrückliche Zeugen von Mittelalter und früher Neuzeit. Wie ein offenes Buch ist an dieser Stelle die Frühgeschichte der Handelswege erhalten geblieben. Kaum ein anderer Ort im Bergischen kann bei den Bechener Hohlwegen mithalten.

Was einige Mountainbiker in jüngster Zeit am Pohler Berg veranstaltet haben, löst bei Heimatexperten wie dem Bechener Rainer Stahlke Verärgerung aus. Als er einen etwa zehnjährigen Jungen beim Querfeldein-Biken im Wald ertappt habe, habe er ihm die Sache mit dem Bodendenkmal zu erklären versucht. „Wenn aus dem Kölner Dom ein Stein herausgebrochen wird, ist dies ein Schaden, der nicht wieder gut zumachen ist. Genau das gleiche gilt für dieses Bodendenkmal.“

Rückten die Biker, wie geschehen, mit Spaten und Schüppen an, um im Gelände ohne Rücksicht auf Verluste Rampen zu bauen, seien dies unwiederbringliche Schäden an den historischen Relikten. Stahlke hat drei, vier Stellen im Auge, an denen besonders stark gewütet worden ist: Dort gibt es Löcher in den Wällen, kleinere Dellen zum Abspringen und eine „Rennpiste“ mit Kurvenverstärkung. Wenn diesem Treiben nicht schnell Einhalt geboten werde, drohe womöglich der Untergang dieses Denkmals, sagt er der BLZ. „Aber wie sollen wir die Anlagen schützen?“ Die Gemeinde könne doch keinen Mitarbeiter zu deren Schutz abstellen. Ein Auge auf die Aktivitäten geworfen hat auch der Bechener Bernhard Heider, der Mit-Eigentümer der Waldflächen in Pohl ist. Heider hat schon vor geraumer Zeit die Gemeinde auf die Biker-Problematik hingewiesen. Auch von einem Ortstermin mit Mitarbeitern des Planungsamts berichtet Heider. Er habe außerdem mit der Mutter eines Bikers gesprochen und auf die Bedeutung des Areals hingewiesen. Daraufhin seien die meisten Absprünge beseitigt worden. Heider beklagt die Unkenntnis der Biker: Niemand von ihnen wisse, welche Bedeutung die Hohlwege hätten. Aber auch in die Fahrspuren gekippte Grünabfälle seien ein Problem.

In einer amtlichen Mitteilung, angeregt durch Heiders Initiative, schlägt jetzt ebenfalls die Gemeinde Kürten Alarm: „Biker nutzen die hügelige Geländestruktur als Sprungschanzen und Rampen, und zerstören durch Abgrabungen sowie durch Profilierungen von Rennstrecken große Teilbereiche des Bodendenkmals.“ Gartenabfälle würden achtlos in die Hangmulden gekippt und „breitflächig verteilt“. Wie das Mountainbiken sei auch dies nicht gestattet. Wer den Erhalt des Bodendenkmals gefährde, müsse mit einem Bußgeld rechnen.

In Bechen ist der Hohlweg Teil der örtlichen Mythologie. Der französische Kaiser Napoleon und seine Truppen sollen 1812 nach einer Rast am benachbarten Herrenhaus „Gut Herrenhöhe“ über die Trasse nach Moskau gezogen sein. Das Nachbardorf Herweg soll nach diesem „Heerweg“ benannt worden sein.

Schon aus fränkischer Zeit

Historiker vermuten, dass der Weg vielleicht schon zu Zeiten der Franken (9. Jahrhundert) oder noch früher entstanden sein könnte. Der bergische „Heerweg“ verlief über Bechen und Wipperfürth nach Hagen und zum westfälischen „Hellweg“, dort gab es eine Anbindung an die Handelsströme zum Norden und zum Osten. War eine Fahrspur nach Jahrzehnten und Jahrhunderten durch natürliche Geländeveränderungen nicht mehr passierbar, suchten sich die Händler ein paar Meter weiter den nächsten Weg. So sei dies auch in Pohl geschehen

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