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Flächennutzungsplan in Bergisch GladbachGewerbe fast nur in Schutzgebieten

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Bergisch Gladbach – Jetzt wird es konkret: Der Vorentwurf des neuen Flächennutzungsplans ist fertig. Rund 580 Seiten dick – mit Einzelbewertungen der Grundstücke je nach möglicher Nutzung für Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel, Verkehrswege sowie der Sicherung von Freiflächen. Die aktuelle Planung der Verwaltung sieht vor, mit diesem Vorentwurf in die Öffentlichkeit zu gehen. Mit dem neuen Werk soll die zukünftige städtebauliche Entwicklung bis zum Jahr 2035, also für knapp 20 Jahre, gesteuert werden.

Bevor Dezernent Harald Flügge, gerade drei Wochen im Amt, bei der Pressekonferenz im Rathaus ins Detail geht, versucht er aber erst einmal, die Luft aus der bisher teilweise emotional geführten Debatte zu nehmen. Sein Credo: „Man muss Dinge möglich machen.“ Der Flächennutzungsplan (F-Plan) sei „die Vision der Stadt für ihre Zukunft“. Und Flügge fügt schnell hinzu, um den Bürgern die Sorge zu nehmen, alles was im F-Plan drin steht, sei beschlossene Sache: „Der F-Plan ist eine reine Willenserklärung. Das heißt also nicht, dass morgen die Bagger anrücken.“ Erst in der zweiten Stufe sei dann der Bebauungsplan dafür da, innerhalb eines Wohn- oder Industriegebietes die Nutzung für bestimmte Areale festzulegen.

Um den prognostizierten Bedarf für Wohnen und Gewerbe decken zu können, sind im Vorentwurf rund 180 Hektar zusätzliche Wohnbauflächen und rund 50 Hektar neue Gewerbeflächen dargestellt. Bei Letzterem legt die Verwaltung den Schwerpunkt auf zwei Korridore: entlang der Autobahn 4 von Refrath-Lustheide nach Frankenforst sowie von Moitzfeld nach Kürten.

Das birgt Konfliktpotenzial: Zwar ist ein Teil des in Voislöhe westlich der Landesstraße 289 gelegenen Grünstreifens nicht mehr als Gewerbestandort dargestellt. Stattdessen erscheint das Gebiet als Wohnbaufläche geeignet, aber so, dass der Blick auf den Kölner Dom frei bleibt. Aber die östlich der Landstraße gelegene Fläche wird nach wie vor für eine gewerbliche Nutzung qualifiziert.

Der Bedarf an Gewerbegebieten ist da

Das potenzielle Gewerbegebiet in Lustheide geht zwar im Vorentwurf nur noch bis zum Waldweg, ist dafür aber im Osten etwas größer geworden. In beiden Ortschaften gibt es schon Bürgerinitiativen, die verhindern wollen, dass Grünflächen und Wald als potenzielle Gewerbegebiete eingestuft werden.

Anders als im bislang geltenden F-Plan wird die Grube Weiß mit insgesamt 14,5 Hektar nicht mehr als Gewerbegebiet aufgeführt. Dafür ist das interkommunale Gewerbegebiet Spitze mit einer Fläche von elf Hektar als größte Neudarstellung zu erwähnen. Auffallend ist, dass zwölf der 15 als gewerbetauglich erachteten Flächen im Landschaftsschutzgebiet liegen. Nur drei Gebiete haben keine Schutzzuweisung. Ausnahmslos alle Areale befinden sich in privatem Besitz.

Der Bedarf sei da, betont Wibke Krause von der Stabsstelle Stadtentwicklung: „Es gibt viele heimische Betriebe, die expandieren wollen. Wir wollen verhindern, dass sie abwandern.“ Arbeitsplätze würden verloren gehen. Auch die Wirtschaftskraft vor Ort würde geschwächt, wenn die zu den Berufstätigen gehörenden Familien künftig woanders einkauften.

Für Wohnungsbau sind insgesamt 484 Hektar Flächen untersucht worden. Größere Potenziale mit Grundstücken von mehr als zehn Hektar liegen demnach östlich von Katterbach und nördlich von Paffrath. In dieser Größenordnung gibt es auch noch freies Gelände im Norden und Osten von Herkenrath und im Westen von Refrath. Darüber hinaus sind Flächen in Heidkamp, Romaney Moitzfeld und Sand neu aufgenommen worden.

Weit in die Zukunft gerichtet ist die Berücksichtigung einer möglichen Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 von der jetzigen Endhaltestelle in Bensberg über Herkenrath bis nach Spitze – allerdings ohne konkrete räumliche Festlegungen.

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