Rollatortag NRW in Bergisch GladbachRollatorfahren mit dem richtigen Kniff

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Karl-Alfred Scholz (l.) und Wolfgang Weber helfen Gisela Goslawsky, mit dem Rollator das Kiesbett zu überwinden.

Karl-Alfred Scholz (l.) und Wolfgang Weber helfen Gisela Goslawsky, mit dem Rollator das Kiesbett zu überwinden.

Bergisch Gladbach – Die Nachfrage nach Rollatoren steigt. Mehrere Millionen Exemplare rollen heute allein in Deutschland. Aber: Rund zwei Drittel aller Menschen, die mit Rollatoren unterwegs sind, hätten Probleme mit der Handhabung, glaubt Thomas Wulf, Mitarbeiter der Wupsi (Kraftverkehr Wupper-Sieg GmbH). Dies zeigte sich beim Rollatortag NRW auf dem Peter-Bürling-Platz in Refrath.

Ein Ärgernis für Rollatornutzer sind Stufen, Treppen und Kanten, die oft nur mit ausgeklügelter Technik zu überwinden sind. Auch der Einstieg in öffentliche Verkehrsmittel bereitet Mühe. Statt ihre Gehhilfe abzukippen und die Vorderrädern zuerst in den Bus zu schieben, hebt Gisela Goslawsky den gesamten Rollator an und versucht, diesen in den Bus zu hieven. Wulf und sein Kollege Andreas Stein greifen ein und zeigen der Frau, wie sie ihr Gefährt leichter in den Linienbus bekommt. Nach zwei Versuchen hat sie den Bogen raus.

Auch Ruth Möchel hat Probleme mit den öffentlichen Verkehrsmittel. Seit elf Jahren ist die 85-Jährige mit einem Rollator unterwegs, fährt normalerweise über Stock und Stein und besitzt den „Rollatorführerschein“. Dafür musste sie einen Parcours aus grobem Kiesel, feinem Splitt, einem Weg aus Holzlatten und halbrunden Zylindern überwinden. Aber der Einstieg in Busse bleiben ein Hindernis: „Die parken immer zu weit weg vom Bordstein. Es bleibt eine Lücke, und die ist schwer zu überwinden.“ Vor Jahren habe sie sich einen Rückenwirbel angebrochen bei dem Versuch, den Rollator in den Bus zu heben.

Nutzen von Rollator bezweifelt

„Wir kennen das Problem, dass unsere Busse nicht nah genug an den Bordstein fahren können“, sagt Wupsi-Mitarbeiter Stein. Aber den Rollator in den Bus zu heben sei unnötig. Bis auf wenige Ausnahmen verfügen alle Busse über Klapprampen, die an der zweiten Tür eingebaut sind. Diese würden vom Fahrpersonal bedient. Der Busgast, der Hilfe benötige, brauche nur einen Anforderungsknopf zu drücken. Dieser sei sowohl außen als auch innen angebracht. „Unbedingt Bescheid sagen“, rät Stein. Der Busfahrer könne nicht jeden Hilfebedarf über seinen Fahrzeugspiegel erkennen.

Hildegard Allelein, Behindertenbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach: „ Dem muss ich widersprechen. Die Bushaltestellen sind nicht wirklich barrierefrei. Es gibt immer noch Busse ohne Rampen.“ Allelein ist teilweise im Rollstuhl, manchmal mit Gehstützen unterwegs. „Den Rollator nutze ich eher selten. Ich mag ihn nicht“, sagt Allelein. Sie bezweifelt seinen Nutzen. Ellen Freiberger von der Bundesinitiative Sturzprävention findet noch deutlichere Worte: „Vorsicht vor Rollatoren. Sie geben ein Gefühl der Pseudosicherheit. In Wirklichkeit steigt durch Gehhilfen, zu denen auch der Rollator gehört, die Gefahr.“

Für Christiane Berghaus vom Sanitätshaus „Gesundheit Leben“ ist die Einweisung der Nutzer in den Gebrauch eines Rollators unerlässlich: „Das gehört einfach dazu, wenn wir solch ein Gerät ausliefern. Der Benutzer muss schließlich sicher damit umgehen können.“

Ein Mitarbeiter der AOK argumentiert ähnlich. „Die Versorgung unserer Mitglieder mit einem Rollator schließt immer eine ausführliche Einweisung ein“, sagt der Fachmann für Hilfsmittel. „Schön wäre es ja“, kommentierte ein Besucher des Rollatortags diese Aussage. „Uns hat man die Gehhilfe einfach durch die Tür geschoben.“

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