RösrathKleine Wohneinheiten sollen gegen Konflikte unter Asylbewerbern helfen

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Rösrath – Das Zusammenwohnen von Asylsuchenden ist nicht immer problemlos. Das liegt in der Natur der Sache, in städtischen und privaten Unterkünften leben sie auf engem Raum, Rückzugsmöglichkeiten gibt es kaum. Auch persönliche oder kulturelle Konflikte sind absehbar.

Das weiß auch die Stadt Rösrath, sie bemüht sich daher, Menschen zusammenbringen, die halbwegs harmonisch miteinander wohnen können. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Zugleich ist es eine Gratwanderung: Denn es ist nicht wünschenswert, Christen und Muslime oder Frauen und Männer grundsätzlich voneinander zu trennen – schließlich sollen sie sich ja auch in der Gesellschaft begegnen und friedlich zusammenleben. „Wir bemühen uns, es so hinzubekommen, dass wir allen gerecht werden“, sagt der Beigeordnete Ulrich Kowalewski (CDU).

Angst vor dem Mitbewohner

Dass das schwierig sein kann, illustriert der Fall einer Irakerin, die mit ihren beiden Töchtern (fünf und neun Jahre alt) ein Zimmer im Ortsteil Rösrath zugewiesen bekam.

Das Zimmer befand sich in einer Wohnung mit einem zweiten Zimmer, in dem ein iranischer Mann untergebracht war. Trotz des ähnlichen kulturellen Hintergrunds weigerte sich die junge Mutter rundweg, „mit einem rund 35-jährigen fremden Mann“ zu leben, sie zog in die Wohnung erst gar nicht ein.

Ohne dass der iranische Mitbewohner irgendein Fehlverhalten gezeigt hätte, erklärte die Frau in einer E-Mail, die eine Kontaktperson auf Deutsch formulierte: „Meine Töchter und ich haben Angst“, sie könne nur mit einer Familie oder einer Frau zusammenwohnen.

„Ich kann meine Töchter nicht mit einem fremden Mann allein lassen, wenn ich zum Beispiel duschen will.“ Nach einigem Hin und Her setzte sich die Irakerin durch, sie wird ohne einen männlichen Mitbewohner untergebracht. In Krisensituationen seien die städtischen Mitarbeiter ansprechbar, erläutert Kowalewski.

Erste Anlaufstelle sei ein Hausmeister, der alle Flüchtlings-Wohnhäuser betreue. Für die meisten Unterkünfte gebe es auch ehrenamtliche Paten der Flüchtlingshilfe Rösrath: „Wir sind unheimlich dankbar, dass das funktioniert.“ Die Paten könnten auch bei Behördenkontakten helfen und auf Dauer ein Vertrauensverhältnis aufbauen.

Entlastend wirken können auch Wohnformen mit kleinen Einheiten, die ein Minimum an Privatheit ermöglichen. So lässt die Stadt in der Burggasse, nahe der A 3, zurzeit zwölf Appartments in einfacher Bauweise errichten, Ende Juli sollen sie beziehbar sein. Jede Einheit hat ein Schlafzimmer, Wohnküche und ein winziges Bad.

In einer solchen Mini-Wohnung kann eine Kleinfamilie unterkommen – es können auch zwei Erwachsene sein. In den Appartments sollen die Bewohner, wenn sie nicht zu einer Familie gehören, kulturell harmonieren. Im Gesamtprojekt Burggasse sollen sich aber durchaus unterschiedliche Kulturen begegnen. In der Hans-Katzer-Straße im Gewerbegebiet Scharrenbroich plant die Stadt ein ähnliches Wohnhaus.

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Nicht überall lassen sich solche relativ günstigen Bedingungen schaffen. In Rambrücken und Venauen gibt es Wohnhäuser, in denen lauter Männer zusammenleben. Die Situation sei dennoch zufriedenstellend, sagt Kowalewski: „In den Männer-Wohngemeinschaften haben wir relativ wenige Probleme.“

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