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Gut AmtmannscherfWesternreiten im Scherfbachtal

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Der Wilde Westen liegt im Scherfbachtal: Teresa Dornbusch (r.) unternimmt mit Jugendlichen einen Ausritt.

Der Wilde Westen liegt im Scherfbachtal: Teresa Dornbusch (r.) unternimmt mit Jugendlichen einen Ausritt.

Odenthal – Der Wilde Westen liegt manchmal ziemlich versteckt. Im Scherfbachtal, kurz hinter der kleine Ortschaft Höffe, muss man schon sehr aufpassen, um die Einfahrt zum Gut Amtmannscherf nicht zu verpassen.

Wer die Straße hinter sich lässt, dem öffnet sich der Blick auf einen mittelalterlichen Vierkanthof, der von knapp 40 Hektar Land umschlossen wird. Auf den meisten Wiesen grasen friedlich Pferde oder sie necken sich, spielen Nachlaufen.

Eine leicht raue Stimme tönt aus der Reithalle: „Pass auf, dass er dich nicht nach vorne zieht, bleib auf dem Becken sitzen.“

Die Stimme gehört Teresa Dornbusch, die eine Schülerin darin unterstützt, optimal mit dem Pferd zu kommunizieren. Seit zehn Jahren gehört das ehemalige Rittergut der passionierten Westernreiterin.

„Eigentlich habe ich ganz klassisch mit Dressurreiten angefangen“, erinnert sich die Mutter von drei Kindern. Als sie begann, zu studieren, endete diese Zeit.

Durch einen Zufall lernte sie in Spanien Jean-Claude Dysli kennen, der in Westernreiterkreisen als Guru gilt. „Aus geplanten drei Monaten, die ich nach meinem Examen dort verbringen wollte, wurde ein Jahr, in dem ich dort auch mitarbeitete und ausgebildet wurde, das war eine tolle Zeit“, erinnert sie sich.

Fortan wollte sie keine Dressur mehr reiten, bei der der Reiter auf die Pferde die ganze Zeit mit Schenkeln, Kreuz und Zügeln einwirkt. „Das ist für den Reiter sehr anstrengend und steht unter der Annahme, dass der Reiter dem Pferd beibringen muss, wie es sich zu verhalten hat. Aber eigentlich können die Tiere ja von Natur aus alles. Sie müssen nur verstehen lernen, wann der Mensch welche Dinge von ihnen möchte“, erklärt sie.

In Spanien hat sie gelernt, wie das geht. „Es geht darum, Kontakt mit dem Pferd aufzunehmen.

Kommunikation miteinander und nicht Ausbildung ist das Ziel“, erläutert sie.

Wer sie beim Kulturfest auf Gut Amtmannscherf vor ein paar Jahren auf ihrem damaligen Pferd Jay Jay, das sie vor 18 Jahren aus Spanien mitgebracht hat, zur Livemusik im Ring erlebt hat, der weiß, wie harmonisch das aussehen kann. „Wenn es gut läuft, dann hat das Westernreiten etwas von Gedankenlesen“, findet die Pferdewirtschaftsmeisterin, die auf ihrem Hof auch ausbildet.

Von Cowboys inspiriert

Der Reitstil des Westernreitens lehnt sich an die Arbeitsweise der Cowboys in den Vereinigten Staaten an. Diese mussten bis zu 16 Stunden im Sattel ausharren. Daher wurden ausdauernde Pferde mit bequemen Gängen gezüchtet, die es gewöhnt sind, Aufgaben selbstständig zu lösen. Bei Westernreitern sind Quarterhorses sehr beliebt. Sie sind die schnellsten Pferde auf einer Distanz von einer Viertelmeile (402,34 Meter).

Die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd läuft über minimale Hilfen. Viele Westernreiter sind einhändig unterwegs, da auch das eine Reminiszenz an die Cowboys ist, die in der anderen Hand das Lasso hatten. Das Reining ist eine von vielen Disziplinen des Westernreitens, manche sagen die Königsdisziplin, weil sich hier schnelle Drehungen, Stopps aus hohem Tempo, Tempowechsel und Rückwärtsrichten rasant abwechseln. (dfk)

Jay Jay ist inzwischen im Ruhestand, was Turniere angeht. Sein Nachfolger, Zuchthengst Pepto San Man, linst neugierig aus seiner Box im Innenhof, als Teresa Dornbusch und ihre Mutter Monika Schwichtenberg an seine Box treten.

Der 15-Jährige bleibt selbst dann entspannt, als Stuten, die er decken soll, in seiner unmittelbaren Nähe vorbeigeführt werden, während seine Besitzerin ihn sattelt. Etliche Fohlen stehen mit ihren Müttern auf den Wiesen, die Zucht ist Teresa Dornbuschs zweites Standbein.

Das erste sind die Pensionspferde, derzeit etwa rund 50 Tiere. „Bei uns haben alle Pferde ihre eigene Box, stehen aber über Tag in Gruppen auf den Weiden. Abends werden sie dann wieder in ihre Boxen geführt“, erklärt Dornbusch. „Pferde sind soziale Wesen, die brauchen den Kontakt zu anderen Tieren.“

Der Vorteil für die Besitzer der Pensionspferde: Sie müssen nicht jeden Tag zum Stall, die Tiere haben Auslauf und Betreuung. Damit die Tiere auch im Winter draußen sein können, möchte Dornbusch eine befestigte Auslauffläche anlegen, die Anträge dafür sind bereits eingereicht.

Monja Hoffmann und ihre Freunde Lisa Schroers, Johannes und Florian Große sind freiwillig fast jeden Tag im Scherfbachtal. Die jungen Reiter sind schon auf Turnieren erfolgreich. Nicht nur in den Ferien nutzen sie jede Minute, um bei ihren Tieren zu sein, auf dem Hof mit anzupacken.

„Wir kommen jeden Tag extra von Wipperfürth hierher, weil uns die Atmosphäre hier so gut gefällt, dass wir hier unsere Pferde eingestellt haben“, erzählt die Mutter der 13-jährigen Monja, Antje Hoffmann, die die Leidenschaft ihrer Tochter fürs Reiten teilt.

„Das Reiten ist meine Erfüllung. Aber ich habe auch eine Art Mission, ich möchte gerne dafür sorgen, dass es mehr Austausch zwischen den Vertretern der unterschiedlichen Reitstile gibt“, sagt Teresa Dornbusch. Western- und Dressurreiter kommen im Alltag selten zusammen.

Das möchte sie ändern. „Ein Symposium, wo geschaut wird, welche Wege es gibt, mit Pferden auf optimale Weise das gesteckte Ziel zu erreichen, das wäre mein Wunsch“, sagt sie und schaut liebevoll auf die Stuten mit ihren Fohlen auf der Wiese.

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