Fahrbahn„Schmalspur-Planung auf Kölner Straße bringt die Radfahrer in Gefahr“

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Der Test beweist: Öffnet ein Autofahrer unbedacht die Tür, müssen Radler auf die Straße ausweichen.

Der Test beweist: Öffnet ein Autofahrer unbedacht die Tür, müssen Radler auf die Straße ausweichen.

Bergisch Gladbach – Es ist eng auf der Kölner Straße in Bensberg –seit der Radverkehr auf die Fahrbahn verlegt wurde.

Gefährlich eng, findet Pro Velo, eine unabhängige Interessengemeinschaft, die sich mit verschiedenen Themen des Radverkehrs befasst. Die Schmalspur-Planung auf der Kölner Straße bringe die Radfahrer in Gefahr und sei aus Sicht von Pro Velo rechtlich nicht zulässig. Die Stadtverwaltung weist den Vorwurf einer Fehlplanung zurück.

Pro Velo: „Das ist kein Schutzstreifen“

Der Lastwagen rückt von hinten laut hupend immer näher. Statt vom Gas zu gehen, brettert der Fahrer in seinem dunkelroten Koloss an dem Radfahrer ohne Abstand vorbei, um nicht in den Gegenverkehr zu geraten. Stattdessen überfährt er die gestrichelte weiße Markierung des Schutzstreifens und kommt dabei dem Radfahrer bedrohlich nahe. „Das ist kein Schutzstreifen“, sagt Mike Gürgens von Pro Velo und schüttelt erschrocken den Kopf, „das ist eher ein Gefährdungsstreifen.“

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„Die Radspuren sind größtenteils auf beiden Seiten zehn bis 15 Zentimeter zu schmal“, kritisiert Christoph Claes. Bergauf sind die Schutzstreifen zwischen Dariusstraße und S-Bahn-Haltestelle nach Messungen von Pro Velo 1,35 Meter breit.

Regelwerk für Radwegbau verbindlich – Stadt sieht keine Gefahr

Die Stadtverwaltung stellt jedoch eine Breite von 1,50 Metern fest, so wie sie auch in den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, kurz ERA 2010, aufgeführt ist, wenn nebenan noch ein Parkstreifen verläuft. Das Regelwerk gilt seit 2011 in Nordrhein-Westfalen verbindlich für den Bau von Radwegen.

Randmarkierung mitgemessen

Wie sich herausstellt, hat die Stadt die gestrichelte Randmarkierung mitgemessen, Pro Velo nicht. Laut Auskunft von Lena Erler vom Kölner Planungsbüro Via hätte der sechs Zentimeter breite gestrichelte Markierungsstreifen richtigerweise zur Hälfte mitberücksichtigt werden müssen. Demnach würden die Ergebnisse von Pro Velo und Stadt immer noch um zehn Zentimeter differieren.

Auch bei der Strecke bergab bemängelt Pro Velo, dass das empfohlene Mindestmaß der Radspuren von 1,25 Metern in drei Abschnitten unterschritten werde. Außerdem sei seitlich zu den Parkplätzen kein Sicherheitsabstand vorgesehen: „Will der Radfahrer sich vor plötzlich aufgehenden Türen schützen, muss er auf die Straße ausweichen“, sagt Claes. Die ERA plädiert für einen Sicherheitsraum von mindestens 25 bis 50 Zentimetern.

In Sachen Radverkehr nicht zukunftsträchtig

„Radfahrern wird hier nur der absolute Mindeststandard angeboten“, bemängelt Claes, „in Sachen Radverkehr ist das alles andere als zukunftsträchtig.“ Pro Velo macht stattdessen den Vorschlag, nur einen ausreichend breiten Radfahrstreifen bergauf zu markieren. In Fahrtrichtung bergab könnten die Radfahrer auf der Fahrbahn geführt werden bei einem Tempolimit für Autofahrer von 40 Stundenkilometern.

Die Platzverhältnisse auf der Kölner Straße seien sehr beengt, breitere Radspuren würden zu Lasten des Autoverkehrs gehen, argumentiert Martin Hardt, Leiter der Abteilung Verkehrsflächen. Die Verwaltung habe die empfohlenen Mindestwerte von ERA eingehalten, betont Hardt. Die Schutzstreifen seien Bestandteil des Mobilitätskonzeptes, das dem Radverkehr mehr Bedeutung beimessen wolle. „Bei dem zur Verfügung stehenden Platz haben wir für die Radfahrer das Meiste herausgeholt“, sagt Hardt.

„Nur mit ein bisschen Farbe auf der Fahrbahn schafft man keine bessere Infrastruktur für Radfahrer“, entgegnet Mike Gürgens. Auf dem Weg nach Hause wählt er – wie viele andere Radfahrer – die Strecke über die Nebenstraße Kaule: „Der Radweg auf der Kölner Straße ist mir zu gefährlich.“

Begriffsdefinition „Radstreifen“

Der Begriff Radstreifen bedeutet: Für Radler gibt es auf der Fahrbahn eine Zone, die mit einer durchgezogenen weißen Linie abgetrennt ist. Autos dürfen sie nicht überfahren. Eine gestrichelte Markierung steht für Schutzstreifen und gibt die Fläche auch für Autos frei. Eine Bürgerinitiative fordert den Rückbau der Radstreifen: zu gefährlich für Radfahrer, die Parkplatzsuche sorge für Chaos in den Seitenstraßen.

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