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GaststätteTreffpunkt des Dorfes kehrt zurück – Alte Lindenhof eröffnet wieder

Lesezeit 4 Minuten
Seit den 20er-Jahren war der Lindenhof eine Gaststätte, Tillmann Krein betrieb dort eine Sommerwirtschaft.

Seit den 20er-Jahren war der Lindenhof eine Gaststätte, Tillmann Krein betrieb dort eine Sommerwirtschaft.

Bergisch Gladbach – Es tut sich was in Gierath: Seit ein paar Wochen wird im Alten Lindenhof gewerkelt.

Am Mittwoch, 24. Mai, sollen sich die Türen zu der traditionsreichen Gaststätte am Schlodderdicher Weg wieder öffnen, und zwar in einer ganz neuen Konstellation. Manfred Lorenz, dessen Garten- und Landschaftsbaubetriebe um die Ecke liegt, hat das Gebäude im Oktober 2016 gekauft.

„Dem Alten Lindenhof drohte dasselbe Schicksal wie dem Haus Kradepohl, er hätte abgerissen werden können. Wir mussten ihn retten“, sagt der Unternehmer. Denn tatsächlich gab es Interessenten, die das seit anderthalb Jahren leerstehende Gebäude kaufen und dem Erdboden gleich machen wollten.

Stattdessen planten sie eure Wohnungen auf dem zentral gelegenen großen Grundstück. „Es gibt doch sonst nichts hier, wo man sich treffen kann“, sagt Lorenz.

Er erinnert sich gern an Sonntage in seiner Kindheit, wo sich seine Familie dort zum Essen traf, an Abende an der Kegelbahn, wo er sich mit Freunden verabredete. „Wo kann man denn heute in der Gegend ein echtes Wiener Schnitzel aus Kalbfleisch essen?“, fragt Vater Manfred und beantwortet sich seine Frage gleich selbst: nirgends. Das soll sich nun ändern.

Für Familien und Wanderer

Zunächst wollte Manfred Lorenz den Betrieb verpachten, aber nach einigen Gesprächen mit seinem Sohn Maximilian und einigen Freunden wurde Anfang 2017 die „Alter Lindenhof Gastronomie GmbH“ gegründet, deren Gesellschafter neben Manfred und Maximilian Lorenz der Jurist Dr. Lars Hölzer und der Einzelhändler Guido Korn sind.

Seitdem hat sich im Alltag der vier Männer einiges geändert. Nach der Arbeit sitzt das Team, zu dem auch Manfred Lorenz’ Ehefrau Beate Weimann-Lorenz gehört, im Lindenhof zusammen und plant.

Dabei hat Lorenz senior genaue Vorstellung, was er möchte: „Es gibt nicht mehr viele Familien, die sich sonntags um einen Tisch versammeln und gemeinsam den Sonntagsbraten verspeisen, denen wollen wir ein Angebot machen.“ Auch die vielen Ausflügler, Wanderer und Radfahrer, die abends und am Wochenende in Gierath unterwegs sind, sollen hier wieder einkehren. „Hier darf man auch mit Wanderschuhen reinkommen“, sagt Manfred Lorenz.

Für Koch Maximilian Lorenz, der sich in seinem Kölner Restaurant L’Escalier einen Michelin-Stern erkocht hat und außerdem Geschäftsführer des BBQ-Imbisses „Pig Bull“ und des Event-Imbisses „Smax“ in Mülheim ist, ist der Lindenhof ein Herzensprojekt.

Er ist der einzige, der Ahnung vom harten Gastronomiegeschäft hat. Und er weiß, wie wichtig das richtige Konzept für den jeweiligen Standort ist. In seiner Heimat Gierath setzt er deshalb auf „eine gute ehrliche gehobene deutsche Küche.“ Alles wird selbst produziert, auch das Brot.

Auf der Speisekarte, die Küchenchef Kevin Wohlgemuth in enger Abstimmung mit Maximilian Lorenz erarbeitet, steht auch jeden Sonntag Braten, „ganz klassisch mit Rotkohl und Klößen“, wie Maximilian Lorenz anfügt.

Gemeinsam mit dem Bergisch Gladbacher Marktmetzger Jörg Wedermann hat Maximilian Lorenz eine spezielle Blutwurst entwickelt, die es nur im Lindenhof gibt. Von Wedermann werden auch die Siede- und Bockwürste bezogen. Die Hauptspeisen kosten von 9,80 Euro für die Kässpätzle bis zu 20,90 Euro für das Kalbsschnitzel. Außerdem gibt es Kleinigkeiten wie Metthappen oder Halven Hahn.

Neben dem Restaurant mit 40 Sitzplätzen, Kegelbahn und dem großen Biergarten gibt es noch die Schänke. „Es wäre doch schön, wenn man sich hier abends wieder trifft und weiß, dass dort die Nachbarn sind“, sagt Manfred Lorenz und hofft auf Zuspruch von den Gierathern.

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Ein Nachbar verfolgt das Geschehen am Lindenhof jedenfalls schon jetzt sehr wohlwollend. Als vor einigen Tagen ein Sturm über Gierath hinwegfegte, sammelte er die großen Sonnenschirme auf der Terrasse ein und legte sie unter das Vordach.

Eröffnet wird der Alte Lindenhof am Schlodderdicher Weg 13 am Mittwoch, 24. Mai, ab 17 Uhr. Künftig ist samstags, sonntags und feiertags ab 12 Uhr, mittwochs bis freitags ab 16 Uhr geöffnet.

Die Geschichte

Der 1680 erbaute Lindenhof war ursprünglich ein Bauernhof. An dessen Erbauer, eine Familie Linten, erinnert immer noch der Türsturz, dessen Balken erhalten sind. Anfang der 1920er-Jahre wurde eine Gastwirtschaft eröffnet, die Milchprodukte, aber auch Liköre und Bier anbot. Die Sommerwirtschaft Tillmann Krein bespielte schon den Garten unter den Bäumen. Eine Zeit lang hieß das Haus Gasthaus Schlodderdich, führte aber als Untertitel den Alten Lindenhof. Ausflügler aus Köln, die mit der Straßenbahn bis Thielenbruch fuhren, belebten den Gasthof. Das Ehepaar Krein betrieb das Haus bis weit über das Rentenalter. In den 70er-Jahren wurde eine Kegelbahn gebaut, die bis heute erhalten ist. In jüngerer Zeit übernahmen Pächter den Betrieb. Der letzte, Peter Pielka, meldete 2015 Insolvenz an und musste vor anderthalb Jahren endgültig schließen. Seitdem stand das Haus leer. (dfk)

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