Bergisch GladbachBerufskolleg verhilft Schulabbrechern zur Ausbildung

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Michelle Dima (r.) bereitet sich auf ihre Meisterprüfung vor. Gabi Pelzer half ihr auf dem Weg in ihren Traumberuf.

Michelle Dima (r.) bereitet sich auf ihre Meisterprüfung vor. Gabi Pelzer half ihr auf dem Weg in ihren Traumberuf.

Bergisch Gladbach – Als Michelle Dima 2011 die Hauptschule Im Kleefeld verließ, ging sie mit leeren Händen. Sie hatte keinen Abschluss in der Tasche. Null Bock auf Schule, gefrustet und ohne Plan, so schildert die heute 21-Jährige ihre damalige Einstellung.

Die Perspektivlosigkeit hätte schnell ins berufliche Abseits führen können, doch private Initiative und der engagierte Einsatz der Lehrer am Berufskolleg führten dazu, dass sich das Blatt doch noch wendete. Hauptschulabschluss, Fachoberschulreife, zeitgleich die Ausbildung zur Friseurin mit Gesellenbrief, seit Oktober Teilnahme am Meisterkurs in Köln – Stationen ihrer beruflichen Erfolgsgeschichte.

Keine Lust auf Schule

„Ich hatte früher keine Lust auf Schule, immer andere Dinge im Kopf“, berichtet Michelle Dima. „Als die anderen in der Grundschule ein Diktat schrieben, da habe ich den Text gemalt – ich glaube, da fing es an“, sagt sie heute.

Von da an drehte sich die Spirale: Ausbleibende Erfolgserlebnisse ließen den Spaß am Lernen gen Null sinken, mangelnder Einsatz wiederum verhinderte die Bestätigung in der Schule. „Am Ende habe ich dafür auch die Quittung bekommen und bin ohne Abschluss von der Schule“, sagt Michelle Dima. Ihrer Mutter hatte sie es damals zu verdanken, dass sie am Berufskolleg doch noch einen Neuanfang wagte.

„Man muss sie knacken“

Hier hat man Erfahrung mit Jugendlichen, die bereits viele frustrierende Schulerfahrungen gesammelt haben. Aufbauarbeit sei gefragt, berichtet Gabi Pelzer, Lehrerin für die Schüler und Schülerinnen, die im dualen Ausbildungsgang den Friseurberuf erlerne wollen. „Man muss sie knacken“, sagt sie. Das gehe nur durch Zuwendung.

Die berufliche Ausbildung sei dabei am Anfang sekundär. „Sie ist manchmal nur das Medium, um als Sozialarbeiter zu arbeiten.“ Besonders Berufe, die alle Sinne ansprechen, eigneten sich gut, um einen neuen Zugang zum Lernen zu finden. „Und dafür haben wir hier ja alle Möglichkeiten mit unseren Werkstätten, Küchen, Sporträumen“, erläutert Britta Busch, ebenfalls Lehrerin am Berufskolleg. „Viele Schüler blühen dann regelrecht auf.“

So auch Michelle Dima. Nach einer Orientierungsphase machte sie den Hauptschulabschluss, startete richtig durch und zeigte dabei eine Ausdauer, die kaum jemand für möglich gehalten hatte.

Schon als Kind Spaß am frisieren

Parallel zur Friseurausbildung im Betrieb und in der Schule besuchte sie den Abendkurs in Englisch, um die Fachoberschulreife machen zu können. „Das war schon hart, aber ich wollte es einfach schaffen“, sagt Michelle Dima, die gerade ihre erste Stelle nach der Ausbildung in einem Friseursalon in Herkenrath angetreten hat.

Der Beruf passe einfach zu ihr, sagt sie. Schon als Kind habe sie im Friseursalon ihrer Tante Locken aufgedreht, ihre Puppen mit Shampoo und Schere bearbeitet. „Das Färben macht mir den größten Spaß“, erklärt die junge Frau, deren Haare aktuell in verschiedenen Violetttönen schimmern. „Ich habe meine Haare schon in allen Regenbogenfarben getragen.“

Nach der Meisterprüfung, die sie bald ablegen muss, könnte sie sich selbstständig machen. Das plane sie aber noch nicht, betont Michelle Dima: „Erst möchte ich noch etwas Berufserfahrung sammeln.“

Die Institution

Das Berufskolleg Bergisch Gladbach feiert in diesem Jahr 125-jähriges Bestehen. Längst ist die Einrichtung, die aus dem Berufskolleg Kaufmännische Schulen und dem Berufskolleg Bergisch Gladbach für Ernährung und Hauswirtschaft, Gestaltung, Sozial- und Gesundheitswesen sowie Technik besteht, mehr als die Berufsschule alter Prägung. Rund 3500 Schüler machen einen Schulabschluss oder kombinieren ihre theoretische Ausbildung mit einer praktischen. Vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur können am Berufskolleg alle Abschlüsse gemacht werden.

In der letzten Folge unserer Serie stellen wir eine Erfolgsgeschichte vor: Michelle Dima startete erst als Schülerin am Berufskolleg richtig durch. (spe)

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