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BioabfallGladbacher ärgert sich über das Verbot von kompostierbaren Beuteln

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Fallen lassen darf er ihn jetzt nicht: Bernd Diekmann ärgert sich darüber, dass er diesen Beutel nicht verwenden soll.

Fallen lassen darf er ihn jetzt nicht: Bernd Diekmann ärgert sich darüber, dass er diesen Beutel nicht verwenden soll.

Bergisch Gladbach – Der Bioabfallbeutel, den Bernd Diekmann benutzt, ist zu 100 Prozent kompostierbar, komplett biologisch abbaubar. Der grüne, leichte Beutel übererfüllt sogar die Vorgaben der DIN-Norm EN 13432, denn vorgeschrieben ist für diese DIN nur eine 90-prozentige Kompostierung. „Die Norm ist sogar europaweit gültig“, erklärt der Refrather. „Warum wird sie nicht von der Stadt anerkannt?“ Am Beutel liegt es nicht, denn er darf offiziell in den heimischen Gärten kompostiert werden.

Seine Folienbeutel darf der Refrather aber trotzdem nicht mehr benutzen, sonst bleibt die Biotonne ungeleert am Straßenrand stehen. So hat es Diekmann dem Tonnen-Journal entnommen, den amtlichen Mitteilungen des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebs in Bergisch Gladbach. „Absolut unverständlich“, findet Diekmann.

Problem in der Vergärungsanlage

Offenbar handelt es sich um ein technisches Problem: Die Vergärungsanlage im Lindlarer Entsorgungszentrum Leppe, Ziel des Gladbacher Biomülls, könne diese besonderen Abfallbeutel nicht verarbeiten. Im Gärungsbehälter lösten sich die Biobeutel nicht vollständig auf, was eine Verunreinigung des Endprodukts Kompost zur Folge habe. Zudem seien in der Vorsortierung die Biobeutel von herkömmlichen Plastiktüten nicht zu unterscheiden, sie müssten aufwendig aus einem großen Berg gepresster, verdreckter Plastiktüten heraussortiert werden. Nicht zu schaffen, bedauert die Stadt. Träger der Leppe-Anlage ist der Bergischen Abfallwirtschaftsverband, der die Nutzung der Bio-Tüten auch für die übrigen angeschlossenen Rhein-Berg-Kommunen ausschließt. Ohne Sauerstoffzufuhr zersetzten sich die Tüten nicht, das Pumpensystem bekomme Probleme. Beim Biogas, das auf der Leppe erzeugt werde, dürfe aber kein Sauerstoff zugegeben werden, begründet der BAV sein Veto. Falls beim Entleeren solche „Bio-Plastik“ festgestellt werde, bleibe die Tonne stehen.

Für den eigenen Komposthaufen könnten die Beutel aber genutzt werden. Diekmanns Küchenabfälle wandern zum Vorsortieren in den kleinen Beutel, was zudem die Biotonne sauber hält. „Papiertüten oder eingeschlagene Zeitungen mit Küchenresten nässen. Die Tonne muss dann wieder mit Wasser ausgespült werden. Das ist eine riesige Verschwendung der Ressource Trinkwasser, ein umweltpolitischer Skandal“, ärgert sich Diekmann. Hochgerechnet auf die Gladbacher Haushalte seien mehrere Hunderttausend Liter Wasser zum Spülen der Biotonnen erforderlich.

Bernd Diekmann hat wegen seiner Folienbeutel an Bürgermeister Lutz Urbach geschrieben. „Sie können nicht mit einer Verwaltungswillkür eine DIN außer Kraft setzen“, schreibt Diekmann. „Ich benutze diese Beutel aus gutem Grund, weil ich damit unsere wichtigste Ressource schütze, nämlich Trinkwasser.“ Die „radikale Vorgehensweise“ der Stadt sei „nicht bürgerfreundlich“ und „nicht hinzunehmen“. Eine Wende hin zum Biobeutel scheint jedoch ausgeschlossen. Die Herstellung sei energieaufwendig, die Ökobilanz der Biokunststoffe negativ, heißt es bei der Pressestelle: „Von einer Verwendung ist daher abzuraten. Das Einfüllen in die Biotonne ist dementsprechend unzulässig.“ Der Hersteller des Folienbeutels lässt sich im Kleingedruckten übrigens eine Hintertür offen. Für die Biotonne sei die Benutzung gestattet, „sofern von den Behörden zugelassen“.

Spülwagen im Einsatz

Ab dem Frühjahr ist in Bergisch Gladbach ein Spülwagen für Biotonnen im Einsatz. Einmal jährlich werden die Tonnen gereinigt. Die Anschaffung finanziert die Stadt durch die Anhebung der Gebühren für die Biotonnen: Sie klettern für jeden Haushalt um 3 Euro.

Voraussetzung für das Reinigen ist, dass die Biotonnen nach der Leerung am Morgen bis zum Nachmittag an der Straße stehen bleiben und nicht zurückgesetzt werden. Ab April werden die Straßen, in denen in der darauffolgenden Woche die Biotonnen gesäubert werden, unter anderem auf der Homepage des Abfallwirtschaftsbetriebs veröffentlicht.

Die Entsorgung des Restmüll, so hat es die Stadt errechnet, koste jeden Einwohner täglich 26 Cent. Zum Preis eines Frühstücksbrötchens leere die Stadt alle Mülleimer im Stadtgebiet, sammele alte Farben und Chemikalien im Stadtgebiet, kümmere sich um Deponienachsorge, hole Papier und Pappe ab, sammele Sperrmüll ein usw. Die Restmülltonne sei nur ein kleiner Teil der Aufgaben.

www.awb-gl.de

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