Puppen-InszenierungNeuauflage von „Der kleine Prinz“ in Bensberg geplant

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Bergisch Gladbach – Viel Herzblut investiert Gerd J. Pohl in eine Neuinszenierung im Puppenpavillon Bensberg. Der Puppenspieler und Schauspieler hat sich die weltberühmte Erzählung „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry vorgenommen, die er mit seiner eigenen Handschrift präsentieren will.

Anknüpfen kann er dabei an eine alte Inszenierung: Puppenspieler-Legende Rudolf Fischer (1920 bis 1998) hat den Stoff um 1950 weltweit erstmals auf einer Puppenbühne aufgeführt, die 1943 in New York erschienene Erzählung ließ er auf eigene Kosten übersetzen und formte daraus sein Puppenspiel. Die Handpuppen dafür gab er Ende der 40er-Jahre bei Figurenbildnerin Lore Lafin (1905-1999) in Auftrag. Fischers Inszenierung ist auch eine Wegmarke für den Puppenpavillon Bensberg, der 1988 mit diesem Puppenspiel eröffnet wurde. Damals spielte Rudolf Fischer mit seiner Frau Erika, nach deren Tod führten Heide Hamann und Gundula Mehlfeld die Figuren, Fischer wirkte noch als Sprecher mit. Ab 1997 übernahm Gerd J. Pohl die Sprecherrolle, zusammen mit Heide Hamann und Gundula Mehlfeld spielte er das Stück ein Jahrzehnt lang.

Und nun also ein neuer Anlauf: Grundlage ist der alte Text, auch die historischen Figuren stehen zur Verfügung. „Aus dem Alten lassen wir etwas Neues entstehen“, sagt Pohl, der seinen Onkel Willi Beine als Regisseur gewonnen hat. Dieser bringt seinen Hintergrund als katholischer Priester, Germanist und Lyriker ein.

„Wir sind ein eingeschworenes Team, seit ich auf der Welt bin“, sagt Pohl. Die persönliche Nähe sei Grundlage der Zusammenarbeit, der kritische Blick des Regisseurs gehöre dazu. „Ich kann mir nicht vorstellen, allein herumzufrickeln“, sagt Pohl. Wenn es darum gehe, „die Botschaft herauszudestillieren“, komme es oft auf Nuancen an – und auf ein Urteil aus kritischer Distanz. Pohl will das Stück, das eigentlich für zwei bis drei Spieler gedacht ist, als Solist präsentieren. Damit kann er viel gestalten, ist aber auch stark gefordert. „Im Grunde genommen ist es ein neues Stück“, findet er. „Es ist mehr Arbeit als ich gedacht habe.“

Nach einer Erzählerpassage, bei der er vor dem Publikum stehen will, wird Pohl hinter der Bühne verschwinden und den Figuren seine Stimme geben. Als Solist spricht er sämtliche Rollen. Damit muss er eine große schauspielerische und stimmliche Bandbreite einbringen.

Dass stets nur zwei Figuren aufeinandertreffen, der kleine Prinz und eine andere Figur, erleichtert die Aufgabe nach Aussagen von Pohl. Noch nicht ganz geklärt ist, wie er die Stimme des Fuchses gestalten will. „Das ist die größte Herausforderung für mich“, stellt er fest. Bisher habe er die Figur „zu verschlagen“ angelegt – Beine forderte ihn auf, einen „väterlichen Freund“ darzustellen.

Bei der früheren Ensemble-Produktion hielt sich Pohl mit eigenen Vorstellungen zurück. „Ich habe das mir eigene Pathos sehr zurückgeschraubt“, sagt er über das mit Heide Hamann und Gundula Mehlfeld gestaltete Puppenspiel. Das sei nun nicht mehr nötig. „Die Pointe muss auch als Pointe gesprochen werden“, findet Pohl. Die frühere Inszenierung sei „stimmig“ gewesen, mit ihm als Solist werde aber „ein anderes Temperament“ zum Tragen kommen.

Stoff für Erwachsene

Pohl betont, dass „Der kleine Prinz“ ein Stoff für Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren ist. Es gehe um Themen wie Eitelkeit, Habsucht oder Herrschsucht: „Das sind alles Erwachsenenthemen“, findet er. Zudem sei das Stück „sehr monolog- und dialoglastig“, das verlange dem Publikum einiges ab. Auch der Puppenspieler sei stark gefordert: „Es gilt, innere Vorgänge darzustellen.“ Pohl will sich darauf konzentrieren, die Neuinszenierung wünscht er sich „möglichst reduziert, um den Blick auf das Wesentliche zu bewahren.“ Als Ziel formuliert er: „Die Bilder müssen in den Köpfen der Zuschauer entstehen.“

Generell will er „weg vom Grellen, weg vom Lauten und Hysterischen“. Diesem Ansatz entsprechen auch neue Bühnenbilder, die Pohl bei Karin Zimmerhakl aus Refrath in Auftrag gegeben hat. Fertig ist eine Darstellung der Wüste, die Zimmerhakl in Stoff und mit viel Gespür für die Farben gestaltet hat. Das Bühnenbild bleibt zurückhaltend, soll nicht vom Inhalt ablenken. Eine Planetenlandschaft soll hinzukommen. Pohl bekennt seine Faszination für Saint-Exupérys Erzählung. Beeindruckend sei, „dass man in so einfachen, naiven Worten so tiefe und weise Gedanken formulieren kann“. Die Botschaft der Erzählung, die für Menschlichkeit und Freundschaft plädiert, sei „eine ganz emotionale Sache“, sagt Pohl. „Es geht nicht über den Kopf, sondern über die Seele und das Herz.“

Der Wunsch, den „kleinen Prinzen“ zu inszenieren, sei „auch eine Verneigung vor der Puppenspieler-Generation vor mir“. Deren Leistung sei es, das Puppenspiel in Deutschland als eigenständige Kunstform, auch für Erwachsene, etabliert zu haben. Er wolle dazu beitragen, es als solche wieder ins Bewusstsein zu rücken.

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