„Gaffel am Bock“Hans Süper spielte mit Entertainer J.P. Weber eigene Stücke

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Spielte und erzählte: Hans Süper präsentierte eine unter die Haut gehende Revue kölschen Liedgutes.

Spielte und erzählte: Hans Süper präsentierte eine unter die Haut gehende Revue kölschen Liedgutes.

Bergisch Gladbach – Gelassen steht er da an die Wand gelehnt. Ein Kölschglas hält er in der Hand. Und er trägt eines dieser für ihn typischen, viel zu groß geratenen Jackets in greller, gelb-schwarzer Karo-Optik. Interessiert schaut er zu, wer zu seinem Konzert kommt, schüttelt viele Hände von alten Bekannten und lässt bereitwillig Selfies von sich und seinen Gästen machen. „Bestimmt 50 bis 60 Mal sind wir hier aufgetreten“, erinnert sich der mittlerweile 81-jährige Hans Süper an seine Auftritte im Saal des heutigen „Gaffel am Bock“ in den 70er, 80er und 90er Jahren.

Ausnahmestellung in der Kölner Bühnenkultur

„Haben sie neu gemacht hier – schön ist das“, bemerkt er die Renovierungsarbeiten am Saal. Mit dem kölschen Musiker und Entertainer J.P. Weber war Süper am Freitagabend nach Bergisch Gladbach gekommen, um das gemeinsame Programm zu präsentieren. Dabei kam ein Mann nach Gladbach, der als Bühnenkünstler in der Kölner Kultur eine Ausnahmestellung genießt.

Hans Süper bezeichnet J.P. Weber als „legitimen Nachfolger an der Flitsch“.

Hans Süper bezeichnet J.P. Weber als „legitimen Nachfolger an der Flitsch“.

Denn wenn der Kölner Karneval überhaupt Legenden hervorgebracht hat, dann ist er eine davon. Der Mann mit den markanten Locken und dem ebenso charakteristischen wie spitzbübischem Funkeln in den Augen machte die Büttenrede als Element des Kölner Sitzungskarnevals ab 1974 auch für das bundesweite Fernsehpublikum interessant – soweit es der kölschen Sprache mächtig war.

Bekannt aus dem „Colonia-Duett“

Mit der umgehängten „Flitsch“, die Mandoline wurde wie seine Hochwasserhosen zu seinem Markenzeichen, und seinem kongenialen Duettpartner Hans Zimmermann, genannt „das Ei“, begeisterte er als das „Colonia-Duett“ die Massen bis 1990. Bis 2002 trat er anschließend mit Werner Keppel als das „Süper-Duett“ auf. 2002 verkündete der heute 81-jährige Kölner seinen Bühnenabschied und zog nach Spanien. Doch der Wohnsitz in Köln-Sülz wurde nie gekündigt, und ab 2011 trat Süper gelegentlich auf Anfrage auf, zuletzt im Oktober 2016 bei „Kölle singt“ in der Lanxess-Arena. Jetzt ist er mit Weber unterwegs. Der studierte Gitarrist war unter anderem schon mit Eros Ramazotti und James Brown auf Tournee und ist in der Region als Kopf des „J.P. Weber Trio“ bekannt.

Andächtige Stimmung im Bocker Festsaal

Weber und Süper präsentieren gemeinsam eine Revue kölschen Liedgutes, die unter die Haut geht. So war auch die Stimmung bei den Gästen im nicht ausverkauften Bocker Saal eher andächtig als ausgelassen. Durch eine Pause getrennt ist das Programm zweigeteilt: Erst Weber, dann Süper, der tatsächlich bis zu seinem Auftritt beobachtend am Eingang stehen bleibt. „Er spielt sogar den gleichen Saitensatz wie ich“, stellt er dabei eine der vielen Gemeinsamkeiten zwischen ihm und Weber fest.

Als „legitimen Nachfolger an der Flitsch“ hat er seinen Kompagnon auch schon mal bezeichnet, und die Darbietungen beider haben dann in der Tat viele Parallelen. Beiden liegen die leisen Töne mehr als ein krawalliger Sound und sowohl Süper als auch Weber reichern ihren ausgezeichneten musikalischen Vortrag immer wieder durch erheiternde Anekdoten an. So berichtet Süper von einem Auftritt vor einem Publikum, das ihm 20 Minuten Standing Ovations gibt. „Bis wir gemerkt haben, dass der Saal keine Stühle hatte.“

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