Abriss der A4-BrückeIHK und Handwerkskammer befürchten Verkehrschaos

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Die Autobahnbrücke bei Untereschbach soll abgebrochen werden. Eine Umleitung über die Landstraßen gilt als problematisch.

Die Autobahnbrücke bei Untereschbach soll abgebrochen werden. Eine Umleitung über die Landstraßen gilt als problematisch.

Overath – Nicht nur Pendler machen sich Sorgen. Auch die Handwerkskammer und IHK warnen mit Nachdruck vor einer Sperrung der A4, um eine Brücke in Untereschbach zu erneuern.

Wie der Landesbetrieb Straßen NRW vergangene Woche zuerst dieser Zeitung bestätigt hatte, kann die A4-Brücke über die Landstraße 136 zwischen Untereschbach und Bensberg nicht saniert werden, sondern muss bis 2022 abgerissen und neu gebaut werden.

„Eine Vollsperrung würde ein Verkehrschaos im Bergischen auslösen“, befürchtet Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. „Wenn die A4 in diesem Abschnitt voll gesperrt würde, müsste der Ausweichverkehr, täglich 60 000 Fahrzeuge, über das untergeordnete Straßennetz geführt werden. Das ist dafür nicht ausgelegt.“ Eine Alternativplanung sei zwingend erforderlich, fordert auch der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, Dr. Ulrich S. Soénius.

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Arbeiten beginnen spätestens 2020

„Wir werden alles dafür tun, damit alle mit den Bauarbeiten gut leben können – vor allem die Autofahrer“, sagte Straßen-NRW-Sprecher Norbert Cleve gestern auf erneute Nachfrage. Was das bedeutet? Dazu könne er noch nichts sagen. Die Planungen sollten erst in den nächsten Monaten beginnen.

Für den Landtagsabgeordneten Rainer Deppe (CDU) ist das schwer auszuhalten: „Ich bitte den Landesbetrieb dringend, kurzfristig gegenüber den betroffenen Kreisen und Kommunen und der Öffentlichkeit für Transparenz zu sorgen“, forderte er gestern im Gespräch mit dieser Zeitung.

Zwar hatte der Landesbetrieb auf Nachfrage erklärt, er prüfe, ob der Verkehr während der Bauzeit über eine Behelfsbrücke geleitet werden könne. Zu dem Einwand, dass die Bebauung neben der Brücke und ein anstehender Hang kaum Platz lassen, gibt es bislang jedoch keine Aussage. Die Prüfungen stünden noch aus, hieß es gestern erneut. Durch die Absperrung des Standstreifens und eines Teils des Verzögerungsstreifens der Ausfahrt Untereschbach sei sichergestellt, dass diese Streifen nicht benutzt und die Brücke insgesamt entlastet werde, so Cleve. So sei erreicht worden, dass die Brücke bis zur Erneuerung genutzt werden könne. Bei einer kalkulierten Bauzeit von zwei Jahren müsste also spätestens Ende 2020 mit den Arbeiten begonnen werden.

Brücken werden heutzutage stärker beansprucht

Zu dem Ergebnis, dass die Brücke neu gebaut werden müsse und nicht saniert werden könne, habe auch eine Nachrechnung der Statik nach den novellierten Richtlinien beigetragen. Die seien seit dem Bau der Brücke 1968 mehrfach verschärft worden, so Cleve: „Die einzelnen Lastwagen sind schwerer geworden, und wir haben heute deutlich mehr Verkehr als damals.“

Mit der Stabilität von alten Betongebäuden lasse sich eine Brücke ohnehin nicht vergleichen, so Cleve. „Eine Brücke wird statisch ganz anders gerechnet und beansprucht.“ Bei der Brücke in Untereschbach handele es sich „nicht generell um ein Bauwerk mit schlechtem Beton“, sondern um eine „bewehrte, schiefwinklige Stahlbetonbrücke mit im Beton liegenden Verdrängungskörpern“ aus dem Jahre 1968, die nach damaligem – heute überholten – Stand der Technik statisch bemessen und konstruiert wurde.

In der Verbandsversammlung des Nahverkehrs Rheinland (NVR) hat SPD-Kreistagsfraktionschef Gerhard Zorn am Freitag das Thema A4-Brückenneubau angesprochen: Nun prüfe der NVR, inwieweit die Regionalbahnlinie 25 zusätzliche während der Brückenbauarbeiten Pendler-Ströme aufnehmen könne – durch zusätzliche oder längere Züge, einen provisorischen zusätzlichen Halt in Overath-Vilkerath oder eine zusätzliche Begegnungsmöglichkeit von Zügen beispielsweise am früheren Bahnhof Königsforst.

Die Region bereitet sich auf den Brückenneubau vor. Auch wenn noch unklar ist, wie der Landesbetrieb Straßen ihn angehen wird.

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