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JubiläumHistorische Aufnahmen vom Bau der Kirche St. Barbara

Lesezeit 4 Minuten
Lange musste das Gotteshaus ohne Kirchturm auskommen. Erst im Jahr 1963 wurde er gebaut.

Lange musste das Gotteshaus ohne Kirchturm auskommen. Erst im Jahr 1963 wurde er gebaut.

  • Am 2. April 1916 wurde die Grundsteinlegung die Kirche St. Barbara feierlich gesegnet.
  • In diesem Jahr finden eine Reihe von Festveranstaltungen statt, die an den Bau der Kirche erinnern.

Overath – Wer Anfang des 20. Jahrhunderts unter Tage arbeitete, musste nicht nur körperlich fit sein, er brauchte auch Gottvertrauen. Die Bergleute, die vor 100 Jahren in Steinenbrück und Umgebung schufteten, hatten mehr als nur Gottvertrauen: Sie rackerten sich ab, um eine eigene Kirche zu bekommen. Vor 100 Jahren,  am 2. April 1916, waren sie am Ziel: 14 Jahre nach Gründung des Kirchbauvereins und knapp zwei Jahre nach der Grundsteinlegung wurde die Kirche St. Barbara feierlich gesegnet.

Die Steinenbrücker Katholiken erinnern in diesem Jahr mit einer Reihe von Festveranstaltungen an den Bau der Kirche, die erst fast 50 Jahre später auch einen eigenen Kirchturm bekam. Die Eröffnungsfeier findet am Sonntag, 20. März, um 11.15 Uhr statt. „Wir beginnen am Kindergarten mit der Palmweihe“, schreiben Pastor Gereon Bonnacker und Maria Koziel vom Ortsausschuss St. Barbara in ihrer Einladung. Eine Prozession, eine Festmesse und ein Empfang schließen sich an.

Bittbriefe an Industriebarone

Die Einsegnung vor 100 Jahren fand mitten im Ersten Weltkrieg statt. Dabei war die Grundvoraussetzung bereits 14 Jahre zuvor geschaffen worden. Am 13. April 1902 konstituierte sich unter der Wortführung des in Steinenbrück heute noch berühmten Obersteigers Heinrich Römer sowie von Wilhelm Eisengarten, Philipp Daubenbüchel und Adolf Schmitz der St.-Barbara-Kirchbauverein. Die Menschen waren es leid, für die Gottesdienste immer die weiten Wege nach Rösrath, Immekeppel, Heiligenhaus oder Overath auf sich nehmen zu müssen. Mit großer Zielstrebigkeit begann der Verein, mit Konzerten und Sammlungen Spendengelder zu akquirieren, und auch Bittbriefe an Industriebarone gehörten dazu.

Joachim Zielhofer, der frühere Grundschulrektor von Steinenbrück, erwähnt in der von ihm gestalteten Festschrift zum Kirchenjubiläum zwei solcher Schreiben an den „hochgeehrten, hochedlen Herrn Carnigee“ von „The Steel King of America“ in Pittsburgh, Pennsylvania, und an den Präsidenten von „Pabst  & Buewing“ in Milwaukee, Wisconsin.

Ob die Amerikaner den Steinenbrücker Kirchbau tatsächlich förderten, ist nicht überliefert, Unterstützung kam aber von anderer Seite: Das in der Region tätige Bergbau-Unternehmen „Actien-Gesellschaft des Altenbergs“ (Vieille Montagne) schenkte dem Verein 10 000 belgische Francs, was seinerzeit 8097,17 Mark entsprach, und versprach, das erforderliche Baugrundstück an den Verein zu übertragen.  Als Architekt empfahl sich bereits im Jahr 1906 der Bonner Kirchbauexperte Jacob Stumpf, dessen Bauten damals bereits unter anderem in Muffendorf, Hahn, Meckenheim und Odendorf zu bewundern waren. 1911 wurde allen Pfarreien der Erzdiözese eine Kollekte empfohlen, und am 4. Mai 1914 legte der Overather Pfarrer und Dechant Franz Schlenkert den Grundstein (siehe „Text der Gründungsurkunde“).

Bau des Glockenturms erst 1963

Der Beginn des Ersten Weltkrieges drei Monate später beeinträchtigte  die Steinenbrücker Kirchbaupläne. Das Gotteshaus wurde zwar weiter gebaut, auf den Glockenturm aber verzichtet – und das bis 1963. Die Segnung der Kirche fand wie erwähnt am 2. April 1916 statt, die erste Fronleichnamsprozession 1917 – allerdings nicht am Tag selbst, weil da gearbeitet werden musste, sondern erst am folgenden Sonntag, wie damals Rektor Paul Lauscher, der erste Geistliche von Steinenbrück, in einem Brief an die „lieben Krieger“, die Overather Soldaten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges, berichtete.

Zehn Jahre später, im Juli 1927, fasste der Kirchenvorstand von St. Barbara den Beschluss, die Selbstständigkeitserklärung zu beantragen. „Am 23. Januar 1928 erlangte die Pfarre St. Barbara endlich ihre Selbstständigkeit“, berichtet Joachim Zielhofer in seinem Manuskript zur Festschrift, das er der Redaktion vorab zur Verfügung gestellt hat. St. Barbara wurde von der Mutterpfarre St. Walburga in Overath abgetrennt. Noch fünf Jahre später, am 10. Juli 1933, wurde die Kirche geweiht. Konsekrator war Weihbischof Dr. Wilhelm Stockums. Warum die Kirche erst nach so vielen Jahren geweiht wurde, weiß selbst der unermüdliche Heimatforscher Zielhofer nicht.

Die Errichtung des Turms

Beendet ist die Baugeschichte von St. Barbara mit der Weihe aber noch lange nicht: Während der erste Pfarrer von Steinenbrück, Paul Lauscher, noch zur Miete wohnen musste, wurde 1927 der Bauauftrag für das neue Pastorat, die Pfarrwohnung, vergeben.

1959 nahm die Freiwillige Feuerwehr Steinenbrück die Idee auf, der Kirche endlich einen Turm zu geben. Ein neuer Kirchenbauverein wurde gegründet. Während die Glocke bereits 1962 nach Steinenbrück kam, begannen die Bauarbeiten für den Turm erst im März 1963.  Am 15. Dezember 1963 wurde der Turm geweiht und am 18. April 1968 dann auch noch mit dem weithin sichtbaren, 250 Kilogramm schweren und im Durchmesser zwei Meter großen Wetterhahn bekrönt. Das letzte bauliche Großprojekt der heute zum Pfarrverband Overath zählenden und laut Erzbistum-Homepage 2369 Seelen zählenden Pfarrei St. Barbara folgte zehn Jahre später: Am 12. März 1978 fand die Einweihung des 120 Personen fassenden  Pfarrsaales statt.

Festkalender

20. März: Eröffnungsfeier. 10. Juli: Pfarrfest unter Mitwirkung aller Vereine, mit Weihbischof Ansgar Puff. 11. September: Barbarakreuzmesse. 21. Oktober: Abendveranstaltung. Altbürgermeister Siegfried Raimann spricht über das historische Steinenbrück, Joachim Zielhofer über kirchliche Veränderungen. 16. November: Abendveranstaltung zu Veränderungen in Kirche im Allgemeinen. 4. Dezember: Barbarafest, verbunden mit einer  Feier zum 100-jährigen Bestehen der  Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd).

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