Rathaus in Bergisch GladbachPorträts von Bürgermeistern der NS-Zeit bleiben

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Die Bilder der Bürgermeister Bertram Schumacher, Herrmann Hasberg und Walter Kappes (v.r.) bleiben hängen, sollen aber Hinweisschilder bekommen.

  • Die Porträts von drei Bürgermeistern, die in der Zeit des Nationalsozialismus tätig waren, werden in den Räumen des Rathauses hängen bleiben.
  • Die Fraktion Die Linke hatte die Entfernung gefordert.

Bergisch Gladbach – Die Bildergalerie im Sitzungszimmer 111 im Bensberger Rathaus wird künftig nicht durch Lücken auffallen: Die Porträts von drei Amtsträgern, die in der Zeit des Nationalsozialismus tätig waren, bleiben hängen. Die Fraktion Die Linke hatte die Entfernung der Bilder gefordert, zudem eine Aufarbeitung des Themas in einer Dauerausstellung mit dem Titel „NS-Zeit in Bergisch Gladbach“.

Dies wollte der Ausschuss für Bildung, Kultur, Schule und Sport mit Hinweis auf zahlreiche Publikationen zum Thema nicht unterstützen. Seine Mitglieder folgten mit großer Mehrheit dem Vorschlag der Verwaltung, die Bilder am Standort zu belassen, sie aber mit ausführlichen Erläuterungstexten zu versehen.

Die ehemaligen Bürgermeister sollten nicht alle in einem Kontext stehen

Eine Dauerausstellung zur Nazizeit wurde als zu arbeitsintensiv und teuer abgelehnt. Der Stadtrat hat am Dienstag das letzte Wort.

Die Fraktion Die Linke, die gegen diese Lösung stimmte, hatte zuvor argumentiert, dass „die Bürgermeister eines diktatorischen und faschistischen Regimes“ nicht in denselben Kontext mit Bürgermeistern eines „demokratischen Parlamentarismus“ gestellt werden dürften.

Die Bürgermeistergalerie besteht aus insgesamt 14 Porträts aus der Zeit von 1926 bis 1974. Dr. Albert Eßer, Leiter des Stadtarchivs, vermutet, dass die Bilder nicht in jedem Fall als persönliche Ehrung gedacht waren, sondern eher die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von Bensberg unterstreichen sollten. Darunter sind auch die drei Konterfeis der Bürgermeister aus der Nazi-Zeit: Walter Kappes (1934-1939), Hermann Hasberg (1940-1944) und Bertram Schumacher (1944-1945). Inwieweit die Stadtoberhäupter bei der rassistischen Verfolgung mitgewirkt haben, sei nur bruchstückhaft bekannt, sagt Eßer. Über Kappes habe etwa ein jüdischer Verfolgter nach Kriegsende geäußert, dass dieser ideologischer vorgegangen sei, als es notwendig gewesen wäre.

Poträts mit Erläuterungen

Eßer hält Informationen vor Ort für eine wirkungsvolle Art, über die NS-Zeit zu informieren. Ähnlich wie die Stolpersteine im Boden könnte an historischen Orten oder auf Straßenschildern im Zusammenhang an diese Zeit erinnert werden. Dieses System könne Schritt für Schritt ausgebaut werden. Eine klassische Dauerausstellung hingegen müsse an mögliche neue historische Themen jedes Mal aufwendig angepasst werden.

Eßer setzt sich dafür ein, dass die Gedenktafel am früheren Standort der Ziegelei Stella-Werk in Heidkamp wieder angebracht wird, sobald die Bauarbeiten für das Wohnhaus abgeschlossen sind. Die Tafel erinnert daran, dass in der leerstehenden keramischen Fabrik nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 Systemgegner verhört und gefoltert wurden.

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