Stadtverband Eine Welt in Bergisch GladbachEntwicklung dient der Sicherheit

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Der Stadtverband Eine Welt feierte 30-jähriges Bestehen: Hier die Mitglieder des Vorstands mit einem indischen Musiker. )

Der Stadtverband Eine Welt feierte 30-jähriges Bestehen: Hier die Mitglieder des Vorstands mit einem indischen Musiker. )

Bergisch Gladbach – „Global denken, lokal handeln“ – so lautete die Kampagne des Europarates in den 90er Jahren, bis heute wird der Handlungsansatz weltweit in Agenden weiterentwickelt. In Bergisch Gladbach ergriff man genau vor 30 Jahren die Initiative zur Gründung eines Stadtverbandes für Entwicklungszusammenarbeit.

Im Rathaus in der Innenstadt feierte der Verband – heute „Stadtverband Eine Welt Bergisch Gladbach e.V.“ sein 30-jähriges Bestehen – zusammen mit den 13 Mitgliedsgruppen, von Adra-Shop über die Familienhilfe Paraguay, der Arbeitsgruppe terre des hommes bis zu WeCanHim-Verein.

Bewusstsein schärfen

„An der Aufgabenstellung hat sich nichts geändert, lediglich der Begriff der »Dritten Welt« wurde ersetzt durch »Eine Welt«, in der alle leben und zu verantwortlichem Handeln aufgerufen sind“, stellte Horst Fossen, Vorsitzender des Stadtverbandes, fest und schilderte die Aufgabe des Verbandes, lokale und regionale Einrichtungen der Entwicklungshilfe zu koordinieren, gemeinsame Projekte in der Dritten Welt zu fördern und das öffentliche Bewusstsein für Solidarität und Partnerschaft mit „weniger entwickelten Ländern“ zu schärfen.

Focke erinnerte aber auch an die Anfänge, als aus dem Stadtsäckel noch jährlich 20 000 DM zur Verfügung gestellt wurden: „Die Wertschätzung blieb, die Zuwendung nicht.“

Bürgermeister Lutz Urbach würdigte die Arbeit des Verbandes: „Es geht ein Impuls aus unserer Stadt, diese Welt ein bisschen besser zu machen.“ Zwar gehe es nicht, aus dem „Füllhorn“ Landschaftsumlage materiell wieder etwas in die Kasse umzuschichten, doch er gab auch ein Versprechen: „Wenn sich die Situation bessert, werden wir Ihnen wieder unter die Arme greifen.“

Und beim Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes werde man auch einen neuen Standort für den Stadtverband Eine Welt nicht vergessen,sicherte der Bürgermeister zu.

Fossen stellte die vielfältige Arbeit der Mitgliedsgruppen dar: „Schwerpunktthemen der vergangen 30 Jahre waren unter anderem Straßenkinder, Kinderarbeit, Schule als Voraussetzung für einen Arbeitsplatz, Wasser als Menschenrecht, Kleinkredite als wirtschaftliche Kraft der Armen.“

Fehlende Perspektive

kann radikalisieren

Unter den Gästen befanden sich auch Inge Diethold, vor 30 Jahren die erste Vorsitzende des Verbandes, sowie Marie Luise Batz aus Refrath. Die 78-Jährige engagiert sich seit über 40 Jahren bei terre des hommes und im Eine-Welt-Laden, zuerst in Nümbrecht, später in der Kreisstadt.

In seiner Festrede „Entwicklungspolitik als notwendiger Bestandteil von Sicherheitspolitik“ stellte Professor Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, den unmittelbaren Zusammenhang von nationaler und internationaler Sicherheit in einer globalisierten Welt am Beispiel Syriens dar: „Auch der radikale Islam findet, wie alle Religionen und Ideologien, seinen Nährboden vornehmlich bei Menschen, die keine Zukunftsperspektive finden.“

Überraschend für manche Zuhörer war wohl seine Darstellung der Länder, die in 2015 die meisten Flüchtlinge aufnahmen: Libanon, Türkei, Iran, Äthiopien, Pakistan: „Rund 86 Prozent aller Flüchtlinge suchen Schutz in Entwicklungsländern.“ Handlungsfelder deutscher Flüchtlingspolitik seien, die Fluchtursachen zu bekämpfen, Aufnahmeregionen zu stabilisieren, Flüchtlinge und Binnenvertriebene zu integrieren. Die Flüchtlingskrise erfordere gemeinsame Lösungen von der Europäischen Union und der Internationalen Gemeinschaft, formulierte Wilhelm.

Wie sehr der örtliche Stadtverband Eine Welt und seine Mitgliedsgruppen eingebunden sind in das globale Handeln, zeigte sich bei der Präsentation ihrer Projektarbeit in der Kreisstadt und in der ganzen Welt.

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