Landtagswahl in Rhein-BergGemeinsamer Jubel von CDU und FDP

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Rhein-Berg – „Am Dienstag fahre mer nach Düsseldorf, un dann dummer wieder rejiere“, richtete sich Holger Müller (CDU) am Sonntagabend um kurz vor 21 Uhr über das Mikro an die da noch verbliebenen Gäste im Kreishaus.

Zwar waren auch drei Stunden nach Schließung der Wahllokale immer noch nicht alle Stimmbezirke ausgezählt, das Direktmandat, das Müller 2012 im Gladbach/Rösrather Wahlkreis 21 an Helene Hammelrath (SPD) verloren hatte, war ihm jedoch nicht mehr zu nehmen. Sein Parteikollege Rainer Deppe im Wahlkreis 22 lag erwartungsgemäß ohnehin schon lange uneinholbar weit vorn.

Bereits eine Viertelstunde vor Schließung der Wahllokale hatte CDU-Kreisvorstandsmitglied Christian Buchen im Kreishaus gesagt: „Ich glaube, wir werden heute Abend jubeln.“

Der erste Jubel brach gleich mit der ersten Hochrechnung der landesweiten Zweitstimmen-Ergebnisse unter den Christdemokraten im Kreishaus aus. Deutlich war der Vorsprung vor der SPD.

Skeptisch verfolgte Holger Müller aus Rösrath dennoch erst einmal seine einlaufenden Erststimmen-Ergebnisse nur im Foyer. Erst als Wolfgang Bosbach aus der Düsseldorfer CDU-Zentrale ins Kreishaus geeilt kam, ergriff er das Wort – und dankte neben seinem Team auch dem Bundespolitiker: „Du hast mir sehr geholfen und der CDU in Nordrhein-Westfalen“, so Müller. Bosbach bremste: „Wir haben nur die Wahl gewonnen, wir müssen es jetzt erstmal fünf Jahre besser machen.“

Daran will der 64-Jährige aus Gladbach, der im Herbst nicht erneut bei den Bundestagswahlen antritt, mitwirken. Ohne den Koalitionsverhandlungen vorgreifen zu wollen, würde er sich über die Leitung einer von der CDU angekündigten Sachverständigenkommission für Innere Sicherheit in NRW freuen. Damit gehe einer seiner Träume in Erfüllung, so Bosbach. Mehr wolle, mehr könne er auch nicht: Vor fünf oder zehn Jahren wäre er gern NRW-Innenminister geworden, so Wolfgang Bosbach im Gespräch mit dieser Zeitung: „Aber ich kann auch meinem Land dienen ohne Regierungsamt.“ Für die Kommission habe er jedenfalls bereits eine Fülle von Bewerbern bekommen.

Während Müller nach seinem Wahlsieg sagte, er habe es als seine Pflicht angesehen, den Wahlkreis zurückzuerobern („sonst hätte ich mich morgens nicht mehr im Spiegel ansehen können“) und dies vor allem auf seinen Wahlkampf zurückführte („Ich glaube, ich habe nie einen besseren Wahlkampf gemacht“), verteidigte sein Parteikollege Rainer Deppe im Wahlkreis 22 mit einem herausragenden Ergebnis sein Mandat. Souverän und ohne großes Getöse.

Am Wahltag war er bereits um 4 Uhr aufgestanden – selbst die Brötchen, die am Wahlmorgen von der CDU verteilt werden, tütet er persönlich mit ein. Seit Jahren ist der seit 2005 im Landtag aktive, gelernte Landwirt und CDU-Kreisparteichef als basisnaher Macher bekannt.

„Total glücklich“ zeigte er sich über sein hohes Erststimmen-Ergebnis, nachdem er den Sitzungssaal des Kreishauses mit seinen Enkelinnen Lene und Klara und der Familie im Gefolge unter dem Jubel nicht nur der CDU-Anhänger betreten hatte.

Einer der ersten Gratulanten war FDP-Kreisparteichef Hermann Küsgen. „Wir haben die Wahlziele erreicht, Rot-Grün abzulösen und den zweiten rheinisch-bergischen Wahlkreis zurückzuholen, erreicht“, sagte Deppe. „Jetzt geht es morgen an die Arbeit. Wir werden es besser machen müssen.“

Lothar Esser, der FDP-Kandidat für den Wahlkreis 22, hatte ein gutes Ergebnis, „aber nicht diese Sensation“ erwartet. Esser sieht die Liberalen klar auf Erfolgskurs. „Dieses Wahlergebnis bestätigt unseren Wahlkampf, und er ist natürlich auch eine Bestätigung für unseren Spitzenkandidaten Christian Lindner.“ Anita Rick-Blunck sagte euphorisch: „Die FDP ist zurück, stärker als je zuvor. Im Kopf bin ich schon ein wenig beim Bundestagswahlkampf.“

In beiden Wahlkreisen liegen die Liberalen klar über dem Landestrend. Und eine Koalition mit der CDU auf Landesebene scheint ausgemacht. Darüber freuten sich die Liberalen – einerseits. Andererseits gab es aber auch sofort Stimmen, die vor einer zu innigen Umarmung mit der CDU warnten.

Natürlich nicht am Wahlabend. Da lagen sich die Sieger in den Armen.

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