Privatsphäre schützenEinige Freibäder im Bergischen verbieten Fotografieren

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Mit ihrem Smartphone macht Monika Glazer ein Foto von ihren Söhnen Luca (2.v.l.) und Finn (3.v.l.). Ihre Freunde Vincent und Maria-Jolie sind mit ins Kombibad gekommen. „Fotos übers Smartphone zu machen, kann ein Problem sein“, findet die Gladbacherin.,

Mit ihrem Smartphone macht Monika Glazer ein Foto von ihren Söhnen Luca (2.v.l.) und Finn (3.v.l.). Ihre Freunde Vincent und Maria-Jolie sind mit ins Kombibad gekommen. „Fotos übers Smartphone zu machen, kann ein Problem sein“, findet die Gladbacherin.,

Bergisch Gladbach – Auch Monika Glazer hat ihr Smartphone im Freibad dabei. „Natürlich, ich will ja Bilder von meinen beiden Jungs machen“, sagt die Gladbacherin. Freundin Jessica Schotanus ist an diesem Nachmittag mit ins Kombibad gekommen, ihre Tochter Marie planscht vergnügt im Becken. „Gerade haben wir noch über Smartphones gesprochen“, bestätigt sie.

Wer es unauffällig anstelle, könne Aufnahmen machen, von ihr, von den Kindern, von anderen Badegästen. „So etwas haben wir vereinzelt schon beobachtet“, berichtet die junge Frau. Diese gesellschaftliche Unsitte greife immer stärker um sich. „Wofür braucht jemand solche Fotos?“, fragt sie.

In vielen Bädern der Region kocht das Thema in diesen Tagen hoch: Badbetreiber verhängen absolute Fotografierverbote im und um die Becken, manche Bäder lassen sich die sogar die Smartphones von jedem Badegast zeigen und kleben die Linsen rigoros zu. Bei Rundgängen wird kontrolliert, ob die Klebemarke noch vorhanden ist.

Die Freibadsaison nimmt in diesen Tagen Fahrt auf. An den Wochenenden pilgern Eltern mit ihren Kindern in die bergischen Bäder und wollen einen unbeschwerten Sommertag genießen. Fotos für die sozialen Netzwerke gehören für viele Badegäste selbstverständlich dazu. Die Aufnahmen werden mit dem Smartphone geschossen. Sekunden später sind sie im Internet.

„Wir kennen die Problematik“, sagt Manfred Habrunner, Geschäftsführer der Bäderbetriebsgesellschaft, die für die Freibäder in Bensberg und Paffrath zuständig ist. Bei manchen Badegästen ist jedenfalls die Aufregung groß: Familienfotos zu verbieten schieße weit übers Ziel hinaus. Fotografiert wird trotzdem.

„Wir werden sofort handeln, wenn jemand entsprechende Fotos zu machen versucht“, erläutert Habrunner. Zu diskutieren gebe es da nichts. Die Brisanz des Themas liege auf der Hand. Die Mitarbeiter seien sensibilisiert und schritten bei Beschwerden ein. Ein grundsätzliches Fotografierverbot gebe es in den beiden Freibädern, dem Bensberger Bad im Milchborntalk und dem Paffrather Kombibad, aber nicht. Laut Haus- und Badeordnung sei das Filmen und Fotografieren fremder Personen nicht erlaubt. Nur die Aufnahme von Familie und Freunden sei in einem sehr engen Rahmen gestattet, ohne fremde Personen im Vorder- oder Hintergrund. Das Badpersonal wache über die Einhaltung dieses Verbotes.

Monika Glazer findet die strikte Linie der Gladbacher Bäder gut. „Ich unterstütze das sehr. Nur ich will Fotos von meinen Kindern machen.“ Allerdings sei es schwierig, alle Badegäste zu beobachten. Wer Fotos heimlich machen wolle, werde dies wohl schaffen.

„Wenn wir Verdächtiges beobachten, schreiten wir ein. Wir tun  wirklich alles, was in unseren Möglichkeiten liegt“ Christian Ohls, Schichtleiter für das Badpersonal

„Wenn wir Verdächtiges beobachten, schreiten wir ein. Wir tun  wirklich alles, was in unseren Möglichkeiten liegt“ Christian Ohls, Schichtleiter für das Badpersonal

Christian Ohls, Schichtleiter für das Badpersonal, sagt, er greife eher einmal zu viel als zu wenig ein: „Wenn wir Verdächtiges beobachten, schreiten wir ein.“ Das heißt: Bilder vorzeigen und gegebenenfalls löschen. Dass das Fotografieren aber nur schwer zu kontrollieren sei, bestätigt auch er. An heißen Tagen strömten schließlich bis zu 3000 Badegäste nach Paffrath.

Jessica Schotanus denkt besonders an die Liegewiesen. „Wie soll das verhindert werden, wenn jemand Fotos oder einen Film macht?“ Eine Kontrolle aller Smartphones am Eingang sei nicht umsetzbar, glaubt auch Christian Ohls: „Wir tun aber wirklich alles, was in unseren Möglichkeiten liegt.“

Die Mitarbeiter achteten sehr genau auf den Badbetrieb und auch auf fotografierende Badegäste, ergänzt der Geschäftsführer der Badgesellschaft. So weit er es überblicke, seien zu der Problematik der Smartphonefotos bislang keine Beschwerden bei der Bädergesellschaft angekommen. Beim nächsten Teamtreffen will Habrunner über die Foto-Problematik „auf jeden Fall“ sprechen und die Mitarbeiter noch stärker sensibilisieren.

Im Hoffnungsthaler Freibad hängt direkt am Eingangstor ein Piktogramm mit durchgestrichener Kamera: Fotos von fremde Personen zu schießen ist strikt verboten. Praktisch greift das Verbot weiter: Bei Hunderten von Badbesuchern sei es praktisch unmöglich, nur sich selbst und seine Angehörigen auf ein Foto zu bekommen, erläutert eine Mitarbeiterin auf Nachfrage.

Zusätzlich zu dem Piktogramm hänge die Badeordnung aus. Auch darin sei das Fotografierverbot hinterlegt. Die Bad-Angestellten achteten sehr genau auf die Vorgänge auf den Liegewiesen und in den Becken. Versuche jemand, mit großer Kamera ins Freibad zu kommen, werde er am Eingang nach dem Grund befragt.

Auch wer im Bad als Fotograf auffalle, werde auf sein Handeln angesprochen. „Wir würden als erstes höflich bitten, das Fotografieren zu unterlassen und die Aufnahmen zu löschen.“ Dass sich Badegäste über das strikte Fotoverbot beschwerten, sei nachvollziehbar. Der Schutz der Persönlichkeit sei jedoch ein hohes Gut. Eine 100-prozentige Kontrolle, heißt es auch bei den Stadtwerken, sei aber kaum durchsetzbar.

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