TrockenheitWie die Feuerwehr aus Rhein-Berg gegen Waldbrände gewappnet ist

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Die Feuerwehr bei einem Einsatz im Wald. (Archivbild)

Rhein-Berg – Wenige Niederschläge in den vergangenen Wochen, dazu teils enorme Hitze: Die Gefahr von Waldbränden ist derzeit hoch. Viele Menschen haben zudem die Bilder der Brandkatastrophe in Portugal vor Augen. Wie sind die Feuerwehren auf mögliche Brände in Waldbereichen wie dem Königsforst eingestellt? Thomas Franke sprach mit Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden.

Wie groß ist aktuell die Waldbrandgefahr?

Wir haben zurzeit die Stufe 4 von 5 möglichen Stufen. Die Tendenz in den nächsten Tagen geht derzeit nach den Vorhersagen in Richtung Stufe 3. Das ist keine Entwarnung, dazu wären längere Regenperioden nötig. Wichtig ist, dass die Menschen auch weiterhin daran denken, nicht im Wald zu rauchen oder etwa am Waldrand zu grillen.

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Als Brandursache Nr.1 gilt neben Rauchen das Zündeln im Wald. Gibt es auch Selbstentzündung?

Ja, Selbstentzündung gibt es, das ist gar nicht einmal so selten. Gerade wenn Glasflaschen oder Scherben so liegen, dass Sonnenstrahlen wie bei einem Brennglas gebündelt werden, kann es bei längerer Einwirkung zu Feuer kommen. Was zudem wirklich gefährlich ist, sind Bodenfeuer, die auf einer trockenen Wiese entstehen. So ein Feuer kann sich dann schnell mal in Richtung Wald ausbreiten.

Welche vorbeugenden Maßnahmen ergreift die Feuerwehr bei extremer Hitze und Trockenheit?

Bei länger anhaltender starker Trockenheit – dazu achten wir auf die Wettervorhersagen - können kurzfristig Beobachtungsflüge notwendig werden. Dies wird immer geplant von der Bezirksregierung, die ausgebildeten Luftbeobachter stellen wir Feuerwehren. Die Flüge starten in St. Augustin, gehen über mehrere Kreise, und zwar jeweils zweimal am Tag. Das letzte Mal war dies vor rund fünf Jahren der Fall, da hat auch alles bestens funktioniert. Wir arbeiten zudem sehr gut mit dem Tower am Flughafen Köln/Bonn zusammen, der uns warnt, wenn dort Rauch im Königsforst gesichtet würde.

Wie viele Einsatzkräfte könnten kurzfristig mobilisiert werden, wenn ein größeres Feuer gemeldet würde aus dem Königsforst?

Wir sind immer kurzfristig einsatzbereit. Es ist dann immer eine Frage, wer und was gebraucht wird. Eine Alarmierung kann natürlich auch kreisübergreifend sein. Dazu könnten wir die Feuerwehr der Nachbarkreise oder sogar vom Flughafen Köln/Bonn sowie auch von der Fliegerhorstfeuerwehr der Bundeswehr mit einsetzen. Natürlich ist nicht nur ein Feuer im Königsforst möglich, ich erinnere mich an einen Großeinsatz im Lerbacher Wald mit Rauch in der Nähe des Kreishauses.

Stehen den Feuerwehren genügend geländegängige Fahrzeuge zur Verfügung? Und werden die Feuerwehrleute für solche bei uns seltenen Notlagen ausgebildet?

Geländegängige Fahrzeuge stehen ausreichend zur Verfügung, die Leitstelle hat dazu die Übersicht. Auch Tanklöschfahrzeuge haben wir genügend, mit denen wir auch in den Wald kommen. Eine spezielle Ausbildung nur für Waldbrände gibt es nicht, so etwas wird aber in der normalen Ausbildung geübt. Natürlich geht es auch um das Verhalten, sich etwa richtig zu positionieren angesichts des Windes. Was wir speziell unternehmen: Wir üben derartige Einsätze mit unseren Leitungsstäben. Wir haben gerade erst am 6. Mai auf Stabsebene einen Einsatz bei einem großen Waldbrand geübt. Annahme war, dass es im Wildpark Odenthal brennt.

In Wäldern gibt es keine Hydranten. Woher bekommen die Einsatzkräfte das Wasser?

Wir setzen zum einen unsere Tankfahrzeuge im Pendelverkehr ein. Dazu ist es natürlich wichtig, dass die Forstbehörden Wege frei halten, auch für schwere Lkw. Wir können zudem Wasser aus Tümpeln entnehmen. Dazu besitzen wir Karten, auf denen diese Teiche markiert sind. Allerdings ist es gerade bei längerer Trockenheit oft problematisch, noch Wasser aus diesen Teichen zu pumpen.

Wie viele Liter fassen die Löschbehälter?

Unsere größten Fahrzeuge haben Tanks mit 5000 Litern Löschwasser, davon gibt es im Kreis vier oder fünf. Es gibt allerdings noch weitaus größere Löschtanks. So besitzt die Flughafenfeuerwehr Fahrzeuge mit über 10.000 Litern Fassungsvermögen. Wie lange man damit löschen kann, hängt natürlich davon ab, wie viele Schlauchleitungen jeweils an den Behältern hängen.

Wie viele Meter Schlauch können verlegt werden?

Theoretisch, so viel wie jeweils gebraucht wird. Es wäre möglich, Schläuche einmal quer durch den Königsforst zu legen über mehr als zwei Kilometer, dafür müssten wir Zwischenpumpen einsetzen. Aber bei so einer Länge gäbe es Reibungsverluste. Die Länge der Schlauchleitung hängt ab von der Einsatztaktik und von der Umgebung, etwa Steigungen. Wir versuchen in jedem Brandfall, mit unseren Fahrzeugen so nahe wie möglich an das Feuer heranzukommen.

Mussten bereits einmal Löschhubschrauber oder -Flugzeuge bei einem Waldbrand im Kreisgebiet eingesetzt werden?

Löschflugzeuge sind hier kein Thema. So große Brände hatten wir im Kreis nie. Im Rheinisch-Bergischen würden eher Hubschrauber von St. Augustin aus von der Bundespolizei oder der Bundeswehr mit außen angehängten Löschbehältern eingesetzt werden. Die Behälter können in Stauseen gefüllt werden. Die Behälter fassen längst nicht so viel Wasser, es gibt sie in Größen von 750 bis hin zu 2000 Litern.

Bis November gilt ein striktes Rauchverbot

Vom 1. März bis 31. Oktober gilt in unseren Wäldern ein striktes Rauchverbot. Auch darf (außer mit behördlicher Genehmigung an besonders gesicherten Stellen) weder im Wald selbst noch an den Waldrändern gegrillt oder Feuer entfacht werden.

Zudem wird davor gewarnt, glimmende Zigarettenkippen aus dem Autofenster zu werfen – aus gutem Grund: Über 95 Prozent der Waldbrände werden durch fahrlässiges Handeln verursacht. Durch Zigarettenkippen geraten nicht selten auch Straßenböschungen in Brand.

Bei Verstößen gegen den Brandschutz im und am Wald drohen Geldbußen, je nach Schwere von 80 bis 1000 Euro. Das Landesforstgesetz lässt Strafen bis zu 25 000 Euro zu. Wer fahrlässig einen Waldbrand verursacht hat, dem werden auch Schadenersatzforderungen sowie die Kosten des Feuerwehreinsatzes aufgebürdet.

Vorsicht ist beim Parken geboten. Durch heiße Katalysatoren kann sich Gras oder Laub unter dem Wagen entzünden. Und Feuerwehrzufahrten auf den Waldparkplätzen müssen unbedingt freigehalten werden.

Wer im Wald ein kleines Feuer entdeckt, sollte versuchen, es durch Austreten oder Ausschlagen zu löschen, sofern er sich nicht selber in Gefahr bringt. Aber nicht zögern und immer gleich auch den Feuerwehrnotruf 112 anwählen und eine möglichst genaue Standort- und Lagebeschreibung durchgeben. (jo)

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