IntegrationKürtenerin baut ehemaligen Kuhstall zum Treffpunkt für Flüchtlinge um

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So sah der alte Kuhstall aus. Er grenzt ans Fachwerk-Wohnhaus, in dem bereits eine Flüchtingsfamilie wohnt.

Kürten – Knarrend schiebt Christa Küppers die schwere Holztür zum alten Kuhstall auf. Grobe Backsteine bilden das Gemäuer, die riesigen Futtertröge für die Kälber haben sich erhalten. Durch winzige Butzenscheiben fällt spärlich das Tageslicht in den Stall. Auch mittags ist es im Innern dämmrig. Spinnweben hängen von der Decke, dicke Holzbohlen liegen auf dem Boden. Seit Jahren hat sich nichts getan im Stall.

„Hier ist noch viel zu tun“, sagt die Kürtenerin Christa Küppers. Sie hat einiges vor: In zwei Monaten soll der Kuhstall zu einem Aufenthaltsraum für Flüchtlinge umgebaut worden sein. Christa Küppers gehört zu jenem Menschenschlag, der lieber handelt als nur darüber zu sprechen.

„Wir müssen etwas tun für die Menschen"

Der Kuhstall grenzt ans Fachwerk-Wohnhaus Bilstein 8. Zehn Flüchtlinge wohnen hier seit dem vergangenen Jahr, Familien mit ihren Kindern. Christa Küppers hat die Hofanlage gekauft, die Gemeinde die grundsanierten Wohnräume zur Flüchtlingsunterbringung angemietet. Der Verein Bilstein 8 ist das Dach, unter dem Christa Küppers an ihrem Integrationsprojekt weiter bastelt, sie ist auch die Vorsitzende des Vereins. „Ein bisschen verrückt ist das schon alles“, gibt sie zu. „Aber wir müssen etwas tun für die Menschen“. Derzeit ist sie auf der Suche nach Handwerkern und handwerklich begabten Menschen aus Kürten, die beim Umbau mitanpacken. Auch die Flüchtlinge sollen helfen. Ohne den Kauf des leerstehenden Hofes wäre das Ensemble irgendwann abgebrochen worden.

Christa Küppers ist noch auf der Suche nach Handwerkern und handwerklich begabten Menschen, die beim Umbau anpacken.

Christa Küppers ist noch auf der Suche nach Handwerkern und handwerklich begabten Menschen, die beim Umbau anpacken.

Der Umbau des Stalls ist die zweite Stufe des Projekts Bilstein 8. Es ist ein Versuch, die große Langeweile unter den Flüchtlingen zu mildern. „Die Menschen können nur warten und warten“, beschreibt Christa Küppers die Tristesse in vielen Unterkünften. Bis Post von der zuständigen Behörde eintrifft, dauere es Monate. Die Eintönigkeit des Lebens machen den Flüchtlingen zu schaffen, einmal zwei Stunden Sprachunterricht in der Woche könnten das auch nicht ändern. „Das sind alles junge Leute. Die wollen doch was machen.“

Internet-Plätze statt Futtertröge

Im Konzept der Kürtenerin sollen im umgebauten Kuhstall Internet-Plätze entstehen. Oder etwas mit alten Nähmaschinen, zur Beschäftigung. Toiletten will die Initiatorin einbauen, eine neue Beleuchtung installieren lassen. Beim Bauamt des Rheinisch-Bergischen Kreises begleiten die Mitarbeiter das Projekt unterstützend, der Bauantrag für den Umbau ist gestellt. Im Aufenthaltsraum sollen sich nicht nur die in Bilstein untergebrachten Flüchtlinge treffen. Auch Flüchtlinge, die in Kürten und Umgebung leben, sollen vom Angebot profitieren.

Auf dem Gartengrundstück auf der andere Straßenseite wird einmal in der Woche fleißig gegärtnert. Die Flüchtlinge seien gar nicht mehr zu stoppen bei der Gartenarbeit, sagt Christa Küppers. Erfolge sind schon zusehen: Die ersten Salatköpfe sprießen, Kohlrabipflanzen gehen gut an. Ein gutes Zeichen für den Fortgang des Objekts, findet Christa Küppers.

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