Angst vor AnschlägenKrisenkonzepte in Bergisch Gladbach werden ständig angepasst

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Einsatzlagen bei Großschadensereignissen werden von den Rettungsdiensten regelmäßig trainiert.

Einsatzlagen bei Großschadensereignissen werden von den Rettungsdiensten regelmäßig trainiert.

Bergisch Gladbach – Der Terroranschlag in Ansbach zeigt deutlich, dass nicht nur die Bewohner von Großstädten der Gefahr von Anschlägen ausgesetzt sind. Bürger bewegt die Frage nach ihrer persönlichen Sicherheit im Alltag und auf Veranstaltungen mehr denn je.

Was die wenigsten wissen: Nicht die Polizei ist verantwortlich für die Sicherheit bei größeren Festen, sondern die Kommune, die Genehmigungen an Veranstalter erteilt. Die Kreispolizei wird zwar in der Regel um Mithilfe und Beratung bei der Erstellung von Konzepten gebeten, allerdings haben ihre Stellungnahmen lediglich Empfehlungscharakter.

Sicherheitskonzepte ändern sich

Ein Beispiel: Schlägt die Polizei bei einer Veranstaltung 100 Kontrollstellen vor, die Kommune glaubt aber, mit zehn auszukommen, hat die Polizei keinen Einfluss mehr. Die Stadt erteilt dann die „Ordnungsbehördliche Genehmigung“ für die Veranstaltung, wenn der Veranstalter die Sicherheitsanforderungen einhält. „Die Sicherheitskonzepte ändern sich ja immer nach neuen Gefahrenlagen und den daraus gewonnen Erkenntnissen“, sagt Stadtsprecher Martin Rölen.

Aktuell arbeite die Stadtverwaltung an einem internen Papier zur Gefahrenabwehr. Einen Terroranschlag abzuwenden sei allerdings schwierig. Die Stadt werde aber Überlegungen anstellen und in das neue Konzept einfließen lassen. Auch denke die Verwaltung über ein Alarmierungssystem für die Bevölkerung nach. Eine Maßnahme wurde schon in Angriff genommen: Zwölf Sirenen werden in absehbarer Zeit in Betrieb genommen.

„Es ist durchaus möglich, dass die Genehmigungsbehörden in Zukunft schärfere Kontrollen verlangen werden“, sagt Polizeisprecher Richard Barz und ergänzt: „Wir als Polizeibehörde prüfen jeden Einzelfall und geben Hinweise, welche Maßnahmen getroffen werden sollten.“

Die Kreispolizei habe für jeden erdenklichen Fall Handlungsraster, die abgearbeitet würden. Diese Einsatzmuster sind nach der Katastrophe während der Duisburger Loveparade entwickelt worden und werden laufend überarbeitet, trainiert und geschult. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt Barz. Sollte der Ernstfall eintreten, werde die jeweilige Lage eingeschätzt und entschieden, ob die Bevölkerung alarmiert wird.

Sollte feststehen, dass es sich um einen wie auch immer gearteten Anschlag handele, informiere der Dienstgruppenleiter der Polizei die Polizeibehörde in Köln. Der Pressesprecher: „Die deutlich besser aufgestellte Behörde übernimmt dann mit ihrem Führungsstab die Lage.“

Krisenstab des Rheinisch-Bergischen Kreises koordiniert

Nach einem sogenannten Großschadensereignis, darunter fallen Chemieunfälle, Flugzeugabstürze und Terroranschläge, koordiniert der Krisenstab des Rheinisch-Bergischen Kreises die Einsätze von Feuerwehr und Katastrophenschutz. „Egal, ob ein Flugzeug im Kreisgebiet herunterkommt oder Terroristen einen Anschlag verüben, die Szenarien nach dem Unglück sind zunächst gleich“, sagt Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden.

Nach einer ersten „Chaosphase“, die schnellstmöglich von der Einsatzleitung aufgelöst werden müsse, griffen vorgegeben Konzepte der Landesregierung. „Diese werden immer wieder von Feuerwehr und Rettungsdienst geübt“, sagt Weiden. Die letzte große Übung absolvierten die Mitarbeiter von Feuerwehr und Rettungsdienst vor einem Monat in Overath.

Sind alle Verletzten vor Ort versorgt, werden sie auf die Krankenhäuser verteilt. „Wir haben zwei separate Alarmpläne“, sagt Jörg Zbick, Pressesprecher des Marien-Krankenhauses in Bergisch Gladbach. Das Krankenhaus unterscheidet zwischen Einsatzlagen im Krankenhaus, zum Beispiel einem Amoklauf im Haus oder einem Großschadensereignis mit der Zuteilung von Patienten durch den Krisenstab des Kreises.

Der Plan „Amoklauf“ regelt die Informationskette im Krankenhaus, die Alarmierung von Polizeikräften, die Sicherung der Krankenhauszufahrten, die Aktivierung des Reanimationsteams und die Erhöhung der Personalstärke.

Die Pläne für die Zuweisung von größeren Patientengruppen regeln rein organisatorische und pflegerische Belange. Besondere Sicherheitsvorkehrungen habe das Krankenhaus nach den Anschlägen von Ansbach und München nicht getroffen. Allerdings seien die Mitarbeiter sensibilisiert. Zbick: „Aus Eigeninteresse achtet das Personal auf den Stationen verstärkt darauf, welche Besucher die Flure betreten.“

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