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„Rhein-Berg rockt“Röhren und schreien für den Festivalsieg im Q1-Jugend-Kulturzentrum

Lesezeit 4 Minuten
Die Fans: Zu Heavy Metal passt zünftiges Headbanging, zu deutsch Kopfschlagen – gestern wie heute.

Die Fans: Zu Heavy Metal passt zünftiges Headbanging, zu deutsch Kopfschlagen – gestern wie heute.

Bergisch Gladbach – Wer Freitagabend ab etwa 20 Uhr glaubte, in Bergisch Gladbach ein Erdbeben vernehmen zu können, lag in seiner Annahme gar nicht so sehr daneben.

Grund für diese späte Erschütterung war die Austragung des Finale des „Rhein-Berg rockt“ Bandwettbewerbs im Q1-Jugend-Kulturzentrum, dessen Name sich im Laufe des Konzertes als leicht irreführend erweisen sollte, wurden doch hauptsächlich feinste Heavy-Metal-Songs zum Besten gegeben.

Und so schrien, röhrten und „metalten“ die noch vier verbliebenen Bands Neverland In Ashes, Samowa, Averblack und Era Iguana alles andere als leise und mit voller Hingabe, um den so nahen Hauptgewinn zu erringen: die Aufnahme und Produktion eines professionellen Musikvideos.

Neverland In Ashes machten den furiosen Anfang. Schon ab dem ersten donnernden Gitarrenriff gelang es, das hauptsächlich szenentypische Publikum zum Headbanging zu bringen.

Neverland In Ashes aus Köln, die sich selbst als „Modern Metal Band“ bezeichnen, boten einen mehr als angemessenen Auftakt, ratterten einmal das volle Metal Ein-Mal-Eins mitsamt Wall of Death, Circle- und Mosh-Pits runter und kündigten nebenbei ein neues Album an, aus dem auch direkt mit der Singleauskopplung „Supernova“ eine kleine Kostprobe serviert wurde.

Pause für die pfeifenden Ohren

Nach einer kurzen Unterbrechung und Pause für die pfeifenden Ohren ging es weiter mit Samowa. Anders als Neverland In Ashes sorgten diese mit ihrem „Stoner Rock“ vollständig instrumental für eine etwas entspanntere Atmosphäre im Saal.

Exzellente Bedingungen für den weiteren Verlauf des Abends, die Averblack, eine „Melodic Metal Band“ aus Troisdorf, für sich zu nutzen wusste. Vor allem stach der 21-jährige Sänger und Bassist Till Priebe heraus, der seine durch mutmaßlich durch viele Zigaretten geschwängerte, tiefe, sehr kratzige Stimme imposant einzusetzen wusste.

Diese Tatsache schien aber auch bei den anderen Teilnehmern des Wettbewerbs kein Geheimnis zu sein, und so kam es, dass in irgendeiner Ecke des Raumes Mitglieder von Neverland In Ashes, Band Nummer eins des Abends, beim lautstarken Mitsingen und Zugabe fordern zu beobachten waren.

Für einen kleinen Zeitraum schien nun der markerschütternde Metal der Kölner abgelöst von den unscheinbaren Troisdorfern. Punk in seiner Urform. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, ließ es sich der Sänger nicht nehmen, ein neues Album mit dem apokalyptischen Titel „Torn Between Two Hells“ anzukündigen.

Tanzbar für Nicht-Metalheads

Der Abend neigte sich bereits dem Ende zu, als die vierte und letzte Band, Era Iguana, die Bühne kaperten und mit ihrem frischen, grungeähnlichen Stil erste Tanzmöglichkeiten für Nicht-Metalheads schufen, wie auch Rebecca (17) und Luisa (18) aus Bergisch Gladbach befanden. Sie waren extra für die Musiker aus Odenthal gekommen und machten keinen Hehl daraus, wer für sie die Gewinner des Abends waren.

Besonders fiel der sympathische Sänger der Gruppe auf, Patrick Rasch, der mit seiner sehr außergewöhnlichen Stimme und leicht unfreiwilligem Charme die Bühne nicht ganz absichtlich einnahm und der guten Band das letzte i-Tüpfelchen verpasste. Trotz ihres verspielten Sounds wirkten sie sehr eingespielt und routiniert.

Die Siegerband des Vorjahres, Hereditary, bildete die Jury und kam schließlich mit Organisatorin Conny Uphoff auf die Bühne, um die Entscheidung bekanntzugeben. Platz 3 und 4 gingen an Averblack und Samowa. Zwischen Platz 1 und 2 herrschte Uneinigkeit in der Jury, also bildete das Publikum das Zünglein an der Waage. Es votierte für Era Iguana und verwies damit Neverland In Ashes auf den zweiten Platz.

Sänger Patrick Rasch nahm die Ehrung auf der Bühne mit einem leicht unbeholfenen und verschmitzten „Joa, cool, danke!“ entgegen.

Am Ende schien jeder der geschätzten 70 Besucher sehr zufrieden, und auch Organisatoren und Bands machten einen sehr fröhlichen Eindruck und stießen so alle Türen auf für eine weitere Ausgabe von Rhein-Berg rockt im nächsten Jahr.

Der Bandwettbewerb

Der Bandwettbewerb für junge Musiker und Bands findet jedes Jahr im Q1-Jugend-Kulturzentrum in Bergisch Gladbach statt. Alle Musiker, die im Rheinisch-Bergischen Kreis ihre Wurzeln haben, dürfen mitmachen. Zuerst werden in einer Online-Abstimmphase die beliebtesten Bands in die Vorrunden gewählt. Danach folgen mehrere Abende, an denen sich die Bands vor Publikum präsentieren dürfen. Wer es danach bis in das Finale schafft, kann als Hauptgewinn ein professionelles Musikvideo oder ein Wochenende im Tonstudio gewinnen. (mwe)

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