HilfsaktionBergische Unternehmer helfen beim Aufbau einer Berufsschule in Nepal

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Die vier deutschen Helfer erlebten viel bei ihrer Nepalreise, arbeiteten gemeinsam mit den Einheimischen am Wiederaufbau nach den schweren Erdbeben.

Die vier deutschen Helfer erlebten viel bei ihrer Nepalreise, arbeiteten gemeinsam mit den Einheimischen am Wiederaufbau nach den schweren Erdbeben.

Bergisch Gladbach – Sie wollten einfach mal sehen, wie sie helfen können. Dazu waren drei Handwerker aus Bergisch Gladbach und Odenthal im März für vier Wochen nach Nepal gereist: Martin Linden, Andrea Fleißgarten, Andreas Manjowk und Markus Laudenberg. Auf eigene Kosten.

Die erste Berufsschule Nepals

In der 1500 Meter hoch gelegenen 30.000-Einwohner-Stadt Panauti, rund eine Autostunde von der Hauptstadt Kathmandu entfernt, hat der nepalesische Architekt Rabindra Puri die erste Berufsschule des Landes eröffnet und will sie nun ausbauen.

Dass er dafür unter anderem rund 30 Holzbetten braucht, das hatte er  erzählt, als er im Februar zu ersten Mal auf die vier Freunde traf. Der Kontakt war durch einen Dortmunder Erdbeben-Spezialisten zustande gekommen, weil sich Martin Linden als Tischlermeister für die traditionelle nepalesische Newari-Hausbauweise interessierte.

„Bringt eure Hände zum Arbeiten mit und euer Know-how“, hatte Rabindra Puri  ihnen noch geschrieben, dann flogen sie auch schon los – mit von der Partie auch  die Odenthaler Hebamme Andrea Fleißgarten, die sehen wollte, wie und wo sie helfen kann. Trotz gründlicher Vorbereitungen waren die vier freiwilligen Helfer  von den Verhältnissen überrascht. „Wir mussten erst mal schauen, was wir überhaupt an Material bekommen“, berichtet  Linden.

Strom durch ein 500-Meter Verlängerungskabel

Also ging man erst einmal auf Einkaufstour für die Betten, in denen in Zukunft Auszubildende aus ganz Nepal schlafen sollen. Linden: „Es gibt natürlich keinen Baumarkt, also haben wir hier ein paar Schrauben gekauft, dort ein Brett und wollten loslegen. Es gab aber nur zwei Mal am Tag Strom und wir mussten die Löcher bohren.“

Mit einem 500-Meter-Verlängerungskabel holte man sich dann die Energie aus einer Steckdose in einem anderen Stadtviertel. Strom ist in Panauti stundenweise nur in bestimmten Vierteln verfügbar. Nepal hat ein Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von 450 Dollar (Deutschland: 45.000 Dollar), 40 Prozent der Menschen leben unter der Armutsgrenze.

Das wird auch bei der medizinischen Versorgung sichtbar. „Katastrophal, ich war richtig erschrocken über die Zustände, unter denen dort Kinder geboren werden“, sagt Andrea Fleißgarten über die Besuche in den Geburtszentren der Region.

Teilweise regnete es durchs Dach, es gab keine Toiletten, kein fließendes Wasser, die hygienischen Verhältnisse sind für die an deutsche Standards gewöhnte Hebamme kaum zu beschreiben.

„Aber wie sage ich denen das?“ überlegte sie verzweifelt. Verletzten wollte sie die Menschen auf keinen Fall. „Ich habe dann Rabindra gefragt, ob ich ihnen zeigen kann, wie man putzt.”

Der Wille zur Veränderung ist da

Gesagt getan, Putzmittel hier gekauft, Lappen dort. Und noch ein bisschen Teerpappe für das Dach und Farbe für den neuen Innenanstrich. „Es war toll, als ich sehen konnte, dass sie das auch wollen“, erzählt sie begeistert.

Nachdem die Betten für die Berufsschule gebaut waren, installierten die drei Männer noch eine Solaranlage auf dem Dach der Berufsschule, in der zukünftig die Auszubildenden des Landes einheitlich unterrichtet werden sollen. „Ziel ist es, einen europäischen Standard hinzubekommen“, sagt Linden.

Doch vor Überraschungen ist man in Nepal nie gefeit. „Wir waren davon ausgegangen, dass die Solaranlage von Rabindra bezahlt wird“, schildert  Andrea Fleißgarten rückblickend. Aber es war gar kein Geld da. Die Hebamme  rief Laudenbergs Frau Andrea in Bergisch Gladbach an.

Solaranlage als Spende

„Zwei Stunden später hatten wir 2000 Euro zusammen, dann ist das halt jetzt eine Spende.“ Sie konnten helfen, das war ihr Ziel. Und das wollen sie jetzt weiterverfolgen. „Wir sind alle mit der Lust zurückgekehrt, wieder hinzufahren“, sagt Manjowk. Um ihre Hilfe in Zukunft besser koordiniert leisten zu können, haben die vier jetzt den Verein „Nepal & wir“ gegründet. Am Samstag, 21. Mai, 18 Uhr, zeigen sie im ZAK (Reginharstraße 40, Bensberg) Bilder ihrer Reise und berichten über die Vereinsziele.

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