Neubauflächen sollen reduziert werdenBergisch Gladbach soll moderat wachsen

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Bundesamt für Straßenwesen: Große Hoffnung setzen Planer auf die Umwandlung von Freiflächen in Gewerbeflächen.

Bundesamt für Straßenwesen: Große Hoffnung setzen Planer auf die Umwandlung von Freiflächen in Gewerbeflächen.

Bergisch Gladbach – Mit dem Verzicht auf neue Gewerbegebiete in Voislöhe und Frankenforst und dem Antrag auf Reduzierung der Fläche für neue Wohnsiedlungen um ein Drittel von 111 auf rund 80 Hektar ziehen CDU und SPD gemeinsam hinter einer Fahne in die Beratungen zum Flächennutzungsplanentwurf. Das ehrgeizige politische Vorhaben, über die zukünftige Entwicklung der Stadt mit einer Stimme zu sprechen und sich nicht auseinanderdividieren zu lassen, ist damit den Fraktionsvorsitzenden Michael Metten (CDU) und Klaus Waldschmid (SPD) fürs Erste geglückt, die den Antrag gestern der Öffentlichkeit vorstellten.

Voislöhe wird nicht angerührt

Von den elf Bürgerinitiativen, die sich gegen den F-Plan in Stellung gebracht haben, können sich da zwei schon mal über einen vollen Erfolg freuen. Das Gelände in Voislöhe ist zwar von den Gutachtern als die Top-Fläche für mögliche Gewerbeansiedlungen unter den in Betracht kommenden Potenzialgebieten eingestuft worden, aber CDU und SPD fühlen sich (wie auch die FDP) an die Wahlversprechen gebunden, die ihnen die Bürgerinitiative schon 2014 in der Debatte um das Gewerbeflächengutachten abgerungen hatte. „Das war ja praktisch die Geschäftsgrundlage für die Stimmabgabe, da rühren wir nicht dran“, stellte Metten klar, der das zuvor bereits öffentlich verbreitet hatte.

Desgleichen werde man auch in Spitze keine Schritte unternehmen, um ein Gewerbegebiet dort zu etablieren. Wenn allerdings Kürten auf seiner Seite der Grenze initiativ werde, werde man sich beteiligen an einem interkommunalen Gewerbegebiet, damit Gladbach nicht nur die Lasten einer solchen Ansiedlung in Form von Verkehr zu tragen habe, sondern auch in den Genuss der Vorteile komme.

Schließlich will man auch von einem Gewerbegebietshäppchen in Frankenforst die Finger lassen, weil die zu gewinnende Fläche gemessen an den Problemen zu klein ist. Das fällt umso leichter, als die Umwandlung des bisherigen Sondergebietes der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)in Gewerbeflächen an dieser Stelle ganz andere Möglichkeiten eröffnet. Wegen des BASt-Geländes bleibt man in der Summe auch nur anderthalb Hektar unter dem Verwaltungsvorschlag, der knapp 38 Hektar Gewerbe vorgesehen hatte (im ersten Entwurf waren es noch 50). Die 1,6 Hektar für eine Ausweitung des Krüger-Betriebsgeländes in Heidkamp, die die Verwaltung in den zweiten Vorentwurf neu aufgenommen hatte, werden von den Fraktionen mitgetragen. Bei den Ausweisungen für neue Wohngebiete betonten Waldschmidt und Metten, dass die von den Bürgerinitiativen angezweifelten Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung von der Realität bereits deutlich überholt worden seien. „Seit Beginn dieser Diskussion ist Gladbach schon um weitere 1800 Personen gewachsen, weit mehr als in der kühnsten Prognose, und dabei haben wir für die noch keinen Quadratmeter neue Wohnfläche ausgewiesen. Die Leute kommen auf jeden Fall“, so Waldschmidt.

Nicht alle Ausweisungen sollen aber automatisch zu Bauland werden, sondern man will sich flexibel in drei Priorisierungsstufen am Bedarf orientieren: In der ersten Stufe sind 18 der 32 Potenzialflächen enthalten, in den Stufen zwei und drei jeweils sieben.

In der Reservestufe drei ist auch der nördliche Teil der Nußbaumer Wiese einsortiert, der als „Kölner Fenster“ zuletzt besonders umstritten war. Hier haben die Fraktionen das Plangebiet (ursprünglich elf, dann sieben Hektar) noch mal reduziert auf fünf Hektar, dabei den Mittelteil als Blickachse und Grünlandkorridor herausgenommen. Das ist allerdings nur möglich, wenn die Flächen im Süden, westlich der Grube Neu-Holland, die im ersten Entwurf enthalten waren, dann aber auf Anraten der Aufsichtsbehörde gestrichen wurden, wieder hineingenommen werden. Ob das möglich ist, müssen Verhandlungen mit der Bezirksregierung erweisen.

Insgesamt haben die Fraktionen knapp sieben Hektar, die von der Verwaltung aus dem ersten Entwurf gestrichen worden sind, noch mal neu aufgerufen, um zu prüfen ob sie nicht doch bebaubar sind. Dementsprechend schwankt die Brutto-Neuausweisung von Wohnflächen zwischen 75,6 und 82,4 Hektar – gegenüber 212 im allerersten Entwurf. Besonders stark gelichtet wurden die Vorhaben im Raum Herkenrath, wo man von 38,5 auf 22 Hektar um 42 Prozent abspeckte – vor allem westlich der Landesstraße 289.

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