GelbbauchunkeBergisch Gladbacher THW legt neue Biotope an der Grube Weiß an

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Bergisch Gladbach – Sie gelten als Langschläfer unter den Lurchen, deshalb bekamen es die Gelbbauchunken auch gar nicht mit, als ihr „Wohnzimmer“ in der Grube Weiß mit schwerem Gerät neu gestaltet wurde.

Das Technische Hilfswerk, Ortsverband Bergisch Gladbach, war mit einem 13-Tonner angerückt, um in der ehemaligen Erzgrube in Moitzfeld neue Biotope für die vom Aussterben bedrohten Amphibien anzulegen.

„Normalerweise schauen wir immer, dass wir Flurschaden vermeiden, hier dürfen wir ihn anrichten“, sagt Andreas Berghaus schmunzelnd, ehrenamtlicher Gruppenführer der Bergungs- und Räumgruppe des THW. Zusammen mit Truppführer Atilla Segedi und Baggerfahrer Kay Eberwein war er zu dem ungewöhnlichen Hilfseinsatz ausgerückt.

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„Die Kooperation mit dem THW ist ein Glücksfall für uns“, freut sich auch Tobias Mika von der Biologischen Station Rhein-Berg und Oberberg.

In Kooperation mit der Stadt Bergisch Gladbach und dem Bergischen Naturschutzverein sowie in enger Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises wurde in den vergangenen Jahren schon einiges getan, um der Gelbbauchunke Lebens- und Laichräume zu bieten. Temporäre Tümpel ohne Vegetation und Fraßfeinde wie Libellenlarven sind gefragt, seitdem es kaum noch natürliche Auen als Überflutungszonen von Fließgewässern gibt und Wege zunehmend befestigt werden.

Pfützen können da Wunder wirken. So zieht der Radlader tiefe Fahrspuren in den weichen Untergrund, sorgt für vegetationsfreie Rohbodenflächen und gräbt sich, auf der Schaufel abstützend, mit den Hinterrädern in den Boden ein, um neue Tümpel zu schaffen. Das Ganze gehört zu einem bundesweiten Projekt zum Schutz und zur Wiederansiedlung der Gelbbauchunke, die im Bergischen Land, wie Mika erklärt, nur noch an zwei Stellen vorkommt: in der Grube Weiß sowie in der Tongrube Oberauel in Overath.

Population wächst wieder

Bombina variegata, wie die Unke mit den herzförmigen Pupillen und dem gelb gefleckten Bauch wissenschaftlich bezeichnet wird, bekommt von den Arbeiten nichts mit, alldieweil sie noch bis etwa April Winterschlaf hält. Die in den vergangenen Jahren im Zuge des Naturschutzprojekts bereits angelegten Beton- und Folientümpel hat sie jedenfalls gern angenommen.

„Die Population steigt wieder“, berichtet der Biologe und zieht ein Gummiexemplar des Lurches aus der Tasche, um zu demonstrieren, dass die wahre Größe der kaum fünf Zentimeter lange Unke kein Maßstab für die Bedeutung des Tieres ist.

Schließlich gilt die Gelbbauchunke als Indikator für „dynamische Lebensräume mit einer hohen Artenvielfalt“. In trockenen Sommern sind die Naturschützer auch schon mal mit einem 1000-Liter-Fass ins Biotop gefahren, um die Tiere vor dem Austrocknen zu retten.

Um es den jungen Hüpfern so bequem wie möglich zu machen, durchstreifen jedes Jahr Helfer das Gelände, um Tümpel und Pfützen frei von Pflanzen zu halten. Den Rest besorgen die dort weidenden Ziegen. Bereits vor fünf Jahren wurde das bis 2018 ausgelegte Schutzprojekt begonnen.

Über das Wiedererstarken der Population freuen sich aber nicht nur die Naturschützer, sondern auch Molche, Graureiher, Käfer und Ringelnattern, die Abwechslung auf dem Speiseplan schätzen. Dabei kann die Unke eine ganz schöne Giftspritze sein, die in Notsituationen die „Kahnstellung“ einnimmt – die gleichsam an ein Boot wie an einen Torwart erinnert –, bei der sie die Gliedmaßen nach oben reckt und die leuchtend gelbe Unterseite zeigt.

Für Mika und seine Mitstreiter haben die Schutzprojekte auf jeden Fall nur Startrampenfunktion. Langfristig müsse der ursprüngliche Lebensraum durch Auen-Renaturierung wiederhergestellt werden, fordert Mika. „Entfesselung der Fließgewässer“ lautet die Devise.

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