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KulturbahnhofVerein informiert über geplantes Gewerbegebiet in Unterauel

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Launiger Vortrag mit ernstem Hintergrund: Der langjährige Leiter der Kölner Hochwasserschutz-Zentrale, Reinhard Vogt.

Launiger Vortrag mit ernstem Hintergrund: Der langjährige Leiter der Kölner Hochwasserschutz-Zentrale, Reinhard Vogt.

Overath – Flusshochwasser, Sturzbäche, Kanalrückstau, Grundhochwasser: Die Möglichkeiten, dass Wasser Schaden anrichtet, sind zahlreich, und die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt, steigt mit der Klimaveränderung. Dass man sich auf alte und neue Gefahren einstellen kann und muss, war Thema eines Vortrages des Kölner „Hochwasser-Papstes“ Reinhard Vogt im Kulturbahnhof.

Eingeladen hatte der Rösrather Verein Lebenswertes Sülztal, der es durch intensive Überzeugungsarbeit 2011 geschafft hat, dass das geplante Gewerbegebiet Lehmbach an der Sülz gestoppt wurde. Mit dem jetzt einen Steinwurf flussaufwärts in Overath geplanten Gewerbegebiet Unterauel sehen die Rösrather erneut Gefahren und sind wieder aktiv geworden – mit dem Abend im Kulturbahnhof ebenso wie mit einem Besuch eines Hochwasser-Info-Mobil tags drauf in Untereschbach.

Der Einladung in den Kulturbahnhof folgten rund 70 Zuhörer. Der prominenteste Teilnehmer war der Hausherr: Bürgermeister Jörg Weigt (SPD) hatte den Raum kostenlos zur Verfügung gestellt, da das Thema im öffentlichen Interesse sei. Vogt, bis zur Rente langjährig Leiter der Hochwasserschutzzentrale Köln, machte eindringlich klar, dass es keinen absoluten Schutz gegen Hochwasser geben könne, dass aber Vorsorge möglich und angezeigt sei.

Viel zu tun zur Vorbeugung

Bis zum Jahr 2100 werde die Temperatur hierzulande um 3,5, wenn nicht gar um 4,5 Grad steigen – mit Folgen. Da bleibt für den Privatmann wie für die Kommune viel zu tun: Barrierefreiheit an sich ist eine gute Sache, aber bitte nicht für das Hochwasser. Rampen seien die bessere Lösung. Und Gas- und Elektroanschlüsse sollte man nicht in den Keller legen.

Kommunen sollten beim Thema Flächenvorsorge nachdenken. So schaffe etwa Köln Flächen, auf denen sich das Wasser ausdehnen könne, auch wenn, so der Wahl-Kölner schmunzelnd, „leider“ auch Düsseldorf davon profitiere. Vogts Resümee: „Wir müssen keine Arche Noah bauen, aber mit dem Hochwasser leben lernen.“

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An der Frage-und-Antwort-Runde beteiligte sich das Publikum lebhaft; Betroffene wiesen auf vermutete und tatsächliche Mängel in der Overather Kanalisation ebenso hin wie auf die Unterauel-Problematik. Ob sich die Stadt nicht einem Hochwasser-Audit unterziehen wolle, bei dem überprüft werde, wie gut sie über die Hochwasser-Risiken im Bilde sei, wurde gefragt. Bürgermeister Weigt, der als Einzelner Rat und Verwaltung zugleich repräsentierte, wurde mehrfach direkt angesprochen. Es sei toll, dass er da sei. Aber warum sei er denn alleine gekommen? Die Antwort blieb Weigt zwar schuldig, informierte die Anwesenden aber über Aktivitäten in Sachen Hochwasserschutz, etwa darüber, dass der Aggerverband voraussichtlich ab 2019 an der Agger das Gebiet zwischen Badino und Stadtgrenze zu Lohmar renaturiere und mit neuen Retentionsflächen versehen werde.

Weigt: „An der Sülz haben wir das Gleiche vor.“ So sollten von Untereschbach bis Rösrath ebenfalls Retentionsflächen geschaffen und der natürliche Sülz-Verlauf wiederhergestellt werden. Weigt versprach: „Wenn wir ein Gewerbegebiet schaffen, dann werden wir dort Pflöcke einschlagen, damit die Bürger eine Orientierung haben.“ Weigt kündigte an, dass neben dem fertiggestellten Rückhaltebecken an der Römerstraße ein weiteres neues Rückhaltebecken im Holzbachtal gebaut werden soll. Der Düker, der die Sülz unterquerende Abwasserkanal, solle vergrößert und am neuen Feuerwehrhaus an der Sülz ein weiterer Düker errichtet werden. Insgesamt versuche die Stadt, das Rohrleitungssystem im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten zu vergrößern.

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