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BebauungPläne für Bensberger Marktgalerie werden nicht umgesetzt

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Schöner Entwurf für eine schöne Zukunft Bensbergs – daraus wird so nichts. Ein neuer Plan muss her.

Schöner Entwurf für eine schöne Zukunft Bensbergs – daraus wird so nichts. Ein neuer Plan muss her.

Bergisch Gladbach – Die List-Gruppe aus Oldenburg nimmt Abstand vom Kauf der Löwencenter-Immobilie in Bensberg. Eigentümer Centerscape bleibt auf dem Grundstück samt leerstehendem Einkaufszentrum an der Schloßstraße sitzen. Die Zukunft der Bauruine ist wieder vollkommen offen.

Centerscape gibt erstmals bekannt, dass der Bau eines neuen Einkaufszentrums an dieser Stelle nicht wie geplant realisiert werden kann. Aus bautechnischen Gründen sei der Entwurf für ein fünfgeschossiges Geschäftshaus nicht umsetzbar. Dies bedeutet: Das komplette baurechtliche Verfahren – vom Bebauungsplan bis zur Baugenehmigung – muss von vorne aufgerollt werden.

Zu den Gründen für den überraschenden Rückzieher äußert sich List Retail Development, spezialisiert auf die Entwicklung von Handelsimmobilien, nicht. Es bleibt also Spekulation, ob Centerscape beim Kaufpreis zu hoch gepokert hat oder ob sich das Geschäftshaus mit einer Verkaufsfläche von 5000 Quadratmetern und Wohnungen nicht rechnet. Noch im Februar hatte es in einer gemeinsamen Presseerklärung beider Unternehmen geheißen, die Verhandlungen seien „weit vorangeschritten“.

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„Ich habe großes Vertrauen, dass sich in Bensberg in der nächsten Zeit etwas tut“, nimmt Bürgermeister Lutz Urbach zur neuen Entwicklung Stellung. Ein B-Plan-Verfahren müsse nicht zwingend zwei Jahre dauern. Das gehe auch schneller. Ob er dem Investor Centerscape noch vertraue, dazu will Urbach aber keinen Kommentar abgeben. In den vergangenen Jahren hatte er in Centerscape einen verlässlichen Partner gesehen, wie er mehrfach öffentlich und dieser Zeitung gegenüber betont hat.

„Es ist eine schwierige Situation“, gibt Steffen Mittag zu. Am Standort in Nürnberg ist Mittag mit der Projektentwicklung betraut. Centerscape habe gehofft, das „komplette Bensberg-Paket“, inklusive Grundrecht und Baurecht, an List veräußern zu können. Auf diese Weise habe man „Manpower“ einsparen wollen. „Wir haben in das Projekt schon viel Zeit und Geld investiert“, erläutert Mittag. Jetzt müsse der bisherige Entwurf für das Gebäude von Grund auf korrigiert werden.

Wie berichtet, kann die ursprüngliche Bauweise nicht umgesetzt werden, weil Centerscape mit Grundstücken geplant hatte, die Eigentümer nicht zur Verfügung stellten. Um die Statik des Bauwerks zu sichern, wären Verankerungen im Fels unterhalb der Kadettenstraße nötig gewesen.

Um eine tragfähige Architektur ohne Verankerung im Fels hinzubekommen, müsse nun der Baukörper ganz anders gestaltet werden. Dafür seien ein neuer Bebauungsplan und eine neue Baugenehmigung nötig. Der Streit vor dem Oberverwaltungsgericht Münster um den Bebauungsplan ist vorerst hinfällig. Das OVG hatte den Bebauungsplan wegen kleiner Fehler aufgehoben. Geklagt hatte ein benachbarter Hotelbesitzer, der unter anderem die Zufahrtsregelung zum Einkaufszentrum und den damit verbundenen Lärm kritisiert.

Wie Mittag sagt, sollen im Vorfeld der Neuplanungen Gespräche mit den unmittelbaren Nachbarn geführt werden, um erneute Klagen zu verhindern: „Daran, dass die Anfahrt für Lastwagen über die Engelbertstraße geregelt wird, wird sich aber nichts ändern.“ Das sei aufgrund der Topographie nicht anders zu bewerkstelligen. Die Konzeption des Geschäftshauses – eine Kombination vom Geschäftslokalen, Wohnungen und Gastronomie – bleibe bestehen, betont Mittag. Die Standortfaktoren seien vorher ausgiebig geprüft worden. Mit der Drogeriekette dm und dem Lebensmittelkonzern Rewe – beide Unternehmen sind als Ankermieter bereits öffentlich präsentiert worden – müsse Centerscape neu verhandeln – sobald die Zuschnitte der Ladenlokale feststünden. Einen Zeitpunkt nennt Mittag nicht.

Centerscape sei sich bewusst, welchen Stellenwert die Marktgalerie für Bensberg habe, versichert Mittag. „Wir bitten die Einzelhändler und Bürger um Geduld.“

Die Geschäftsleute an der Schloßstraße versprechen sich von einem neuen Einkaufszentrum wichtige Impulse. Sie haben deshalb gehofft, dass die Bauarbeiten möglichst schnell losgehen können. Auch für die Aufstellung des Integrierten Handlungskonzeptes, die planerische Überarbeitung des Bensberger Ortskerns, wäre es wichtig, zuverlässig zu wissen, ob an der Schloßstraße ein Einkaufszentrum oder vielleicht doch nur ein reines Wohnhaus entsteht.

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