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Ein Juwel mit SchrammenDie Gronauer Gartensiedlung wird durch Bauvorhaben gefährdet

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Noch ist das Gelände eine grüne Insel, aber hier soll gebaut werden. Kritiker sehen den Charakter der Gartensiedlung in Gefahr.

Noch ist das Gelände eine grüne Insel, aber hier soll gebaut werden. Kritiker sehen den Charakter der Gartensiedlung in Gefahr.

Bergisch Gladbach – Die Gronauer Gartensiedlung, eines der schönsten Viertel der Stadt, verliert immer stärker ihr ursprüngliches Gesicht. Das jedenfalls ist die Sorge des Freundeskreises Gartensiedlung Gronauer Wald. Mit schöner Regelmäßigkeit werden seine Mitglieder bei der Stadt vorstellig, um auf beabsichtigte Bauvorhaben hinzuweisen, die durch Verdichtung, Stil und Größe den Charakter der Siedlung gefährdeten, so Frank Grobolschek.

Bebauung ist aus Sicht der Mitglieder unangemessen

Und mit schöner Regelmäßigkeit wird dann doch gebaut; in einer Form, die der Freundeskreis für unangemessen hält. Denn ein vor Jahren geplanter Bebauungsplan für die gesamte Siedlung, der verbindliche Vorgaben machen würde, existiert nicht. Eine Gestaltungsfibel liegt vor, ist aber unverbindlich.

Derzeit ist es wieder so weit: Zwischen Richard-Zanders-Straße und Am Birkenbusch wurde nach Angaben des Freundeskreises ein rund 7200 Quadratmeter großes Grundstück mit altem Baumbestand von privat verkauft. „Der Erwerber ist uns nicht bekannt, das Grundstück soll aber für 2,5 Millionen Euro den Eigentümer gewechselt haben“, sagt Grobolschek.

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Nach ersten Informationen plane der Käufer hier acht Häuser, eines davon ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage. Für den Freundeskreis eine unangemessene Bebauung in unmittelbarer Nachbarschaft zu den bestehenden alten Villen mit viel Grün rundherum.

Ähnliche Bausünden in der Vergangenheit

Ähnliche Bausünden habe es in der Vergangenheit etliche gegeben, meint Grobolschek und verweist etwa auf die Neubauten an der Braunkohlenstraße. Hier wie in anderen Fällen habe man rechtzeitig gewarnt, die Stadt statt Bebauungsplan vertragliche Auflagen für die Bauherren versprochen, das negative Ergebnis könne begutachtet werden.

„Wir verstehen nicht, warum die Stadt ohne Not Planungsrecht abgibt“, ärgert sich auch Peter Lind vom Freundeskreis. In einem Antrag an den Rat fordert der Verein, endlich einen Beschluss aus dem Jahr 2009 umzusetzen und einen rechtsverbindlichen Bebauungsplan für das gesamte Areal aufzustellen.

In einer ersten Stellungnahme erklärte die Verwaltung, dass seit dem vergangenen Sommer eine Bauvoranfrage vorliege und „aus städtischer Sicht grundsätzlich eine moderate Bebauung ermöglicht werden sollte, da es sich um eine städtebaulich und infrastrukturell integrierte, innenstadtnahe Lage handelt.“

Der Charakter der Gartensiedlung soll erhalten bleiben

Gleichzeitig sei es Ziel, „den Charakter der Gartensiedlung Gronauer Wald zu erhalten.“ Dies sei in Gesprächen mit dem Eigentümer deutlich gemacht worden. Eine aufgelockerte Bebauung mit maximal zwei Wohneinheiten pro Gebäude an der Straße Am Birkenbusch und ein Doppel- oder Mehrfamilienhaus an der Richard-Zanders-Straße fügten sich grundsätzlich in die Bebauung ein, glaubt die Verwaltung.

Ein Großteil des Baumbestandes könne als „grüne Insel“ erhalten bleiben, die Gefahr einer Hinterlandbebauung bestehe nicht. Zudem sei ein neuer Fußweg zwischen beiden Straßen in die Planung aufgenommen worden. Ein totales Bauverbot sei nicht vertretbar, die Fortführung des Bebauungsplanverfahrens entbehrlich.

Das Thema wird auch den Ausschuss für Anregungen und Beschwerden am 6. Juli, 17 Uhr, im Rathaus Bensberg beschäftigen.

Unter Denkmalschutz Beeinflusst von den Anfängen der Gartenstadtbewegung in England hatte das Unternehmer-Ehepaar Anna und Richard Zanders 1998 die Gartensiedlung nahe ihrer Papierfabrik errichten lassen, um Arbeitern Wohnraum im Grünen zu bieten. Das Projekt war revolutionär für die damalige Zeit und wurde zu einem der Vorläufer der deutschen Gartenstadtbewegung, zumal die Bauherren bekannte Architekten und Gartenplaner mit der Realisierung beauftragten.

Im Laufe der Jahre entstanden fast 600 Häuser für Arbeiter und Angestellte, zudem Villen für leitende Firmenmitarbeiter. Unterschiedlich in Architektur und Stil bewahrten die Häuser, von denen etliche unter Denkmalschutz stehen, stets die Idee des Gartencharakters durch große Grundstücke und Wiesen.

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