KürtenGemeinde hält weitere E-Autos für unwirtschaftlich und sogar umweltbelastend

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Das Kürtener Elektro-Auto, hier mit Bürgermeister Willi Heider am Steuer, wird keinen Zuwachs bekommen.

Das Kürtener Elektro-Auto, hier mit Bürgermeister Willi Heider am Steuer, wird keinen Zuwachs bekommen.

Kürten – Bislang steht ein Elektroflitzer im Fuhrpark der Kürtener Verwaltung.

Medienwirksam kurvt damit Bürgermeister Willi Heider von Termin zu Termin und ist, so scheint es, glücklich mit dem Automobil, eine Anschaffung, die der Energieversorger Belkaw gestützt hat. Auch zwei Zapfsäulen für Belkaw-Strom gibt es in Rathausnähe.

Weitere Fahrzeuge wird es aber nicht geben in der Kürtener Verwaltung, obwohl die Fraktion der Grünen nach weiteren Elektroautos gefragt hatte. Vor allem bei den Nutzfahrzeugen solle sich die Verwaltung umschauen, Fördermittel für den Kauf beantragen und sich mit Partnern zusammentun. Gut fürs Image, wie der Fraktionsvorsitzende Michael Hardt meint.

Aus ökologischer Sicht kritisch

Schlecht fürs Klima, antwortet ihm die Verwaltung in einer Vorlage für die Sitzung des Zukunftsausschusses am 31. August.

Ein Wechsel zu Batterie-elektrischen Antrieben falle aus ökologischer Sicht „immer noch kritisch“ aus: Die Emissionsbilanz sei negativ, weil momentan der Strom von (umweltschädlichen) fossilen Energieträgern stamme. Auch Kritiker der E-Auto-Welle weisen auf diese Problematik hin, nur mit Ökostrom betrieben sei die Ökobilanz der E-Autos vertretbar.

Hinzu komme, dass für Batterien Seltene Erden verwendet werden müssen. Deren Abbau und Aufbereitung, oft in Entwicklungsländern, gilt als sehr umweltbelastend.

Anders als in Ballungsräumen mit Problemen bei der Luftreinhaltung bestehe für die Kürtener Verwaltung kein Handlungsdruck. „Zum Glück nicht“, denn neben „problematischer Ökobilanz“ sei auch die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben: Die Fahrzeuge seien 50 Prozent teurer als Diesel- oder Benzin-Autos, der Kraftstoffpreis werde wohl auf lange Sicht niedrig bleiben, die Lebensdauer der E-Batterien sei unsicher.

Fazit der Verwaltung: „Jede Wirtschaftlichkeitsberechnung läuft so ins Leere.“ Sinn ergebe eine Anschaffung nur, wenn sich der Batteriebetrieb mittelfristig ökologisch und ökonomisch durchgesetzt habe.

E-Autos sind in Rhein-Berg selten

Auf den Straßen des Bergischen Landes haben Elektroautos nach wie vor Seltenheitswert. Nach Angaben der Kreisverwaltung sind derzeit 175 Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb zugelassen. Hinzu kommen 837 Modelle mit einem Hybrid-Mischantrieb. Offenbar dämpfen ein hoher Anschaffungspreis und die geringe Reichweite der Batterien die Kauflaune.

Maßgebliche Unterstützung bekommt die E-Auto-Initiative vom Energieversorger Belkaw. Im Rheinisch-Bergischen Kreis hat das Unternehmen bislang neun Ladesäulen für Elektroautos eingerichtet, weitere sollen in den nächsten Monaten folgen (unter anderem in Bergisch Gladbach). E-Tanke heißt das Lademodell, das im Rheinland rund 120 „Zapfstellen“ anbietet. (cbt)

Dienstwagen der Landesregierung durchgefallen

Der schnellste Dienstwagen der Landesregierung steht vorerst still. Das Elektroauto der Marke Tesla 90 D sei mit seiner Reichweite von 300 Kilometern je Batterieladung „nicht ausreichend“, heißt es aus dem NRW-Umweltministerium. Die Fahrtenplanung werde durch die nicht ausreichende Dichte von Ladestationen erschwert. Das Fahrzeug sei aus diesen Gründen nicht geeignet für den Fuhrpark der Landesregierung.

Die Limousine, mit 422 PS und einem Kaufpreis von 110 000 Euro versehen, hatte der damalige grüne Umweltminister Johannes Remmel angeschafft. Nach dem Wechsel der Regierung verzichtet Umweltministerin Christina Schulze Föcking auf die Nutzung des Elektrofahrzeugs.

Vertreter von Grünen und SPD verteidigten die Anschaffung des Wagens als Zeichen für die E-Mobilität. (cbt)

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