StadtsportverbandStelle des Vorsitzenden seit Mai frei – Streit um Nachfolge

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Stadion in Bergisch Gladbach.

Bergisch Gladbach – Es war einmal eine Zeit, da lobten die Politiker die Arbeit der Sportvereine über den grünen Klee und versprachen Unterstützung, wo es nur ging. Auch politisch war es schlau, sich mit den Vereinen gut zu stellen – repräsentierten sie doch einen Großteil der Bevölkerung, der Wähler.

Inzwischen ist das Verhältnis jedoch abgekühlt. In Reden wird gern das Ehrenamt hochgehalten, aber die Vereine werden auch dazu angehalten, ihren finanziellen Beitrag zu den nötigen Einsparungen zu leisten.

In Bergisch Gladbach ist das Amt des ersten Vorsitzenden des Stadtsportverbandes seit einem Jahr vakant. Rainer Adolphs trat im Mai aus „persönlichen Gründen“ zurück. Zwischen ihm und der Verwaltung hat es immer wieder geknirscht. Ein Nachfolger wird gesucht, eine klare Linie auch. Der Stadtsportverband von Bergisch Gladbach ist auf dem Papier eine mächtige Organisation. Die Stelle des hauptamtlichen Geschäftsführers ist innerhalb der Stadtverwaltung angesiedelt. Einen kleinen Teil seiner Arbeitskraft stellt ein städtischer Mitarbeiter dem Stadtsportverband zu Verfügung.

Neuwahlen vielleicht erst im Mai

Dieses Konstrukt stammt noch aus der Zeit, als Vereine und Verwaltung praktisch automatisch an einem Strang zogen. So gesehen ist die Finanzierung der Geschäftsführerstelle eine weitere gute Tat der Stadt für die Sportvereine. Alle anderen Funktionen des Stadtsportverbandes werden ehrenamtlich besetzt. Zwar wurde versucht, die Interessenvertretung zu professionalisieren, aber geschehen ist nichts.

Uwe Tillmann, stellvertretender Vorsitzender des Gladbacher Stadtsportverbandes, rechnet mit Neuwahlen für den Posten des ersten Vorsitzenden erst im Mai 2017. Es sei kein Posten, um den man sich schlage. „Aber die anstehende Arbeit wird derzeit geleistet. Auch ohne ersten Vorsitzenden.“ Allerdings werde ein Kandidat innerhalb des Stadtsportbundes derzeit auf den Posten des Vorsitzenden „vorbereitet“. Tillmann sieht zwar im Gespräch mit dieser Zeitung Konflikte mit Stadt, glaubt aber, weiter mit den bisherigen Strukturen arbeiten zu können. „Die Stadt hat ja nicht mehr Geld für uns, wenn wir einen eigenen Geschäftsführer haben.“

Auf Seiten der Gladbacher Stadtverwaltung gibt es keinen Grund, an der Organisationsstruktur etwas zu ändern. Man arbeite entsprechend dem vor einem Jahr gegründeten „Pakt für den Sport“ gut zusammen. Wirkliche Konflikte hat es aus Sicht der Stadt auch nie gegeben.

Konfliktpotenzial zwischen Stadt und Sportverband

In Köln verfügt der Stadtsportverband gleich über mehrere fest angestellte Mitarbeiter. Geschäftsführer Stefan Lamertz: „Das brauchen wir als eigenständiger Ansprechpartner für die Politik auch.“ Man sei ausdrücklich kein verlängerter Arm der Verwaltung. Finanziert werden die Kölner Stellen mit Geld von Land und Stadt sowie über Mitgliedsbeiträge. Zumindest was die Finanzierung angeht, ist der Kreissportbund dem Kölner Stadtsportverband sehr ähnlich. Dort gibt es mit Henrik Beuning einen hauptamtlichen Geschäftsführer, der auf die Eigenständigkeit pocht, aber gleichzeitig sagt: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zum Kreis.“

Dabei sieht er das Konfliktpotenzial zwischen Stadtverwaltung und Sportverband sehr deutlich: „Da gibt es eben unterschiedliche Interessen.“

Georg Westermann, beim NRW-Landessportbund für „Politik und Grundsatzfragen“ zuständig, sieht die Sportverbände im Land ganz unterschiedlich aufgestellt. Aktuell gründe sich in Höxter ein Sportverband. Hintergrund seien dort die angekündigten Auseinandersetzungen um Hallennutzungsgebühren. In Paderborn gebe es schon lange einen Stadtsportverband mit einem eigenständigen Geschäftsführer. „Grundsätzlich sind wir froh, wenn es überhaupt einen aktiven Sportverband vor Ort gibt.“ Entscheidend seien immer die konkreten Probleme vor Ort.

Grundsätzlich ist Bergisch Gladbach eine ausgesprochen sportaffine Stadt (siehe „Der Sport in Zahlen“). Es wird eine vergleichsweise üppige Infrastruktur vorgehalten. Aber es gibt auch riesige Sanierungsstaus. „Die Vereine sind angesichts leerer Kassen landesweit gefordert, die Rolle des Sports zu betonen und zu verteidigen“, sagt Westermann. Die Frage nach dem Wie lässt er offen. In Bergisch Gladbach wird der nächste Vorsitzende des Stadtsportverbandes Antwort geben müssen.

Der Sport in Zahlen

Die Stadt Bergisch Gladbach gilt als eine besonders sportbegeisterte Stadt. Aufgelistet werden von der Stadt folgende Sportstätten: ein Kombibad, ein Hallenbad und ein beheiztes Freibad, eine Eissporthalle, neun Sporthallen, 23 Turnhallen, 13 Gymnastikhallen, ein Stadion mit einem Fassungsvermögen von 10 000 Zuschauern und 17 Sportplätze. Außerdem gibt es Sportanlagen für Golf, Reiten, Sportschießen und Tennis. Der Stadtsportverband vertritt rund 70 Sportvereine mit etwa 24 000 Mitgliedern. Ausdrücklich versteht sich der Verband als eigenständige Interessensvertretung dieser Vereine. Der gesamte Vorstand arbeitet ehrenamtlich. Eine Geschäftsführerstelle – wenige Stunden im Monat – gibt es bei der Stadtverwaltung. (nie)

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